die Lyrik-Wiese

Spielwiese => Wiesengeflüster => Thema gestartet von: Sufnus am Oktober 23, 2018, 16:25:54

Titel: Lyrik-Buchtipps
Beitrag von: Sufnus am Oktober 23, 2018, 16:25:54
Hi @all!
Da Weihnachten schon überraschend schnell naht: Wie wäre es mit einer kleinen Vorstellungsrunde lesenswerter Bücher, die sich der Lyrik widmen?
Zum Zwecke der Schenk- und Verschenkbarkeit sollten die Werke möglichst auch nicht-antiquarisch beim on- oder offline Buchhändler des Vertrauens erhältlich sein.
Ich fang gleich mal an und
meine Tipps wären:

1. Dorothy Parker. Denn mein Herz ist frisch gebrochen. Gedichte Englisch - Deutsch. Dörlemann-Verlag.
Eine der scharfzüngigsten Autorinnen englischer Sprache, in diesem Band übersetzt vom Fachmann für Unübersetzbares, Ulrich Blumenbach (Übersetzer von Foster-Wallaces "Infinite Jest"), der sich in den Gedichten nicht immer eng an den Wortsinn hält aber (i. d. R. sehr überzeugend) versucht, ihren Geist einzufangen und der Form Rechnung zu tragen.

2. Peter Rühmkorf. Sämtliche Gedichte. rowohlt
Der wohl artistischste Reimjongleur, den die deutsche Lyrik bis dato hervorgebracht hat, inklusive bezwingender Reimfindung auf das "unreimbare" Wort "Menschen" hier in der Gesamtschau, was bedeutet, dass auch weniger Bedeutendes mit dabei ist, aber eben auch sämtliche Klassiker des Meisters.

3. Titus Meyer. Meiner Buchstabeneuter Milchwuchtordnung. Reinecke & Voss.
Kein ganz so bekannter Name und ein kleiner (aber feiner) Verlag. Aber wenn der selige Rühmkorf die erstrangige Instanz in Sachen virtuose Reimfindung ist, dann muss man Titus Meyer wohl als den Meister des formalen Spiels mit dem Buchstabenmaterial ansehen. In seinem Büchlein sind wahrlich stupende Palindrome, Anagramme, Pangramme, Homografien und was-es-nicht-noch-alles-gibt versammelt.