die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: gummibaum am Dezember 18, 2021, 19:44:24
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Es hieß, ein Schiff vor unsrer Küste
sei havariert, und seine Fracht
ins Meer gelangt, allein, man müsste
nicht fürchten, dass sie Schaden macht.
Ich fuhr zur Nacht mit meinen Netzen
hinaus, zog wenig Fang ins Boot.
Er spiegelte, mir zum Entsetzen,
kein Mondlicht mehr und war schon tot.
Verklebt die Kiemen, und die Fische
verströmten den Geruch von Teer.
Der Wind trug beißende Gemische
und schob kaum Wellen übers Meer.
Die See, bald eine starre Plane
mit Klumpen wie zersetztes Blut,
zog flügellahme Pelikane
schwarz wie Bitumen in die Flut.
Der Ölfilm leckte viele Wochen
an unserm wunderschönen Strand,
und warf, erstickt, vom Meer erbrochen,
uns Seeschildkröten auf den Sand.
Nun hieß es endlich, nicht mehr fischen,
und Ölkonzern und Reederei
die Schadensklagen aufzutischen,
doch denen war es einerlei.
Wir sammelten mit bloßen Händen
Kadaver, Gift, so manches Jahr,
bekamen hin und wieder Spenden,
doch niemals wieder, was hier war…
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Hi Gum!
Beklemmende Vision der schon viel zu oft geschehenen Ölpest nach Tankerhavarien - und warum? Weil die Maximierung der Gewinnmarge diktiert, dass Präventivmaßnahmen für sichere Schiffe sich nicht rechnen, wenn man bedenkt, wie oft sie im Vergleich zu ihrer Gesamtzahl havarieren. Gewissenlose Geschäftemacher und Ausbeuter diktieren die Gesetze, nach denen wir uns ausdehnen wie ein Virus, ohne Bedenken um irgendeine Nachhaltigkeit oder Naturverträglichkeit.
Das wird sich auch nicht ändern, erst recht nicht, wo die Ressourcen immer knapper werden, immer mehr damit zu verdienen ist! Das System trägt sich selbst, bis in den längst absehbaren Abgrund hinein, und jeder hofft, dass das dann schon das Problem irgendwelcher Nachkommen sein möge. Die Egomanie der Megalomanen.
LG, eKy
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Danke, lieber Erich,
für deine guten Gedanken.
Vielleicht ist der Mensch ja ein Virus und einige sind zu sehr pathogenen Formen mutiert.
Alles Gute und liebe Grüße von gummibaum
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hallo gummibaum,
das szenario ist sehr bedrückend - fast möchte ich sagen: die beschriebene tatsache ist deiner lyrischen beschreibung nicht würdig.
Oder aber: deine lyrik macht fast noch was schönes daraus.
leider nur fast. Katastrophen bleiben katastrophen. traurige bilder, die da im gedächtnis hängen bleiben - gut eingefangen mit der kamera des lyrischen betrachters!
Lg, larin
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Danke, liebe larin.
Ich freue mich über deinen Kommentar.
Grüße von gummibaum