die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Drum Ehrlichkeit und Edelweiß => Thema gestartet von: Erich Kykal am Juni 29, 2020, 23:29:06
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Liefen wir vor ach so vielen
nie uns eingestandnen Zielen
nicht davon ein ganzes Leben?
Waren unsere servilen
Argumente, wo sie fielen,
Anlass, nie sich zu erheben?
Wann verloren unsre Träume
ihre bunten Innenräume
an die Rolle, die wir spielen?
Wie der Brandung Meeresschäume
sterben an der Küsten Säume,
starben wir, bevor wir fielen.
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Ja, lieber Erich,
ein Mangel an Mut, den eigenen Weg zu gehen, führt vielleicht am Ende zu der schmerzhaften Erkenntnis, sein Leben verfehlt zu haben. In der gewählten Form der Frage lässt es der Leser eher zu. Der Schaum ist ein treffendes und beängstigendes Bild.
Sehr gern gelesen.
Gruß gummibaum
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Hi Erich,
das gesamte Gedicht gefällt mir sehr gut, weil es unseren Defiziten eine ehrliche Betrachtung widmet. Besonders sprechen mich diese Verse an,Wann verloren unsre Träume
ihre bunten Innenräume
an die Rolle, die wir spielen?
denn sie treffen genau den Kern, unsere Festlegung auf Rollen, die wir spielen zu müssen glauben.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
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Hi Gum!
Ich hab mir mal ein (gutes) Beispiel an deinen kurzen, prägnanten Zeilen genommen und versucht, in dieselbe Kerbe zu schlagen. Gelungen? ;)
Gum, Hi AL!
Wir alle müssen uns irgendwann von allzu romantischen oder allzu selbstbewusst aufgeladenen Lebenszielen verabschieden. Sei es aus eigener Reife, sei es der Schmerz beständigen Scheiterns, der uns zwingt - es ist ein Fakt, dass kein Mensch ALLES, was er sich erträumt, auch umsetzen oder erreichen kann.
Das ist okay so, aber für manche bedeuten solche Niederlagen soviel Frust und Selbstzweifel, dass sie sich einigeln und nie wieder etwas Großes angehen. Sie werden Musterbürger in Konformität und Mittelmaß, spielen und ziehen ihre "Rollen", die ihre Gesellschaft ihnen zugesteht, eisern und artig durch, sich einredend, darin jene Erfüllung zu finden, die ihnen die Welt (selber schuld sind sie ja kaum je ...) böswillig vorenthalten hat.
Das sind dann die Leute, die ihre Kinder gnadenlos dressieren, antreiben und zwingen, ihre nie selbst erreichten Ziele anzustreben: Das kleine Mädchen, seit Windelzeit als Model abgerichtet, Kinderstar, Werbeikone, Superstar, verurteilt zum Erfolg um jeden Preis. Das Opfer Britney Spears ist ein schönes Beispiel ...
Oder die Väter, deren trainingszerschundene, gnadenlos gedrillte Söhne genau die sportliche Karriere machen müssen, an der sie selbst einst scheiterten - und wehe, sie wollen oder können auch nicht!
Und dann gibt es noch die ernsthaft Geschlagenen, an grausamen Erlebnissen mutlos Gewordenen, gefangen in Depression und Selbstverachtung ...
Vielen Dank für eure positiven Rückmeldungen! :)
LG, eKy
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Ja, gelungen, Erich.
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Danke, Gum.
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Du hast gut daran getan, Deine Perle noch einmal in Erinnerung zu rufen, eKy! :) Die kurz angestippten Zeilen reverenzieren tatsächlich wunderbar Gums Kunst der lakonisch hingetuschten Verse! :) Der Tonfall ist dennoch ganz Kykalisch (und vorzüglich!). :)
LG!
S.
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Hi Suf!
Vielen Dank für deine freundlichen Worte! Ein ganz "normaler" Kommi im besten textarbeitlichen Sinne - das tut gut, scheint hier derzeit doch wieder mal so mancher seine Zickenphase auszuleben!
Grüngold wirft provokative Köttelchen von der Seitenlinie,
Agneta will sich wieder mal gänzlich verabschieden,
Emilie ätzt gegen alle, die genug von Grüngold haben,
Hans macht keinen Hehl aus seiner aggressiven "Direktheit".
Gummibaum und Curd schweigen, und Jenny ist absent.
Die restlichen User sind zu neu oder schweben eher ab und zu vorbei und halten sich weitgehend bedeckt bezüglich Foreninterna.
Schön, dass du noch reinschaust, um Gedichte zu lesen und zu kommentieren! :)
LG, eKy
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PS:
U.a. noch unkommentiert:
http://www.dielyrik-wiese.de/lyrik-wiese/index.php?topic=6854.msg39328#msg39328