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Themen - a.c.larin

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Ach Natur Vergissmeinnicht / Abendwerden auf dem Lande
« am: August 23, 2015, 19:02:44 »
Der Tag ist hinterm Berg vergangen,
von Osten schleicht heran die Nacht,
im Dämmerlicht erstirbt Verlangen.
Nun kommt die Zeit, die stille macht.

Ein erster Stern am Himmel funkelt
und Grillenzirpen füllt die Luft.
Schwarzglänzend steht der Wald, verdunkelt,
geheimnisvoll ein Käuzchen ruft.

Wie muss ich deiner Stimme lauschen,
du Abendwerden überm Land!
Du fremdes Knacken, Säuseln, Rauschen,
das mir, dem Stadtkind, unbekannt!

Wie möcht ich deinen Atem spüren,
dem lauten Treiben jäh entrückt!
Möcht mich an dich, in dir verlieren,
von deinem Frieden tief entzückt!

Du schenkst mir frohes Innehalten.
Der Sommertag, er endet müd,
gibt Raum, Erlebtes zu verwalten
in einem segensreichen Lied.

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Ach Natur Vergissmeinnicht / Grünlanden
« am: Juli 29, 2015, 19:29:21 »
Ich schau ins Weite, lass die Blicke schweifen,
wie schmiegsam Hügel sich an Hügel reiht!
So weit mein Auge greift, in voller Breite
prunkt Berg und Tal im bunten Sommerkleid!

Ein tiefes Grün, ein satter Farbenreigen
liegt in der Sonne hingebreitet da.
Smaragdnen Zinnen gleich zum Himmel zeigen
der Wälder Kuppen, schimmern fern und nah.

Und immer wieder fällt auf sanfte Matten,
geschwungne Wiesen, die dazwischen noch,
ganz Hast und Zeit vergessend Wolkenschatten.
Blitzt jäh ein Sonnenstrahl durchs Wolkenloch,

dann wechseln Stimmungen wie Melodien.
Oh Land, du reine Schöpfungssinfonie!
Ich möchte tief ergriffen vor dir niederknieen
und in dein Rätsel eingebunden sein – wie sie.

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Dem Anfang, sagt man, wohnt ein Zauber inne,
den jeder weitre Tag nicht halten kann!
Blumen verblühen, leiser wird die Minne,
und aus den Kindern werden Alte, irgendwann.

Es morschen Bäume, selbst ein Fels verwittert,
Sonnen verglühen, Galaxien vergehn,
doch wirkt der Augenblick, in dem das Leben zittert,
erlösend freudvoll, sichernd Neubestehn.

Es ist das Glück der flüchtigen Momente,
das uns ein Ewiges erahnen lässt.
So wünschen wir der Seligkeit die Dauer,

und blieben gern zu Gast in ihrem Fest,
denn ihr Verwelken füllt uns an mit Trauer,
weil uns das Abschiednehmen nie verlässt.

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Im Gras wispert Hoffnung / Entsorgungsprobleme?
« am: Juli 29, 2015, 10:02:31 »
Ach herrje, die Kinder wachsen
wie das Unkraut auf dem Feld!
Gestern machten sie noch Faxen,
heute ziehn sie in die Welt!

Plötzlich ist man ganz alleine,
das geht schneller als man denkt.
Weg ist unsre Süße, Kleine -
das Gefühl ist leicht verrenkt.

Hüpft der Vogel aus dem Neste,
fühlst du dich als leeres Ei.
Das Entschlüpfte war das Beste?
Jämmerliche Grübelei!

Hast du denn kein Eigenleben?
Seltsam ist ein Muttertier:
War beseligt, sich zu geben -
halt, was tu ich da mit mir?

Die Vergangenheit zu loben
brachte niemals dich voran!
Guck nach vorne, Kopf nach oben:
Frau, jetzt stehe deinen Mann!

Wie schon oft, so heut und morgen
braucht dich immer noch die Welt!
Darum mach dir keine Sorgen -
auch wenn jetzt dir eine fehlt....


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Wo Enzian und Freiheit ist / Im Garten der Sulamith
« am: Juli 28, 2015, 21:38:08 »
Lasse mich in deinem Garten,
Sulamith, die Welt vergessen,
all das Jagen, Kämpfen, Fressen,
ziellos Wandern, freudlos Warten,
Treiben, das man Leben nennt.

Lasse mich der Zeit entsagen,
mich verbergen unter Bäumen,
niedersinkend heiter träumen,
Stille trinkend weiter tragen,
was an Liebe in mir brennt.

Lasse mich der Schönheit lauschen,
die mich duftend bunt umweht.
Wer durch deinen Garten geht
hört in seiner Seele rauschen,
was in Ewigkeit besteht.


Für Neugierige : www.sulamith.at

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Im Gras wispert Hoffnung / Wenn du vorbeigehst
« am: Juli 28, 2015, 18:47:07 »
   Wenn du vorbeigehst, weiser Engel,
   und siehst, was Menschen nicht versteh'n -
   wie kannst du schweigen? Zeig' Erbarmen!
   Und lass sie dein Erkennen seh'n.

   Wenn du vorbeigehst, Kraft und Güte,
   und spürst, was Menschen frieren macht -
   wie kannst du zaudern noch? Behüte
   das Lamm in seiner Schicksalsnacht!

   Wenn du vorbeigehst, starker Wille,
   an allem, was die Menschen sind,
   komm du als Halt aus ihrer Stille
   und tröste dein verlass'nes Kind!

   Wenn du vorbeigehst, Gottesseele,
   zieh nicht vorbei! Gib Du dich hin!
   Lass du durch deiner Klarheit Helle
   den Schmerz der Welt gen Himmel flieh'n.

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Zwischen Rosen und Romantik / Schnurrimauz
« am: Juni 08, 2014, 07:01:01 »
Guckst verstohlen um die Ecke,
Schnurrimauz, mit wirrem Blick:
Ob ich dir vielleicht verstecke
von der Wurst ein feines Stück?

Etwas Milch und etwas Käse
nimmst du ebenfalls sehr gern –
Doch der Tür und dem Getöse
bleibst du vorsichtshalber fern!

Hat man dir in Jugendtagen
so viel Böses angetan,
dass du’s nie mehr dürftest wagen,
dich der Zärtlichkeit zu nahn?

Bist mein scheuer Gast am Morgen,
dessen Hunger und auch Durst
dich mir nähern, trotz der Sorgen -
nur ruhig Blut: Da ist die Wurst!

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Im Gras wispert Hoffnung / Kahler Baum im Frühling
« am: Mai 22, 2014, 10:21:15 »
Oh du alte, krumme Stange,
warum dauerts bloß so lange,
bis du wieder grünst wie einst?
Grau und stumm stehst du im Garten
und du lässt mich bitter warten-
weil du Zeit hast, wie du meinst?

Ringsumher ist alles Blühen,
dein Erwachen macht dir Mühen.
Kommst du nur noch Blatt um Blatt?
Kannst du dich nicht mehr erinnern
oder nagt in deinem Innern
gar ein Wurm an Frühlings statt?

Ach, ich muss mir Schlimmes denken,
sehnsuchtsvoll den Blick verrenken
nach der Hoffnung, die vielleicht
doch noch deinen Sinn verändert,
eines Morgens grünbebändert
dich mir lebend überreicht....

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Das Blöken der Lämmer / Fahnfare in F
« am: Mai 21, 2014, 15:01:50 »
Waf eitert in def Oberf Kiefer,
mal oben und mal etwaf tiefer?
Waf murgelt in der Fähne Wurfeln
daff fie mir in die Hände purfeln?

Waf bauft die Wange fum Ballon,
verfieht die Lippen mir fum Hohn?
Ach ja, ef find die blöden Beifer -
doch morgen gehtf fum fahnaufreifer:

Ratffatf! Dann ift 'ne Weile Ruh.
Ich mach erftmal die Klappe fu,
bif Doktor Fahnarft mit Refpekt
den Ärmel in den Rachen fteckt,

die Übeltäter mir entwindet.
Dann fteh ich, wie ein Baum, entrindet,
ein wenig nackend daf Gebiff,
weil er mir alle, alle riff....

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Ach Natur Vergissmeinnicht / In Mutters Garten
« am: Mai 01, 2014, 19:11:19 »
O du zauberhaftes Plätzchen,
stiller Sehnsucht fernes Ziel,
wo in Duft- und Blütenschätzchen
Himmel auf die Erde fiel.

O du hoffnungsreiches Blühen,
frommer Seele Wurzelgrund,
trage uns durch alle Mühen-
heile, was noch weh und wund!

O du herrliches Gewimmel,
schenke Glauben, stark und froh,
lenke unsern Geist gen Himmel
und die Seele ebenso.

86
Ich erinnere mich noch sehr genau an jenen Tag im November vor ein paar Jahren. Ich war mit dem Auto unterwegs nach Hause, entlang der Bahngeleise über jene schmale Straße, die sich in östlicher Richtung durch die Felder schlängelte.
Meine Stimmung war dem Himmel sehr angepasst: Grau in Grau, ein wenig
verwaschen und mit reichlich tiefhängender Grundbewölkung. Das war eindeutig nicht mein Tag gewesen! Ich fühlte mich erschöpft und deprimiert und wollte nur noch eines: Heim! Raus aus den Schuhen, raus aus der Wäsche, rein in die Wanne und vorher noch eine schöne, heiße Tasse Kaffee schnabulieren….
Irgendwie hatte ich schon wieder leichtes Halskratzen, was meine Laune auch nicht gerade aufhellte. Mistwetter! Und morgen noch die Vertretung übernehmen für Kollegin X….Das würde noch ein arbeitsamer Abend werden.
Konnte nicht einfach mal Ruhe sein?
Seufz. Immer dasselbe. Immer dieses ewige Einerlei: Was koche ich heute, was koche ich morgen? Und: Verdammt, der Wäschekorb ist voll und sollte endlich wieder weggebügelt werden. Muss ich noch was einkaufen oder reicht die Eiskastenbefüllung noch bis übermorgen? Da hätte ich mehr Zeit.
Kollegin Y glaubt wirklich, ich hätte nichts Wichtigeres zu tun als für sie zu recherchieren. Wie werde ich ihr das abgewöhnen?….Zum Friseur müsste ich auch wieder mal. Neuerdings halten die Haare ja überhaupt nicht! Sind nach zwei Tagen fettig und stehen in alle Windrichtungen! Ich seh ja aus wie eine Klobürste….Hoffentlich hab ich heute wenigstens die Briefsendung gekriegt, auf die ich schon über eine Woche warte, sonst muss ich morgen überall herumtelefonieren, wo die geblieben ist…..

So miesmuffelte ich vor mich hin und fuhr mehr in Gedanken, denn mit Aufmerksamkeit für die Umgebung, als plötzlich etwas Rundes, Rotes vom Himmel herab schwebte und mein Interesse erweckte. Was war denn das? „A letter to the stars“? Ein Brief an das Christkind?
Ja, war es denn die Möglichkeit? Wollte da tatsächlich ein kleiner Ballon landen und ausgerechnet mir die Ehre geben? Ich verringerte sofort die Geschwindigkeit und fokussierte genauer: Ja, wirklich, der Ballon senkte sich immer weiter und weiter herab, kam immer näher zur Fahrbahn heruntergesegelt. Schon sehr langsam geworden, rollte ich unter ihm vorbei…
Bitte, bitte, bleib hier! rief ich ihm, in Gedanken bettelnd,zu. So etwas Schönes hatte ich doch noch nie gefunden. Schließlich kam mein Wagen zum Stillstand. Der Ballon lag nur 20 Meter hinter mir auf der Fahrbahn. Ich verließ mein Fahrzeug und lief, was ich konnte. Wenn ihn nur jetzt nicht ein Nachkommender mit seinem Wagen hoch wirbelte und in die regennassen, schlammigen Felder trieb!
Ich hatte Glück. Nichts dergleichen geschah und so konnte ich mit der erbeuteten Luftpost unbeschadet meinen Heimweg fortsetzen.
Ich platzte schon fast vor Neugierde, was das kleine fest verpackte Briefchen enthalten würde, das ans Ende der Schnur gebunden war.
Die Nachricht, die der Ballon transportiert hatte, war folgende:

„Lieber Finder!
Solltest du diesen Brief bekommen haben, so schicke bitte eine Meldung von seinem Fundort an…………. (hier stand eine aufgestempelte Adresse)
Vielen Dank für deine Mühe sagt dir jetzt schon
Deine Bettina“
Die letzte Zeile war in wackeligen Blockbuchstaben wohl von dem kleinen Mädchens selbst geschrieben worden.

Ein Kindergarten in der Mittelsteiermark hatte an einem Wettbewerb teilgenommen, der von der örtlichen Sparkasse ausgeschrieben worden war.
Die junge Dame, deren Brief ich gefunden hatte, war erst drei Jahre alt!
Mir wurde vor Staunen gleich warm ums Herz. Wie weit war doch dieser kleine Luftballon geflogen – und wie schlau war er gelandet! Einige hundert Meter weiter und kein Mensch hätte ihn in den weitläufigen Feldern entdeckt, einige Minuten später - und er wäre in der hereinbrechenden Dämmerung nicht mehr zu erkennen gewesen!

Nun musste ich mich aber beeilen! Ich besorgte sofort eine Schachtel, gefüllt mit Bonbons und andere Leckereien, kaufte außerdem noch ein paar schöne Ansichtskarten von Wien und schrieb ein paar frohe Zeilen an den kleinen Frosch, der da so sehnlichst auf Antwort wartete. Dann machte ich alles versandfertig und brachte meine Wort- und Magenspende zur Post.

An diesem Tag hatte ich keine schlechte Laune mehr. Ich ging wie auf Wolken
und dieses Glücksgefühl hielt auch noch in den darauf folgenden Tagen an.
Eine Woche später erreichte mich ein Telefonanruf. Es war Bettinas Mutter, die sich sehr herzlich für Post und Antwort bedankte.
Der ganze Kindergarten habe sich an dem Wettbewerb beteiligt, doch nur Bettinas Karte sei gefunden worden. Für Bettina wäre damit ein kleines Wunder geschehen.
Mir lief bei diesen Worten eine Gänsehaut über den Rücken.
„Ihre Tochter muss ja ein ganz besonderes Glückskind sein,“ meinte ich zu der stolzen Mutter. „Ja, das ist sie ganz bestimmt,“ antwortete diese. „Und zwar von Anfang an: Meine Bettina ist nämlich genau am Heiligen Abend geboren worden.“

Ich konnte nicht anders, mir wurden die Augen feucht.
Und dann erzählte ich einer mir unbekannten Frau am Telefon, dass auch für mich das Glück vom Himmel gefallen war an jenem grauen, trübseligen Tag im November.

Und wenn ihr mich heute fragt, ob es ein Weihnachtswunder gibt, so sage ich mit Überzeugung: Ja!
Wir müssen es nur entdecken: Jeder in jedem.

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Erzählungen von Tausend und einem Halm / Novemberwunder
« am: November 24, 2013, 10:08:49 »
Jede Liebe beginnt mit einem kleinen Wunder.

Hubi kannte ich ja schon länger, ziemlich lange, um genau zu sein.
Der grau getigerte Kater spazierte schon seit Jahren durch unseren Hof und begrüßte jeden freundlich, der sich da zu Fuß, per Rad oder Auto näherte. Meist erhoffte er sich dabei ein paar Streicheleinheiten oder gleich etwas zu fressen – und manchmal hatte er mit der Methode sogar Glück. Hubi fraß wie ein Scheunendrescher. Das Gefühl „satt“ schien er nicht zu kennen. Er fraß rasch und schier alles – auch Futter, das mein eigener Kater längst verschmäht hätte.

Der Kater gehörte einem Nachbarn von uns. Dort durfte er allerdings nie das Haus betreten und verbrachte seine Zeit sommers wie winters immer im Freien. Angeblich vertrug er sich nicht mit anderen Katzen, markierte im Haus und war auch sonst eher unsauber.
Deshalb hatte ihm der Nachbar für den Winter ein kleines, beheizbares Holzhäuschen in seinem Garten eingerichtet. Hubi mochte aber das Holzhäuschen  nicht. Deshalb bettelte er bei jedem Anlieger um Einlass. Hin und wieder hatte er auch Glück: Eine besonders tierfreundliche Nachbarin ließ ihn manchmal für ein oder zwei Stunden zum Aufwärmen in ihr Haus. Dann rollte er sich meist still in irgendeinem fremden Hunde -oder Katzenkörbchen ein und schlief das für ihn absolut notwendige Quantum in der Zimmerwärme. Danach ging er wieder. Besondere Sympathien konnte er dennoch bei niemandem erwecken – sein Fell war meist so klebrig und verzottelt, dass man ihn gar nicht streicheln wollte. Er schien sich selbst kaum um seine Fellpflege zu kümmern.

Oft sah man ihn gemeinsam mit einem anderen Hofkater vor irgendeiner Haustüre hocken, bei Schlechtwetter waren die beiden Kater eng aneinender gekuschelt – spitze Zungen witzelten auch über sie: „Guckt sie nur mal an, die zwei schwulen Kater!“

Als mein eigener Kater eingeschläfert werden musste, tröstete ich mich damit, dass ich den beiden Hofkatern ab und zu etwas Futter vor die Haustür stellte und sie hin und wieder mit einer Knabberstange verwöhnte. Hubi fraß nach wie vor wahllos alles in sich hinein. Der andere Kater blieb aber scheu und ließ sich nur gelegentlich heranlocken. Ich war mit der Situation zufrieden. Ich wollte keine neue Katze mehr haben, oder wenn, dann eben mal nur so für „ein bisschen“.
Dieser Zustand dauerte nun schon seit Monaten an, doch dann passierte etwas, das alles veränderte: Die tierfreundliche Nachbarin zog weg und das einzige Aufwärmplätzchen für Hubi war somit verloren.

Es war Mitte November. Eines Nachts erwachte ich von einem seltsamen Traum.
Ich träumte, mein Mann wäre mit einer Katze heimgekommen, die er gerne aufgenommen hätte. Er war über und über mit Rasierwasser parfümiert und bekuschelte mich zärtlich, um mich willens zu stimmen. Im Traumbegehrte ich auf: „Bist du verrückt? Jetzt sind wir grade erst die eine Katze losgeworden und du schleppst da sofort eine neue an?“
Von der Aufregung wachte ich auf und musste herzlich lachen: Mein Mann – ein Vollbartträger- hatte in seinem Leben  noch nie Rasierwasser benützt. Und es wäre absolut nicht sein Stil gewesen, plötzlich mit einer neuen Katze aufzukreuzen – im Gegenteil, er war über unsere neue „Katzenfreiheit“ selber sogar sehr froh..
So ein verrückter Traum! dachte ich mir.
An Hubi dachte ich dabei nicht. Noch nicht.

Zwei Tage später saß er dann vor der Tür: MIAU!!!
Nein, er saß plötzlich nicht VOR der Türe, er saß IN der Türe – und kaum war sie auch nur einen Spaltbreit geöffnet, so war er schon in der Küche. Wann immer wir das Haus betreten oder verlassen wollten, preschte er zwischen unseren Beinen hindurch und stand dann wie angewurzelt da: MIAUUUU!

Den flehentlichen Blick ,den er dabei aufsetze, kann ich gar nicht beschreiben: MIAU-AU-AU-AU!  Mein Mann und ich sahen einander fragend an – was sollten wir tun?
Wir wussten ja, dass sein Wärmespender weggezogen war.
MIAU-AU-AU-AU!!!
Dass einem die Knochen bei so feuchtkaltem Wetter, wie wir es grade hatten, weh tun konnten, hatte ich selbst schon leidvoll genug erfahren – alte Knochen und Novemberwetter, nein, das passt einfach nicht zusammen!

Unsere Tochter holte also den Katzenkorb aus dem Keller und stellte ihn in die Küche.
Sie zeigte ihn Hubi, der sich sofort darin einrollte und schlief. Es wurde Abend.
Hubis schlief im Katzenkorb.
Es wurde Nacht und Zeit, selbst schlafen zu gehen.
Hubi döste im Katzenkorb und rührte kein Ohr.
Wir komplimentierten ihn trotzdem zur Türe hinaus, wissend, dass er doch unsauber sei.
Abgesehen davon hatten wir ja nicht einmal Katzenstreu im Haus.

Der Kater warf uns einen Blick zu, der uns schier das Herz brach. MIAUUU!
Was tun? Wir wollten doch keine Katze mehr haben– schon gar keine schmutzige, unreine….

Am nächsten Tag saß der Kater wieder vor der Türe und begehrte Einlass.
Na gut, tagsüber konnte er ja hier sein, meinetwegen, man ist ja kein Unmensch…..
Er blieb über viele Stunden im Haus und wollte am Abend wieder nicht gehen.
Wir stellten ihn erneut vor die Türe. Das schlechte Gewissen, das wir dabei hatten, wurde unerträglich. MIAUAUUAU!

Am nächsten Tag kaufte ich Katzenstreu und befüllte das Kistchen.
Hubi blieb über Nacht. E erledigte sein „Geschäft“ dankbar am richtigen Orte und verhielt sich auf jede nur erdenkliche Weise unproblematisch.
Aber mittlerweile schnurrte er beim Betreten das Hauses so laut, dass sich die Balken bogen und setzte, wenn man ihn streichelte, ein zufriedenes Grinsen auf, das von einem Ohr zum anderen reichte. Irgendwie fühlte er sich auch schon weicher an.

Der jämmerliche Ausdruck in seinen Augen verschwand allmählich und sein Fell wurde von Tag zu Tag glänzender. Er begann sich zu putzen, er begrüßte jeden Heimkommenden mit hoch erhobenem Schwanz. Für diese Zeremonie verließ er sogar sein Körbchen. Er fraß sein Futter bis auf den letzten Rest und leckte rundherum den Boden sauber.
Er war eine absolut friedliche, freundliche, problemlose Katze.
Er war meine Katze - und er bedankte sich dafür mit großer Zärtlichkeit.

Jede Liebe beginnt mit einem kleinen Wunder.
Und man muss gar nicht viel dazu tun.
Es genügt manchmal schon, einfach geschehen zu lassen, was eben so geschieht.

Dann kann immer noch alles gut werden.
Fragt einmal Hubi - er weiß das am besten.

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Im Gras wispert Hoffnung / Spät
« am: Oktober 19, 2013, 07:45:05 »
Schwarze Beeren, etwa sechs bis sieben,
wohl versehentlich am Strauch geblieben,
sammeln später Süße Fruchtgehalt.
Wenn ich sie geschickt vom Zweige pflücke,
mich an ihnen mit Genuss beglücke,
weiß ich doch: Die Zeit ist reif. Das Jahr wird alt.

Alt genug, um in sich zu vereinen
letztes Aufbegehren, ohne zu beweinen,
was die Zeit nun an Verlusten bringt.
Alt genug, so wie auch meine Seele,
dass es sich ein Lächeln in den Abschied wähle:
Warmes Licht von innen - denn ringsum wirds kalt.

89
Das Blöken der Lämmer / Kein Mirakel
« am: Oktober 06, 2013, 08:44:25 »
Bei uns ists heute Grau in Grau,
da wunderts keinen - keine Sau -
dass jeder hustet, krächzt und rotzt,
verbittert jener Kälte trotzt.
Altweibersommer? Ach, mitnichten!
Nur Taschentücher (viele Schichten),
die treibt der Wind im Hof daher,
bazillenschleudernd kreuz und quer.
Haptschi! Jetzt hats auch mich erwischt!
Mit Sonntagsausflug wirds wohl nischt.......


90
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Denke nie, gedacht zu haben.....
« am: September 28, 2013, 18:40:15 »
Im Kopf, da hat man so Gedanken,
sie fangen an hinterm Gesicht -
und wenn sie sich auch noch so ranken:
Gedanken denken sieht man nicht!

Das Hirn ist eine Schaltzentrale,
die schaltet ständig, Tag und Nacht,
das Knifflige wie das Banale
wird alles vom Gehirn bewacht.

Verdauen, Atmen, Blutkreislaufen,
Erfrieren , Schwitzen, bös Gesicht,
das Baby wickeln, Haare raufen,
der Hand befehlen: Schreib Gedicht!

Und während wir vermeintlich lenken,
lenkt unerkannt uns noch viel mehr:
Wir sind nur Film auf trüben Ränken,
weil untendrunter irgendwer,

den wir in Wahrheit gar nicht kennen,
das meiste anstellt – unbewusst!
ES lässt uns lieben, lachen rennen,
nach dem Prinzip von Qual und Lust.

So macht’s der Hund, so macht’s das Kätzchen,
und nur der Mensch als einzig Vieh
hat oben drin ein schmales Plätzchen
sich auch zu fragen: Bitte – wie????

Jahrmillionenlanges Reifen,
das lacht sich in uns selber aus.
ES gibt uns frei, um zu begreifen:
Wir sind nicht Herr im eignen Haus!

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