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Themen - gummibaum

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1
Das Blöken der Lämmer / Kurzer Prozess
« am: Oktober 14, 2024, 05:34:20 »
Ich schlendre aufs Geratewohl
durch Pilzgeruch im Wald,
und plötzlich grüßt ein Parasol
von herrlicher Gestalt.

Er lüftet kurz den Schuppenhut
und nickt mit langem Hals.
Der Ring darum, der steht ihm gut. -
Ich grüße ebenfalls.
 
Am Hut blitzt ein Lamellenkranz
wie unberührter Schnee,
und kontrastiert den Ockerglanz
der Kuppe durch Plissee.

„Wie schön Sie sind!“, entfährt es mir
mit äußerstem Respekt,
und doch, ich fühle wie ein Tier,
dem solch ein Prachtkerl schmeckt.   

Zum Glück ist da kein andrer Pilz, 
der Zeuge werden kann.
Ich seufze noch: „Mein Rohes  will’s“   
und setz das Messer an.

Kopfüber liegt er nun im Gras.
Ich trage ihn nach Haus.
Ein solcher Mord, das ist kein Spaß,
doch folgt ein toller Schmaus…

2
Wo Enzian und Freiheit ist / Drachenblut
« am: Oktober 12, 2024, 01:38:21 »
Oh, lieber Sturm, da bist du wieder,
von mir so lange Zeit vermisst,
und singst um mich die schönsten Lieder,
ein Ruf, der unbeschreiblich ist. 

Die Zeit ist reif, die Blätter fliegen,
und munter flattert mein Gesicht
und schon bin ich hinauf gestiegen,
als fesselte mich kein Gewicht.

Die Schnur, ich will sie endlos ziehen,
was hindert mich die Wolkenschicht,
weit über sie hinaus zu fliehen,
bis in das unbesiegte Licht.

Schau nur, wie sich die Stäbe biegen,
und mein Papier, als ob es lebt,
kann ich in deinen Armen liegen,
als großes Herz für dich erbebt.

Wie klein und fern sind alle Sorgen,
und in Spiralen dreh ich mich,
ich tanze uns ein langes Morgen
und flüstere, ich liebe dich.

Doch plötzlich, Sturm, wer zieht mich nieder,   
an einer Schnur, die ich vergaß,
und trennt mich traurig nun schon wieder
von dir, von all dem Glück und Spaß….

3
Das Blöken der Lämmer / Fruchtzwerg
« am: September 19, 2024, 03:55:38 »
So viele Männer leiden still,
weil sie kein Mädchen haben will.
Und doch, die ersten wissen schon:
Es gibt jetzt meine Melkstation.

Wer Liebe sucht, ist hier am Ziel,
denn meine Püppchen können viel.
Sie nehmen alles in die Hand,
bis es entleert ist und entspannt.

Ein Fruchtzwerg,einst ins Klo gespült,
grüßt jetzt im Supermarkt gekühlt.
Zwei Zahlende, ich merke schnell:
Ein herrliches Geschäftsmodell !   

4
Ach Natur Vergissmeinnicht / Spätsommerabende
« am: September 17, 2024, 22:48:58 »
Es dunkelt nun schon früher wieder,
die Abende sind kurz und klar,
ein Wölkchen rosiges Gefieder
entfärbt sich bald zu grauem Haar.

Nach vieler Tage heißem Brodeln,
das bis in späte Stunden ging,
beginnt ein Kühlendes zu modeln,
als atmete ein jedes Ding.

Dann steigt des Mondes warme Scheibe
in stillen Anbeginn der Nacht -
Ich lausche ihr, als ob sie schreibe,
was alle Worte wortlos macht …   

5
Im Gras wispert Hoffnung / Veränderte Situation
« am: September 17, 2024, 14:13:18 »
Für alle Wege offen, 
von niemandem gezähmt,
warst du. -  Vom Schlag getroffen,
bist du nun halb gelähmt.

Fast scheint die Zeit zu stehen,
ist dir das Leben fremd.
Denn Denken, Sprechen, Gehen
sind tastend und gehemmt.

Und doch, du lächelst wieder, 
sobald etwas gelingt,
und Dankbarkeit spürt Glieder,
in die kein Reiz mehr dringt…

 

6
Das Blöken der Lämmer / Schwierige Beziehung
« am: April 28, 2024, 11:21:30 »
Ich liebte eine Blinde Schleiche,
doch spielte sie mir ständig Streiche.
So kroch sie mir ins Hosenbein
und kitzelte mich ganz gemein.

Selbst als ich rief: „Das ist verboten!“,
blieb sie bei ihrem Zeitvertreib.
Drum machte ich ihr einen Knoten
in ihren unverschämten Leib…

7
Wo Enzian und Freiheit ist / Gaudí
« am: April 25, 2024, 20:45:42 »
Er baute Häuser, deren Wände
und Dächer Lebewesen gleichen,
mit Fenstern, die wie bunte Hände
verspieltes Licht ins Zimmer reichen.
 
Sein Park lädt ein mit Hochterrassen,
die weite Stadt um sich zu sehen,
mit  Drachen, Grotten, Tunnelgassen
zum Gang durch fabelnde Ideen.
 
Wie eine lichtgefüllte Schale,
entworfen von des Schöpfers Händen,
ist seine große Kathedrale,
zu hochgespannt, sie zu vollenden.
 
Er wusste sich als Gottbeschenkter.
Bewusstlos, von der Tram verschandelt,
schien er ein Bettler, ein verrenkter.
Man ließ ihn sterben - unbehandelt…   

8
Wo Enzian und Freiheit ist / Das Opfer Abrahams
« am: April 15, 2024, 00:12:15 »
„Hoch auf dem Berge steht mein Thron,
wo ich mich gern am Rauch erfreue.
Dort opferst du mir deinen Sohn“,
sprach Gott, „so will es deine Treue.“
 
„Komm, Isaak“, rief Abraham.
„Du nimmst das Holz und ich das Feuer.“
Der Junge sah, es gab kein Lamm.
Der Aufstieg schien ihm nicht geheuer.
 
„Wo ist es?“, rief er voller Angst.
Sein Vater durfte nichts erzählen:     
„Vertrau auf Gott, sobald du bangst.
Er wird gewiss ein Lamm sich wählen.“
 
Und Isaak ging, wie er war,
beklommen, doch zu Mut verpflichtet, 
zum Gipfel, schaute den Altar
des Vaters, bald mit Holz beschichtet.
 
Nun kamen weder Gott noch Lamm.
Doch jemand riss ihn plötzlich nieder.
Schon fesselte ihm Abraham,
sein Vater, hinterrücks die Glieder.
 
Dann lag er auf dem Feuerholz
als Opfer, dass sie gläubig brächten,
am Hals des Vaters kalten Stolz,
die scharfe Klinge, ihn zu schächten.
 
Da flüsterte, schon fast zu spät,
ein alter Widder, müd zu siechen:   
„Nimm mich, denn Gott ist auf Diät
und kann kein Menschenfleisch mehr riechen…“


9
Ach Natur Vergissmeinnicht / Steinschmuck
« am: April 12, 2024, 20:48:34 »
An Zweigen, die sich ranken, kleine Steine,
als hätte sie dort jemand festgebunden,
doch haben sie den Schmuck allein gefunden.
An ihnen hängt der Kies wie auf der Leine.

Sie hatten sich zunächst an ihn gekrallt,
dann einen Zaun als tragender entdeckt,
sich mit den Steinchen an ihm hochgereckt.
Denn alles was empfindlich ist, sucht Halt.

Ist nicht der Mensch so ähnlich wie die Ranken?
Als Kind greift er zum Glitzern in den Steinen.
Und wächst er dann am Gitterwerk der Seinen,
so glitzern sie doch noch in den Gedanken…



10
Das Blöken der Lämmer / Mein Ahnenkult
« am: April 10, 2024, 04:17:07 »
Modern im Denken, hat mein Leben
sich jedem Ritus streng versagt, 
doch wie zur Strafe war mein Streben
wie von Dämonen angenagt.   
 
Die Eltern, die noch gläubig dachten, 
vertrauten auf des Himmels Wink.             
Ich sah sie bei den Würmern schmachten,
weshalb ich sie besuchen ging.
 
Am Grab schien Traurigkeit zu lungern,
zwei Stimmen flüsterten wie Wind: 
„Was lässt du unsre Geister hungern,
du treulos rationales Kind?
 
Ein Sohn, der elterliche Gaben   
genossen hat, kennt seine Schuld,
der Toten Geister sanft zu laben 
und stiftet einen Ahnenkult.“
 
Ich zuckte unter diesen Worten.
Nun war mir all mein Unglück klar.
Dann kaufte ich zwei Sahnetorten
und baute einen Grabaltar.
 
Am gleichen Tag noch schwand das Nagen
an meinem Glück, es blieb stabil.   
Dämonen in die Flucht zu schlagen,
schien satten Toten leichtes Spiel.
 
Drum hab ich sie bald mehr gekräftigt,
stand ein Menü auf dem Altar,
hat Sport und Spiel die zwei beschäftigt,
für die ich nun ein Glückskind war.
 
Und ihrem Schutz war zu vertrauen.     
Ich stieg zu höchsten Ämtern auf,
hab Kinder von den schönsten Frauen   
und nach dem Leben Kult zu Hauf …

11
Zwischen Rosen und Romantik / Der enthaltsame Narziss
« am: April 07, 2024, 21:21:00 »
Ich habe keinen Hang zum Paar,
weil ich mich selbst verführe. 
Mein süßer Leib ist wunderbar
und frisst mich auf mit Haut und Haar,
sobald ich ihn berühre.
 
Dann fällt mir gleich das Atmen schwer,
und meine Lippen beben.
Ich stöhne und verlange mehr,
wenn meiner Hände Hin und Her
kurz ruht, mir Lust zu geben.
 
Wie herrlich ist das Hügelland
aus Muskeln, Knöcheln, Sehnen,
das sich beim Streicheln meiner Hand
wie unter Frühlingswind entspannt,
um sich verwöhnt zu dehnen.
 
Und oberhalb der Schenkel schwillt
ein saftgefüllter Stängel,
aus dem ein süßer Tropfen quillt.           
Doch bin ich nie zu mehr gewillt -
ich bleibe mir ein Engel…

12
Verbrannte Erde / Der Borkenkäfer
« am: April 02, 2024, 00:22:30 »
Grüß Gott! Ich bin der neue Chef der Wälder.
Der alte dankte klimawandelnd ab.
Sein Fichtlein flüstert jeden Sommer bälder:
„Ich wehr mich nicht. Ich bin vor Durst zu schlapp.“
 
Genüsslich bohre ich mich durch die Borke
und lege eine Rammelkammer an.
Ich rufe mir zwei Weiber und entkorke
mein Samenrohr und zeige mich als Mann.
 
Wie freut mich dann, wenn jedes in der Fichte
einhunderttausend Eierchen versteckt,
die Larven schlüpfen und sich Leibgerichte
erbohren, bis der Baum daran verreckt.
 
Der Klimawandel lässt nur Holzmehl regnen,
der Mensch sägt jammernd all die Wolken ab,
um danach nur noch Stümpfen zu begegnen. -
Gewinnsucht wurde des Gewinnes Grab…

13
Verbrannte Erde / Umnebelt
« am: M?RZ 28, 2024, 12:51:45 »
Lang schon ist mein Geist verhangen
wie ein Wolkenhimmel, schwer,
die Gedanken sind gefangen
und kein Strahl erreicht mich mehr.
 
Manchmal fühl ich noch die Sonne,
die mit grauen Schwaden kämpft, 
doch das Schimmern lichter Wonne
wird durch Nieseln bald gedämpft.
 
Es verwischt mir die Konturen,
die im Kalk noch eingraviert,
löscht Erinnern, da die Uhren
rosten und die Zeit gefriert.
 
Einmal noch ins Blaue schauen,
ist mein stiller, letzter Traum.
Doch mir schwindet das Vertrauen
mit Verlust von Zeit und Raum…   

14
Ach Natur Vergissmeinnicht / Die kohligen...
« am: M?RZ 28, 2024, 01:34:32 »
Ich liebe sie, die kohligen Chondrite,
die ältesten Gesteine aus dem All,
erwarte mit dem Sprungtuch ihren Fall,
so dass ich ihnen heile Ankunft biete.
 
Ich bette sie dann froh auf weiche Kissen.
Sie waren ja so lange Zeit allein
und sollen mir Geheimnislüfter sein,
mir sagen, was sie sahen, was sie wissen.
 
Sie alle sind aus Sternenschutt entstanden,
erzählen, mancher Bruder habe dann
die Sonne und die Erde irgendwann   
erschaffen und sei drum nicht mehr vorhanden.
 
Dann zeigen sie mir ihres Körpers Spuren,
den Kohlenstoff, das Wasser und sogar
Aminosäuren, Gründer einer Schar,
wer weiß, vielleicht präkambrischer Naturen.
 
Des Lebens Anfang ist für mich noch offen,
doch meine Freunde plaudern manches Mal
im Schlaf darüber wie vom heilgen Gral -
Ich lausche und ich hör nicht auf zu hoffen…

15
Das Blöken der Lämmer / Zweimal Katze
« am: M?RZ 27, 2024, 23:05:56 »
Abends vor dem Haus

Du rufst mich an, ich bleibe stehen,
um später erst ins Haus zu gehen.
Du sprichst besorgt aus großer Ferne.
Ich schau ins Licht der Gaslaterne.           

Auch Nachbars Katze scheint alleine
und streicht mir wohlig um die Beine.
Du klagst so sehnsuchtsvoll. Ich sage,
dass ich dich tief im Herzen trage.

Dann legst du auf, es wird zu teuer.
Ich atme noch dein Liebesfeuer.   
Doch hätt die Katze keine Krallen 
und nur ihr Fell, ich ließ mich fallen…



Seltsam

Ich sitze im Garten und telefoniere.
Es wird langsam dunkel und kühl und ich friere.
Da spüre ich plötzlich ein Fell um die Beine.
Es schnurrt und ich streichle und fühl mich alleine.

Ich kann mich am Handy nur schlecht konzentrieren
und sage bald tschüss und beginn zu goutieren.
Nun strahlen die Augen der flauschigen Katze.
Ich leg mich zu ihr und umschließe die Tatze.   

Und seltsam, ihr Fell wird ganz dünn an den Flanken,
der Schnurrbart fällt ab und zwei Arme umranken
den Nacken mir zärtlich, es schwindet mein Kummer
und irgendwann sink ich in seligen Schlummer.

Am folgenden Morgen erwach ich zerschlagen.
Mir träumte von Mäusen, nun knurrt mir der Magen.
Ich schärf mir die Krallen und spring auf die Tonne.  -
Ein Hexlein mit Handy liegt frech in der Sonne…

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