die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Im Gras wispert Hoffnung => Thema gestartet von: AlteLyrikerin am Mai 26, 2020, 13:22:22
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In Wahrheit ist der Spielraum,
den wir gestalten können,
sehr klein.
Stellst du einen Popanz hinein,
hat nichts anderes mehr Platz.
Nimmst du Verbotsschilder mit
oder parkst du dort deine Angst,
dann wird es sehr beklemmend.
Die Leere deines Spielraums
musst du aushalten
ohne in Aktionismus zu verfallen.
Gehe hinein mit träumerischer Zuversicht
und nimm niemanden mit,
der nur nach dem Nutzen fragt.
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Hi AL!
S4Z2 - Bitte Komma setzen nach "aushalten".
Was für dich "Spielraum" ist, nenne ich ungenutztes Potential. Das ist auch sehr okay so, denn wer versuchte, sich sozusagen "ganz auszuschöpfen", wäre sehr bald sehr leer ... ;)
Es ist wie mit dem Poeten, der seine Kunst erzwingen will, um zu verdienen, um zu beeindrucken, warum auch immer. Es wird letztendlich so gut wie immer eine verkrampfte, kopflastige Sache, der man die kreative Überforderung auch recht gut anmerkt. Potential muss reifen, um in eine gute Form gerinnen zu können - das bruacht Zeit und einen guten Grund. Inspiration ist etwas, das sich nicht herbeibefehlen lässt, aber nur damit wird und bleibt alle Kunst letztlich authentisch und wahr.
Leider suggeriert unsere beeilte Leistungsgesellschaft das leidige Bild vom "Macher um jeden Preis", der sich ganz über seinen Erfolg und Einfluss definiert, ob materiell oder machtorientiert, der die Welt zwingt und erobert, statt mit ihr und in ihr zu tanzen - ein Popanz eben ...
Den kreativen Akt, das Sich-fallen-lassen-Dürfen in den Zufall der eigenen Existenz, beschreibst du hier sehr gut, vor allem S4 erscheint mir als Kernaussage.
Gern gelesen! :)
LG, eKy
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Hi Erich,
herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar! Was das Komma angeht, ist das eine neue Rechtschreibregel? Zu meiner Schulzeit wurde eine infinitive Ergänzung ( zu bzw. ohne zu ) nicht durch Komma abgetrennt. Hiermit verweigere ich einfach den Teil der neuen Regeln, die mir nicht passen.
Deine Interpretation der Verse gefällt mir sehr gut, obwohl ich bei deren Verfassung ganz andere Ideen hatte. Das zeigt mir wieder einmal, der Leser ist Mitschöpfer des Gedichtes.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
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Hi!
Die wichtige Rolle des Lesers beim Gedicht würd ich auch unterstreichen! In dem Zusammenhang musste ich gerade aktuell an eine kühne Interpretation meinerseits eines Gedichts aus einem anderen Forum denken... gut möglich, dass wir in den nächsten Tagen darauf nochmal zu sprechen kommen (Aufbau eines Spannungsbogens durch geheimnisvolle Andeutungen)... jedenfalls konnte ich meine Interpretation durch zahlreiche Textbeispiele ausführlich begründen... und die "Auflösung" des Autors zeigte dann anschließend, dass er an etwas in Richtung meiner Ausführungen überhaupt nicht im Entferntesten gedacht hatte... ;D Deshalb war meine Deutung natürlich nicht "falsch"... aber offensichtlich auch keineswegs objektivierbar oder mit Deutungshoheitsanspruch versehen... :)
LG!
S.
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ich mag deinen Schreibstil, AL. Das Werk gefällt. LG von Agneta
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Liebe Agneta,
herzlichen Dank. Was kann ein Schreibender, der sich traut etwas zu veröffentlichen, schöneres geschenkt bekommen als ein "Das Werk gefällt".
Liebe Grüße, AlteLyrikerin.