die Lyrik-Wiese

Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: cyparis am November 12, 2017, 05:39:51

Titel: Grau
Beitrag von: cyparis am November 12, 2017, 05:39:51
Schwermut hält mich fest umfangen;
Tag und Nacht wie Endmoränen,
Auffangbecken für die lauen Tränen,
die einstens heiß dem Glück entsprangen.

Trübnis liegt in allen Stunden.
Dunkler Himmel tränkt die Sonne;
Weit und breit kein Funke Wonne.
Niemals werde ich davon gesunden.

Rostzerfressen starrt der Hügel.
Angstvoll schweigt die Kreatur.
 Erdenleben scheint dem Tod geweiht.

Gifte jagen schnellend ohne Zügel.
Feindin ist nun die Natur.
Ich schaue stumm und falle aus der Zeit.


11.11.2017
Titel: Re: Grau
Beitrag von: Agneta am November 12, 2017, 09:43:20
Ich denke nicht, liebe Cyparis,dass das Lyrikich "aus der Zeit fällt", denn gerade heutzutage leiden viele Menschen an Schwermut und Krankheiten, die daraus erwachsen können. Die Menschen sind zu oberflächlich , nicht mehr am anderen interessiert.Mitleiden kostet Kraft und die braucht man in dieser rauen Welt für sich selbst.
Das Einzige, was einen da auffängt, ist die Familie, die einen liebt und so nimmt, wie man ist. Wo man Sichselbst sein kann.
Der November an sich trägt ein Naturbild, das traurig ist und von Vergänglichkeit kündet. Doch die Luft ist frisch, wenn kein Nebel ist. Bei Nebel wird  man schon mal an Endzeitstimmung erinnert, gerade, wenn man Sorgen hat. Aber dann backe ich Weihnachtsplätzchen. Lächeln und dem Lyrikich alles Gute mit lG von Agneta

Titel: Re: Grau
Beitrag von: Erich Kykal am November 12, 2017, 10:55:59
Hi Cypi!

Als Dichter lobe ich deine Zeilen, liegen sie doch sozusagen poetisch auf "meiner Welle". Als Freund sorge ich mich bezüglich der Aussage des Inhalts und frage mich: Schreibst du dir bloß den Frust von der Seele oder ertrinkst du gerade darin?!  :-\

Ein paar kleine metrische Ungleichgewichte erlaube ich mir in dieser Version zu beheben:

Schwermut hält mich fest umfangen;
Tag und Nacht wie Endmoränen,
Auffangbecken für die Tränen,
welche einst dem Glück entsprangen.

Trübnis liegt in allen Stunden.
Dunkler Himmel tränkt die Sonne;
Weit und breit kein Funke Wonne.
Niemals werde ich gesunden.

Rostzerfressen starrt der Hügel.
Angstvoll schweigt die Kreatur.
Leben scheint dem Tod geweiht.

Gifte jagen ohne Zügel.
Feindin ist nun die Natur.
Noch betrüge ich die Zeit.


So wäre alles sauber vierhebig mit betontem Auftakt.

Allergernst gelesen und bestaunt!  :)

LG, eKy
Titel: Re: Grau
Beitrag von: Martin Römer am November 12, 2017, 22:28:11
Heute den Schweren
ihrer Vinothek!
Eigenes Lieben, eigenes Lehren.
Prinzleins Privileg.
Die Lady: sein Weg.
Titel: Re: Grau
Beitrag von: wolfmozart am November 18, 2017, 11:21:41
Hallo cyparis,

Das Gedicht kann ich nur loben. Von der schwemütigen Ausdrucksweise ganz auf der Linie des großen Poeten Georg Trakl.

Ich wünsch dir trotzdem dass dich die Schwermut auch wieder verlässt und du schönere Stunden hast.

Ich hab schon Situationen gehabt von denen ich nicht mehr zu gesunden glaubte und dennoch ist alles wieder geworden.
Kopf hoch :)

Lieben Gruß wolfmozart
Titel: Re: Grau
Beitrag von: Mike S am Januar 27, 2018, 23:00:15
Liebe Cyparis,

zumindest entsprangen die Tränen einst heißem Glück. Und dennoch liegt auch in lauen Tränen und Schwermut das Glück verborgen, sind die schweren Stunden doch oft sehr kraftvoll. Schöne Metaphern findest Du in der ersten Strophe, auch wenn ich mit dem LyrI Mitleid bekomme.

In der zweiten Strophe tränkt ein dunkler Himmel die Sonne. Wie schön es für die Schwermut sein muss, im Schatten zu wandeln. Da fällt mir ein Zitat zu ein: Komm mit mir, komm aus dem Licht, wir stürzen in die Nacht, die uns zu Schatten macht. Komm mit mir, komm zöger nicht, wir besiegen Angst und Leid, denn Schatten schwinden in der Dunkelheit.

"Rostzerfressen starrt der Hügel" gefällt mir außerordentlich gut. Dieses Bild hast Du wundervoll gezeichnet. Rostzerfressen bedeutet, dass der Hügel nicht mehr viel Zeit hat, bevor er zerfällt und verschwunden ist. Im Moment vor dem Einsturz schweigt die Natur, um dann federleicht den rostigen Rest hinfortzutragen.

Das Leben scheint nicht dem Tod geweiht. Der Tod ist sicher, nur der Zeitpunkt steht nicht fest.

Die Zeit lässt sich nicht überlisten.

Vielen Dank für Deinen Gedichtbeitrag. Ich habe Dein Gedicht sehr gerne gelesen und kommentiert.

Herzliche Güße
-immer-
Dein Mike S
Titel: Re: Grau
Beitrag von: Martin Römer am Februar 12, 2018, 11:53:33
Wies auch sei. Wies auch sei.
Lady: Bronnen. Lady: Blei.

Die Karenzen unseres Kuschelkaninchens! Ach ja!
Titel: Re: Grau
Beitrag von: Curd Belesos am M?RZ 01, 2018, 21:18:14
Liebste Cyparis,

 :'( du fehlst mir  :-*

einen ganz lieben Gruß von Herzen. Curd
Titel: Re: Grau
Beitrag von: Martin Römer am M?RZ 07, 2018, 04:30:06
Muttis Mördernächte, Muttis Mördergänge
sind ein Rätsel und ein Rosenbundgepränge,
ach, der Lady kleinstes Lüfteschwanken
trocknet meine Reiche, meine Ranken.