die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Zwischen Rosen und Romantik => Thema gestartet von: Sufnus am August 13, 2019, 19:54:23

Titel: Duett
Beitrag von: Sufnus am August 13, 2019, 19:54:23
Duett

Liebe will zu Herzen gehn,
ringel ringel rein!
Du bist schön und ich bin schön,
wolln zusammen sein.

Wie die Lieb auf Stelzen steht,
bimmel bammel bomm!
Für die Lieb ists nie zu spät,
komm, mein Liebchen, komm.

Wie die Liebe Flausen macht,
ene mene mu!
Vor dem Fenster lacht die Nacht,
niemand schaut uns zu.
Titel: Re: Duett
Beitrag von: Erich Kykal am August 13, 2019, 22:23:48
Hi Suf!

Interessante lyrische Dynamik aus der Diskrepanz von Form und Inhalt: ein veritables Liebesgedicht in Form eines naiven Kinderliedes.
Das Amalgamieren kindlicher Ausdrucksweise mit erotischem Knistern kann sowohl positiv sprachspielerisch wie auch negativ - als potentieller Kindesmissbrauch - ausgelegt und gedeutet werden. So gerinnt das vordergründige Lächeln beim Lesen zu fröstelndem Grauen ...

Ist es nur ein scherzender Galan, der so seine schmunzelnde Liebste erheitert und verführt - oder ist es der Täter, der sich nachts heimlich ins Kinderzimmer schleicht?

Wie gesagt: Höchst interssante lyrische Dynamik!

LG, eKy
Titel: Re: Duett
Beitrag von: Sufnus am August 14, 2019, 13:54:08
Hi eKy!
Eine spannende Doppelgesichtigkeit machst Du da aus... ehrlich gesagt, habe ich an derartige Abgründe nicht gedacht, aber jetzt, wo Du es aufspürst, ergibt die dunkle Deutung durchaus auch einen Sinn. Eigentlich hatte ich ein heiteres Liebesgeplänkel vor Augen... bin wohl doch zu harmlos...  :)
Vielen Dank auf alle Fälle für diese Anmerkungen!
S.
Titel: Re: Duett
Beitrag von: Erich Kykal am August 14, 2019, 22:57:13
Hi Suf!

Ei der Daus - mir erging es kürzlichst ganz genauso mit einer Deutung zu einem meiner Werke! Ich dachte beim Schreiben an eine "normale" Defloration einer Angebeteten durch einen Anbeter, aber man las ein Gedicht über einen Kinderschänder heraus ...  ::)

Naja, Zeichen der Zeit ...

LG, eKy