die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Im Gras wispert Hoffnung => Thema gestartet von: gummibaum am M?RZ 12, 2023, 18:25:02
-
Achtsam wurde umgeschrieben,
was dir anfangs grob geriet.
Gold entstand, das reich getrieben,
jede Form klar unterschied.
Sprache, die erst trüb berührte,
was an Sinn in Dingen war,
wurde rein, drang ein und spürte
ihn dort auf ganz wunderbar.
Wahr und falsch sind nun zu trennen
durch des Textes feines Sieb.
Les ich ihn, muss ich bekennen:
Ich hab deine Worte lieb …
-
Hi Gum!
Inwiefern wäre ein Festlegen hier grob? Inwiefern soll es 'achtsam' sein, auf die Beantwortung zu verzichten, wenn der Angesprochene noch nicht einmal konstatiert hat, dass es ihm unangenhem sein könnte, darüber zu sprechen?
Mir erscheint diese Conclusio etwas indifferent, wird doch keine Begründung für ihr Argument geliefert. Hat das LyrIch Angst, etwas zu hören, was ihm nicht gefällt (wenn ja, ob welcher Parameter oder Andeutungen?), oder ist es ihm im Grunde egal, oder ist es zu politisch korrekt oder überbesorgt um die seelische Stabilität des Adressaten? (Wenn ja, wiederum: Ob welcher Anzeichen? Der Angesprochene scheint sich im Gegenteil sogar höchst wohl zu befinden!)
Auch der Satz: 'Ich lass dich gehen' erscheint mir bezüglich der Beantwortung einer simplen Frage etwas unpassend: Meint das LyrIch, es lässt den Angesprochenen sozusagen vom Haken dieser Befragung, oder strebt der Adressat irgendwo anders hin, und das LyrIch lässt ihn ziehen?
So schön der Text geschrieben ist, für mein Gefühl ist er in sich unlogisch und versickert am Ende irgendwie unbefriedigend, lässt zu Vieles offen und unbeantwortet.
LG, eKy
-
Danke, lieber Erich.
Wahrscheinlich muss ich hier nachschärfen oder umschreiben.
LG g
-
Hi Gum!
Entschuldige, dass ich mal kritisiere. Ich tue das höchst ungern bei guten lyrischen Freunden, aber ich fühle mich der Wahrheit mehr verpflichtet. Gefälligkeitsgutachten sind nicht meine Sache. Seltsam, zumal ich selbst ziemlich an mir arbeiten musste, um Kritik an den eigenen Werken objektiv betrachten zu können.
In diesem Fall scheint mir die seltsam besorgte Einstellung des LyrIch, nicht nach jdem Grund für jemandes - offenbar besonders gutem - Wohlbefinden zu fragen, ohne klare Begründung oder mehr Information, einfach zu sehr in der Luft zu hängen. Außerdem wäre es für mich viel eher 'achtsam', gerade DANN nachzufragen, ob etwas vielleicht nicht stimmt, als einen scheuen Mantel des Schweigens darüber zu breiten.
Also: Hintergrundinfo zur angesprochenen Person, das Verhältnis zum LyrIch, und klar nachvollziehbare Begründung/Erklärung für das Verhalten, dann wird da ein tolles Gedicht draus!
LG, eKy
-
Lieber Erich,
lieb, dass du dich nochmals erklärst. Ich finde die Kritik ja gut. Die letzten beiden Verse sind unklar. Sie beziehen sich auf mein Gefühl, dass Interesse auch als Neugier aufgefasst werden kann und dann, wie bei den Heinzelmännchen von Kölln, die Wunder wirkenden Mächte zerstört.
Das Gedicht ist einem früheren verwandt ( http://www.dielyrik-wiese.de/lyrik-wiese/index.php?topic=8325.msg47967#msg47967)
LG g
-
Hi gum!
Also ich finde es eigentlich ganz schön, dass Dein (nebenbefundlich formal ganz makellos gefügtes) Gedicht nicht alle Hintergründe offenlegt. Man darf als Leser, so würd ich das sehen, ab und zu ruhig auch mal ein bisschen rätseln und am Ende vielleicht auch mal ohne eindeutige Lösung dastehen. Womöglich - und insofern hat eKy schon einen Punkt - ist das "grob" aber ein bisschen vehement, dafür, dass es nicht wirklich anmoderiert wurde.
Ich denke, man kann hier sicher noch ein bisschen mit verschiedenen Varianten spielen - aber so störend, dass dringender Handlungsbedarf besteht, finde ich den Schluss jetzt auch nicht. Ein schönes Werk, lieber Gum! :)
LG!
S.
-
Lieber Sufnus,
vielen Dank für deinen Kommentar, der mich wie der von Erich, nur etwas zurückhaltender, zum Umschreiben bewegte.
Lieber Erich, lieber Sufnus,
ich habe den Titel gelassen, aber das Umschreiben zum Inhalt gemacht. Vielleicht passen Titel und Inhalt jetzt besser zusammen. und der Inhalt hat mehr Logik. Der alte Text steht nun in diesem Textfeld, damit eure Kommentare auf ihn nicht ganz in der Luft hängen.
LG g
Achtsam
Deine Stimme klingt heut sicher,
so, als wär dein Feld bestellt,
gingest du in abendlicher
Ruhe weiter durch die Welt.
So, als seien alle Knitter
deiner Seele ausgebügelt,
alle drohenden Gewitter
ein für alle Mal gezügelt.
Lass mich wissen, was geschehen,
was den Sinn dir so erhob.
Oder nein, ich lass dich gehen -
Festzulegen wär jetzt grob…
-
Hi gum!
Deine neuen Zeilen sind von einer großzügigen Musikalität erfüllt, zeigen einen ruhigen und wunderbar entspannten Gestus, der in der Ausgangsfassung tatsächlich noch nicht so ausgeprägt war. Große Freude!
Was mir beim Lesen beider Fassungen jetzt dämmert (korrigiere mich, falls ich da jetzt falsch liege), ist, dass das "Du" in den Gedichten womöglich eine Selbstansprache ist, die Zeilen also eine Art Selbstgespräch führen. Kann das sein? Oder lese ich da jetzt was hinein, was gar nicht intendiert ist?
LG!
S.
-
Achtsam wurde umgeschrieben,
was dir anfangs grob geriet.
Gold entstand, das reich getrieben,
jede Form klar unterschied.
Sprache, die erst trüb berührte,
was an Sinn in Dingen war,
wurde klar, drang ein und spürte
ihn dort auf und wog ihn bar.
Wahr und falsch sind nun zu trennen
durch des Textes feines Sieb.
Les ich ihn, muss ich bekennen,
ich hab deine Worte lieb…
Hi Gum!
Das gefällt mir schon mal viel besser. Aber auch hier - du kennst mich leider - habe ich einige aufdringliche ;) ::) Vorschläge parat:
Achtsam wurde umgeschrieben,
was dir anfangs grob geriet.
Gold entstand, das, reich getrieben, Entweder zwei Kommata, und den attributiven Einschub 'reich getrieben' zu generieren, oder gar keine Kommata, davor wie dahinter.
jede Form klar unterschied.
Sprache, die erst trüb berührte,
was an Sinn in Dingen war,
wurde rein, drang ein und spürte Wortwiederholung 'klar' mit S1Z4. Vorschlag: Hier 'rein' stattdessen.
ihn dort auf ganz wunderbar. Wie kann man etwas 'bar wiegen' - klingt etwas seltsam, man denkt automatisch an Barzahlung. An 'bar' wie 'nackt' denkt man viel später oder gar nicht.
Wahr und falsch sind nun zu trennen
durch des Textes feines Sieb.
Les ich ihn, muss ich bekennen: Hier erscheint mir ein Doppelpunkt förderlicher.
Ich hab deine Worte lieb … Vor den drei Punkten des sprachlichen 'Fade out' lasse ich immer ein Leerzeile stehen, um sie klar vom letzten Wort zu trennen.
Sehr gern gelesen! :)
LG, eKy
-
Lieber Sufnus,
danke für deinen freundlichen Kommentar. Keine Selbstansprache, glaube ich.
Lieber Erich,
danke für die Tipps. Ich habe es geändert.
Meine drei Punkte sollen heißen: Text bitte nicht überbewerten.
LG g