die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Im Gras wispert Hoffnung => Thema gestartet von: gummibaum am Juli 05, 2020, 23:04:56
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Schwalben sind ihm noch geblieben.
Nisten unter seinem Dach.
Sonst hat niemand mehr geschrieben.
Die Familie macht ihn schwach.
Schmiegt sich an die Fensterscheibe.
Schaut dem Flug der Schwalben zu.
Wünscht sich als die nächste Bleibe
so ein Segeln durch die Ruh...
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Hi Gum!
Im S2 ist nicht klar, ob nun das LyrIch oder die wärmende Fensterscheibe dem Flug der Schwalben zuschaut.
Ansonsten hast du die Isolation des unfreiwilligen Eremiten gut eingefangen - die Schwalben scheinen das einzige zu sein, was sich noch bewegt ...
Gern gelesen! :)
LG, eKy
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Ja, S2 ist unklar. Danke, Erich. LG g
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manchmal wünscht man sich so einen ort des Rückzugs, lieber Gum. Kann ich gut nachvollziehen. LG von Agneta
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Lieber gummibaum,
die Einsamkeit des lyrischen Ich ist mit Trauer beladen, aber nicht mit Verzweiflung. Das ist in Deinen Versen subtil herausgearbeitet. Einsamkeit kann töten; das passiert altuell vermehrt in den Pflegeeinrichtungen, in denen demente Senioren keinerlei Besuch erhalten wegen Corona. Sie werden zu Tode beschützt.
In Deinem Gedicht ist die Einsamkeit noch ein Ort, in dem sich's leben lässt, solange die Schwalben noch zu Besuch kommen.
Herzliche Grüße, AlterLyrikerin.
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Danke, liebe Agneta. Rückzug kann heilsam sein. Hier ist es eher Verbannung.
Danke, liebe AlteLyrikerin. "Zu Tode geschützt" bringt es auf den Punkt. Tiere können Einsiedlern aber ein Lebenselexier sein.
Es grüßt euch gummibaum
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Ach ja, unsere lieben Senioren ... zusammengetrieben in wohlbestallten Sterbeherden, heruntermedikamentiert zu ertärglicher Laut- und Medienstärke, um still und möglichst gesellschaftsstörungsfrei abzuleben ... ::) >:D - oder wie soll man Seniorenheime sonst betrachten?
Aber was würden wir ohne diese Senilitätsbehälter machen? Wer hätte noch Zeit heutzutage, in dieser gnadenlosen Leistungsgesellschaft die eigenen Alten zu pflegen oder zu beschäftigen? Oder von ihnen gar moralisch beschäftigt zu werden ...
Fragen über Fragen ... - ich kann nur hoffen, genug Kohle und Hirnschmalz zu behalten, um daheim abnippeln zu können!
LG, eKy
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hallo gummibaum,
beim lesen deines gedichtes rieselt es mir eiskalt den buckel runter!
genau wie in deinem gedicht hat mir einst (der vor einigen jahren verstorbene) günther mehlhorn seine situation im alter beschrieben!
er lebte allerdings nicht im altersheim, sondern selbständig- aber eben auch mit der familie überworfen.
ich musste sofort am ihn denken.
es gibt übrigens ein gedicht gleichen titels von ihm. auch er war ein "schwalbengucker".
(ach natur -vergiss meinnicht16.Juli2011)
wir können von glück reden, dass die errungenschaften der technik und doch so einiges an kommunikation ermöglichen, auch über weite distanzen.
trotzdem: reale menschen sind durch nichts zu ersetzen!
treffsicher beobachtet!
lg, larin