die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Drum Ehrlichkeit und Edelweiß => Thema gestartet von: Sufnus am Juli 31, 2019, 18:40:30
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Gespräch mit dem Stein
Ich klopfe an die Tür des Steins.
"Ich bin's, mach auf." (W. Szymborska)
Die Haltbarkeit klebt außen an den Dingen
als Zweck und Wert am Weltenmobiliar,
will auch der Sinnsuchgeist ins Tiefe dringen,
das Schöne zeigt sich oberflächlich wahr.
Und bohrt sich einer durch die Daseinsrinde
und hofft im Untergrund auf reichen Lohn
(die Kindernarretei vom Such-und-finde):
er stößt auf Dreck und ein Das-gibt-es-schon.
Wir Außenseiter ohne Innenleben!
Wir stehn mit mehr als einem Bein im Sein,
zwar möchten wir zum Kern der Dinge streben,
doch graben uns nur in uns selber ein.
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Hi Suf!
Sehr philosophisch - ganz meine Ecke! :D
Statt dem seltsam hinbemühten "Sinnsuchgeist" hätte mir ein schlichter "Forschergeist" besser gefallen.
Nach "Sein" in S3Z2 hätte ich eher einen Bindestrich gewählt denn ein Komma.
Faust's Famulus als Goethe's Bild des vermessenen menschlichen Forscherdranges sagte ja damals schon: "Zwar weiß ich viel, doch möcht ich alles wissen!" Faust's Antwort erinnert mich sehr an deine obigen Zeilen:
Wie nur dem Kopf nicht alle Hoffnung schwindet,
Der immerfort am schalen Zeuge klebt,
Mit gierger Hand nach Schätzen gräbt
und froh ist, wenn er Regenwürmer findet!
Sehr gern gelesen! :)
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Lieber Sufnus,
ich mag es auch, das Bild des Außenseiters, der sich selbst hinterfragt. LG von Agneta
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Vielen Dank Euch beiden für die Kommentare! :)
Die Idee einer Welt, die nur aus Oberfläche besteht, war übrigens (sehr frei assoziierend) von der Erzählung Flatland von Edwin Abbott Abbot inspiriert, die eine zweidimensionale Welt beschreibt... aber mein Gedicht hat, abgesehen von diesem ursprünglichen, gedanklichen Ausgangspunkt, nichts weiter damit zu tun. :)