die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Drum Ehrlichkeit und Edelweiß => Thema gestartet von: Guenter Mehlhorn am November 02, 2010, 16:57:02
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DIE ALTE WEIDE
Novemberwind durchzaust die Weide
und kostet sie das letzte Blatt,
das aus dem zarten Goldgeschmeide
zuletzt sein Grün verloren hat.
Da steht sie nun, halb Stamm, halb Strauch,
und winkt mit kahlen Ästen.
Voll Runzeln ist der Rindenbauch,
gefüllt mit tausend Gästen!
Der Blitz, der Regen und der Sturm,
die haben sie geschunden.
Auch Käfer, Maus und Regenwurm,
hat sich hier eingefunden.
Sehr oft geh ich zu ihr hinaus.
Wir tauschen keine Worte.
Sie kommt mit jedermann gut aus,
so auch mit meiner Sorte.
Wir spinnen Garn und streiten kaum,
stehn vorgebeugt im Wind.
Wir mögen uns, ich und der Baum,
weil wir uns ähnlich sind.
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oh, günter,
ich liebe trauerweiden!!!
als ich ein kind war , hatten wir eine im garten stehen (die musste dann leider einem hausanbau weichen, weswegen ich damals ziemlich geheult habe)
hab ihr später künstlerisch in einem lied ein denkmal gesetzt. vieleicht singe ich das , wenn ich wieder nach berlin komme.
eine zeile hab ich nicht ganz verstanden:
an tausend Runzeln zier´n den Bauch.
soll das heißen an die tausend runzeln......?
Auch Käfer, Maus und Regenwurm,
sich hier hat eingefunden. und das müsste ja eigentlich "haben" heißen.
mit bäumen kann man sich wirklich sehr, sehr verbunden fühlen.
hingerissen,
larin
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Hallo Gun,
ich sehe dich direkt vor mir, der Wind weil er nichts anderes mehr zum zerzausen hat, da nimmt er halt dein Haupthaar und davor steht die alte Weide. Zwei "alte" Gesellen tauschen Lebenserinnerungen aus. Da möchte man dabei sein. Sag mal, blödelt ihr beiden da auch ein bisschen?
Schönes Gedicht nur die von Larin erwähnte Zeile, die würde ich so schreiben:
hat sich hier eingefunden.
Schöne Grüße nach Berlin
der Knacki
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Lieber gun - Günter!
Du entwickelst Dich ja zum Großmeister der Naturbetrachtungsromantik!
Da die Weide ebenfalls zu meinen Lieblingsbäumen zählt, kann ich daran nicht vorbeiziehen.
Aber larin hat berechtigt kritisiert:
"an tausend Runzeln" sagzt mir auch nicht sehr zu.
Wie wäre es mit
"schier tausend ...."?
"Auch Käfer Maus und Regenwurm
haben sich eingefunden"
Simpel, aber schön und korrekt.
Ist ein Genuß, bei dieser Weide zu sein!
Liebe Grüße
von
cyparis
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Hallo ihr drei beiden.
Gefällt euch nun die Weid´n?
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jaaaaaaaa! :-*
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Mir auch!!!!!
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Und mir erst!!!!
:) :) :)
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Dass euch der Baum gefällt ist fein.
Ein Hund meints auch und hebt das Bein.
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Natur, Natur, was machste nur
mit diesem Stück geweidet pur!
Wird mit jedem Lesen anrührender.
cyparis
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Was der Anne so gefällt,
das gefällt der ganzen Welt.
:o
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Was der Anne so gefällt,
das gefällt der ganzen Welt
na, aber doch nicht so!
jetzt behauptet der günter doch glatt, die anne wär nicht auch wählerisch.....
Unter dieser "alten Weide"
weben Träume , walten Eide,
hoch und heilig für die Kunst!
Also schreibe keinen Dunst.
Anne liebt gewiss nicht alles
und - im Falle eine Falles-
tut sie das auch lautstark kund
auf dem ganzen Erdenrund.
Solcherart kam Anneliese
auf die grüne Lyrik-Wiese.
Weil sie sichs zu sagen traut,
wars oft anderen zu laut.
Wir jedoch, wir sind ganz leise,
rascheln wie das Weidenlaub,
sind teils albern, teils auch weise
und für grobe Sachen taub.
Dieses, denk ich, wird der Anne
gut gefalln. Die böse Welt
kann uns mal von hinten ansehn,
wenn sie uns für damlich hält!
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Du sagst das aber deutlich krass.
Und meinst, das wäre ein fauxpass.
Oh nein, Du größte aller Musen.
Ich wollte cyppi nur beschmusen!
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soso - du wirst mir ungetreu?
(das wär bei männern ja nicht neu)
doch gönn ich cypi jeden spaß -
dann balze halt im übermaß.... ;)
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Ihr Freunde!
Soo liebe ich mir meine Lieben!
Hier wird Grobes nicht getrieben
und erst recht nicht hingeschrieben.
Was ins "Kämmerlein" gehört,
ist's, was anderswo man schwört.
Doch an aller Freunde Busen oder Herzen
laßt uns schmusen, laßt uns scherzen!
cyparis
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Dann trefen wir uns beide
zu dritt an meiner Weide.
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Ob Weide oder Heide:
Wir werden Stücker Acht,
solang uns eine Wiese lacht,
uns Weidenschatten macht.
Hach, Ihr seid goldig!
Liebe Grüße
von
cyparis
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oft darf man aber nur einzeln wohin gehen,
nämlich immer dann, wenn an der türe steht: "zudrittt verboten!"
;D larin
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Hahaha -
das muß ich mir merken!
"zu Dritt verboten" ..... köstlich!
cyparis
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Die Weide steht ja nicht in Sachsen.
Jetzt kannste wieder weiter flachsen.
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Hi, Günther!
Ich erlaube mir mal, meine Tipps und Ideen gleich ins Zitat einzufügen. Das spart Zeit und Mühen.
DIE ALTE WEIDE
Novemberwind durchzaust die Weide
und kostet sie das letzte Blatt,
das aus dem zarten Goldgeschmeide
zuletzt sein Grün verloren hat. Hier waren mir zuviele "das" am Zeilenanfang. So liest es sich runder und ist ein einziger, wohlgestaffelter Satz!
Da steht sie nun, halb Stamm, halb Strauch,
und winkt mit kahlen Ästen.
Voll Runzeln ist der Rindenbauch,
gefüllt mit tausend Gästen! So liest es sich flüssiger, die beiden letzten Zeilen harmonieren besser.
Der Blitz, der Regen und der Sturm,
die haben sie geschunden.
Auch Käfer, Maus und Regenwurm,
hat sich hier eingefunden.
Sehr oft geh ich zu ihr hinaus.
Wir tauschen keine Worte.
Sie kommt mit jedermann gut aus,
so auch mit meiner Sorte. Besseres Deutsch, bessere Wortmelodie.
Wir spinnen Garn und streiten kaum,
stehn vorgebeugt im Wind. Überflüssiger Apostroph!
Wir mögen uns, ich und der Baum,
weil wir uns ähnlich sind.
[/quote]
Insgesamt sehr gern gelesen und beklugscheißert. Das feine Gleichgewicht zwischen wortgeschliffenem, getragenem Naturgedicht und schmunzelnder, augenzwinkernder Selbstironie wird hier sehr angenehm gehalten. So ein Spagat ist alles andere als einfach!
LG, eKy
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Hallo Ede.
Ein wirklich hilfreicher Komm. Danke.
Kennst Du die Theorie von Medusa?
Bloß keen und an den Anfang der Zeile.
Wat sachste dazu?
Ick jlobe et is besser mit und, und flüssiger.
Jut ick übanehme det einfach!
Jünta.