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Themen - Erich Kykal

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Verbrannte Erde / Verblassend
« am: Dezember 05, 2014, 14:42:53 »
Er lebt verschlossen, ohne Freund und Liebe,
vergessen sind Erlebtes und Erdachtes,
und einst von seinem Sturme Angefachtes
verglühte längst im täglichen Getriebe.

Verloren ist sein Geist in blassen Stunden,
versickernd rinnt die Zeit an ihm vorüber,
und alle Jahre hängen wie kopfüber,
und keinem je begreift er sich verbunden.

Wohl konnte einst das Leben ihn verführen,
verlockend sein mit Wünschen ohnegleichen -
es wird ihn heute nimmermehr erreichen.

Und wenn die Welt versucht, ihn zu berühren,
verschließt er alle Fenster nur und Türen,
wo ungelebte Träume sie umschleichen.

857
Verbrannte Erde / Europäische Gotteskrieger
« am: Dezember 03, 2014, 11:14:21 »
Mir geht im Kopfe um so wild
ein selten aufgewühltes Bild
von Schreien und von Schüssen!
Woher in aller Welt kommt nur
die kalte menschliche Natur,
die wir erleiden müssen?

Das, armes Wesen, frage nicht.
In Wahrheit ist es eben schlicht
ein fugenloser Reigen
von Hass und Wut, der über Nacht
aus Opfern grimme Täter macht,
die keine Gnade zeigen.

Und dann gibt es die Seelen auch
mit Übermut und vollem Bauch,
die Weh und Leid nie kannten -
verführte Narren, bis ans Kinn
erfüllt von dem verdrehten Sinn,
in den sie sich verrannten.

Sie fahren frei und ohne Not
an Orte voller Blut und Tod
für ihre Art zu glauben!
Die Illusion, ein "Mann" zu sein,
sie bricht verdorrte Herzen klein
zu Steinen, die verstauben.

858
Verbrannte Erde / Sündenfall
« am: November 28, 2014, 14:57:07 »
Wer spielte nicht die leidige Geschichte
von Nachbars Kirschen und den sauren Trauben?
Wer wollte nicht in deren Angesichte
an späte Gnade und Vergebung glauben?

Es ist zu spät, dein Dasein neu zu kleiden,
der Vorhang fällt, und das Gewissen spricht
von jenem Orte, den die Freuden meiden,
wo selbst ein Lächeln weh tut im Gesicht.

Dein Grübeln macht das Staunen gar zunichte,
worin dir einst Erfüllung wuchs und Freude;
was stünde dir wohl besser zu Gesichte
als stummes Weh, darin es sich vergeude.

Der Augenblick, der deine Taten segnet,
erkennt dich kaum und kann letztendlich nicht
dein Trauern fassen, wo es niederregnet,
dass selbst ein Lächeln weh tut im Gesicht.

Es ist die Zeit der fallenden Gewichte,
wenn dein Erinnern die Minuten weitet.
Das Leben geht dir müd aus dem Gesichte,
allwo es kühler Schatten überbreitet.

Verstimmte Geigen nur, die um dich hängen,
die Wolken dräun, als hielten sie Gericht,
wo Bitternis und Süße dich bedrängen,
und selbst ein Lächeln weh tut im Gesicht.

859
Verbrannte Erde / Verdrängung
« am: November 26, 2014, 21:25:13 »
Gerieten dir nicht früh so manche Werke
von kaltem Eigennutz und harter Hand
zu einem Zerrbild von Verstand und Stärke,
das ohne Mitleid seine Opfer fand?

Versagen nun nicht alle Kunst und Sprache
im Angesicht des Bösen, das du bist,
und füllen Angst und Reue nicht die Brache,
in der du dich seit jener Zeit vergisst?

Was bleibt von einem ausgebleichten Leben,
das keine Antwort auf sich selber wusste,
und keinen Weg, sich jemals zu vergeben?
Doch nur die Schatten, die es werfen musste.

860
Ach Natur Vergissmeinnicht / Im Obstgarten
« am: November 24, 2014, 19:51:32 »
Der alte Baum lässt neue Früchte reifen -
wie ungezählte Jahre schon zuvor
verleitet er mit prächtigem Dekor
Vorübergehende, danach zu greifen,

vertrauensvoll die süße Last zu schmecken,
die er sich lautlos dienend auferlegt,
und, wo der Wind die späten Blätter regt,
den Leib begehrlich nach dem Preis zu recken,

der jenen winkt, die seiner Mühsal danken,
indem sie würdigen, was ihm gelingt:
Er wuchs empor, wo rings die Jahre sanken,

vollbringt sein Werk, bekräftigt sein Bestehen,
und lehrt den Wind, der in den Ästen singt,
das alte Lied vom Werden und Vergehen.


Inspiriert von Rilke: "Der Apfelgarten" (Borgeby-Gard)

861
Verbrannte Erde / Gnadenlos
« am: November 17, 2014, 18:28:35 »
Wie wünschtest du, es wäre ungeschehen,
was unbedacht in jugendlichem Schwanken
getan du hast in Werken wie Gedanken.
Jahrzehnte alte Tränenbilder flehen

um Buße, um vergebendes Vergessen,
doch wo Erinnerungen lodernd schreien,
verweigert sich erlösendes Verzeihen,
erscheint dir späte Gnade wie vermessen.

So bist du selbst dein gnadenloser Richter,
verurteilst dich zu blutendem Gewissen,
und dessen Bisse hageln täglich dichter.

Du lebst zutiefst verwundet und zerrissen -
die Muster aller Träume werden schlichter:
Der Webstuhl deiner Seele ist verschlissen.

862
Verbrannte Erde / Industriegebiet Ost, irgendwo
« am: November 13, 2014, 20:20:40 »
Das Sickerlicht aus hohen Neonlampen
beginnt orange zu leuchten, aber kalt
vergilbt es mählich und wird blass und alt.
Die letzten Münder der Verladerampen
verschießen sich mit überlautem Rattern,
und um die frühen Kunden zu ergattern,
stehn um die Ecke schon die ersten Schlampen.

Das wilde Gras an ungepflegten Rändern,
die den Asphalt wie stumme Bettler säumen,
wirkt beinah schwarz und scheint davon zu träumen,
dass sich die Dinge mit dem Morgen ändern.
Das Wanderlicht der Wagen rafft die Schatten
und streift mit den Verlockten und den Ratten
die bunten Huren beim Vorüberschlendern.

Ganz hinten, bei den dunklen Hafenmolen,
bewegt sich selten ein Kapuzenmann,
bei dem man Träume teuer kaufen kann,
und mancher arme Teufel schleicht verstohlen
vorbei am Defileé aus Lack und Lügen,
mit dem sich die Begehrenden betrügen,
um sich den letzten Traum bei ihm zu holen.

863
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Lebenwollen
« am: November 12, 2014, 13:08:24 »
Ein warmes Licht erglüht im letzten Laube,
das, gilbend schon, ein kahler Ast bewacht,
als wäre seine Pflicht noch nicht vollbracht
und Wirklichkeit nicht stärker als der Glaube.

Am alten Weinstock hängt die letzte Traube,
der heute eine letzte Sonne lacht,
beinahe so, als rege kein Verdacht
auf Winter sich, und keine weiße Haube

bedeckte bald die Zweige und die Reben,
so wie es kommen muss. Im Lauf der Zeit
will das Lebendige nur weiter leben

und wirft sein Atemholen nach den Tagen,
solang es möglich ist, und trägt sein Kleid
bis in den Sarg hinein, den sie ihm tragen.

864
Ach Natur Vergissmeinnicht / Thronfolge
« am: November 09, 2014, 12:23:57 »
Der Herbst wirkt lebensmüde, als versage
der Nebel ihm die Gesten seiner Huld
beinahe so, als trüge er an Schuld
zuviel durch seine altersschwachen Tage.

Und so wie er den Sommer aus den Landen
und aus dem Leben trieb, ergeht es nun
dem Usurpator, denn sein kühles Tun
trug kalte Früchte, die ihn wehrlos fanden.

Sein Farbenspiel liegt in den letzten Zügen,
erobert wird die ausgebleichte Flur
von einem nun, dem Grau und Weiß genügen.

Er regt sich kaum noch, überdauert nur,
bis aus den Himmeln frostig und kristallen
die Meuchelmörder seines Prinzen fallen.

865
Verbrannte Erde / Allerseelen
« am: November 08, 2014, 10:04:12 »
Der Herbst erkältet sich in feuchten Ecken,
und unter Gaben, leuchtend aufgetischt,
bleibt nun ein modriger Geruch gemischt;
Verfaultes ist in jeder Frucht zu schmecken.

Das letzte Grün verliert die letzten Schnecken,
und alles Milde scheint wie weggewischt,
das Licht der Wärme flackert und verlischt
in jenen Stunden, die den Tag erwecken.

Noch friert es nicht, jedoch die ersten Boten
von Eis und Schnee, getragen von den Winden,
entbieten ein Gedenken an die Toten.

Wenn Jahr und Leben unerbittlich schwinden,
erscheint uns Freude plötzlich wie verboten
und durch die Wintertage schwer zu finden.

866
Zwischen Rosen und Romantik / Gefühlsleben
« am: November 05, 2014, 09:12:52 »
Was treibt den Tag voran nach kalten Nächten,
die ohne Träume sind und heiße Tränen?
Die Stunden, die wir überwunden wähnen,
bedrückten uns, wenn wir sie weiterdächten.

Was darf ein Leben ohne Fühl und Fehlen
denn noch bedeuten als ein leeres Zimmer,
in dessen Ecken bloß ein letzter Schimmer
Berührtes klebt, von dem wir uns erzählen?

Denn sind wir nicht zuallererst am Leben,
wenn uns das Herz zerrissen wird vor Sehnen,
Momente sich zu Ewigkeiten dehnen,
da sie sich uns und ganz einander geben?

Wir wachsen und wir schwinden an Gefühlen,
doch ohne ihre Fülle sind wir nichts,
das ein Erwärmen trägt und angesichts
der Kälte nicht verzweifelt am Erkühlen.

867
Ach Natur Vergissmeinnicht / Silbernächte
« am: November 04, 2014, 11:59:16 »
Der blanke Vollmond konturiert die Hügel
mit kühlem Silberatem für die Nacht,
und in den Tälern schweben tief und sacht
die Nebel wie ein Schimmern weißer Flügel.
Und tausend Sterne glitzern kühl im Bogen,
den jeder Blick nach Ewigkeiten spannt;
als wäre Zeit im Dunkeln unbekannt,
und eines Tages Auferstehn gelogen.

868
Zwischen Rosen und Romantik / Meine Sonne
« am: November 03, 2014, 19:22:13 »
Dein Bildnis schickt mein Leben auf die Reise
nach jener Mitte, die ich so erstrebe,
dafür ich atme und wofür ich lebe:
Mein Stern bist du, um den ich ewig kreise.
Ich folge diesem Bildnis, meiner Sonne,
erreiche ich auch niemals deine Nähe -
denn wer dich einmal nur von Nahem sähe,
verglühte im Begreifen seiner Wonne!

869
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Rosenkrieg
« am: November 01, 2014, 09:35:25 »
Wie selten ist ein Auseinandertreiben,
von beiden so gewollt und gar ersehnt.
Wo man seit Jahren aneinander lehnt,
will einer meist in dieser Haltung bleiben.

Gekränktes Fühlen will zutiefst verletzen
und setzt den Hebel an die wunde Stelle,
von der es weiß, und lässt der heißen Quelle
Vergossenes die kalten Laken netzen.

Es wird gekämpft mit Haken und mit Ösen,
man krallt sich ineinander ohne Gnade,
und kein Erflehen kann die Klauen lösen:

Der eine flieht, der andre will ihn halten,
als wär er heilig wie die Bundeslade,
und seine Treue dürfte nie erkalten!

870
Zwischen Rosen und Romantik / Ein befremdliches Wiedersehen
« am: Oktober 30, 2014, 18:38:45 »
Man hatte sich sehr lange nicht gesehen
und fühlte bald, wie fremdgelebt und eigen
man nun einander war, und ein Erflehen
von Altvertrautem lag in beider Schweigen.

Man redete vom Gestern und Erlebtem,
als wüsste dies, was man seitdem verlor,
verschloss Gefühltes lieber in verklebtem
und kitschigem historischem Dekor.

Man ahnte wohl, dass man sich niemals wieder
erreichen würde hinter tausend Schalen
aus toter Zeit. Man schlug die Augen nieder
und rief zugleich: "Herr Ober, bitte zahlen!"

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