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Ach Natur Vergissmeinnicht / Unterirdisch
« Letzter Beitrag von gummibaum am Mai 07, 2025, 11:33:42 »
In Ozeanen, Seen, Flüssen,
in Wolken und in Regengüssen,
in Gletschern und in allem Leben
bin ich, das Wasser, dir gegeben.

Doch immer ist mir auch, als riefe,
geliebte Erde, deine Tiefe
nach meinem Tropfen, meinem Fließen
um stillen Einfluss zu genießen.

Um sich von meinem steten Handeln
gedrängt im Innern zu verwandeln,
die Felsen dir mit Klüften, Spalten
und Höhlen reicher zu gestalten.

Und freudig baue ich dir Hallen
und schmücke Säulen mit Kristallen
damit in deinem ewig Dunkeln
die schönsten Seelensteine funkeln.

Und lasse mich weit tiefer reichen,
um heiße Steine zu erweichen,
damit sie flüssig aus Vulkanen
sich einen Weg ins Freie bahnen.

Dass Berge wachsen, Inselreihen
ein neues Antlitz dir verleihen.
Dann dampf ich aus dem Meeresboden
und singe dir in Rauchern Oden.

Und suche auch an Land das Helle
des Tags und speise eine Quelle,
ein Wurzelwerk, das ich erfasse -
womit ich deinen Schoß verlasse… 




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Zwischen Rosen und Romantik / Morgenstimmung
« Letzter Beitrag von gummibaum am Mai 07, 2025, 08:53:32 »
Auf dem First mir gegenüber
steht ein frohes Entenpaar,
gibt sich zarte Schnabelstüber
und verrenkt sich wunderbar.

Hebt die Flügel an und flattert,
tauscht die Plätze, reckt den Hals,
schaut ins Morgenrot und schnattert,
denn die Liebe lockt zur Balz.

Sinnend weile ich am Fenster.
Hinter mir das Bett ist leer
bis auf alte Traumgespenster.
Etwas Neues kommt nicht mehr...


(bis auf ein paar Traumgespenster./Etwas Echtes kommt nicht mehr...)
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Das Blöken der Lämmer / Güteklasse A
« Letzter Beitrag von Copper am Mai 06, 2025, 21:51:18 »
Ist spät am Abend man nicht satt,
ist glücklich der, der Eier hat.
Ob hart gekocht, gerührt, geschlagen
fünf Eier füllen schnell den Magen
und sind schön warm noch obendrein,
ja, Eier schmecken köstlich fein.
Am besten schmecken mir nur die;
von Nachbars buntem Federvieh.
Ich will mir schnell mal welche holen,
in dunkler Nacht auf leisen Sohlen.
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Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Re: Subjektives Zeitempfinden
« Letzter Beitrag von Erich Kykal am Mai 06, 2025, 21:31:11 »
Hi Cop, Gum!

Wow! Vielen Dank für soviel profunden Zuspruch!  :)

Ich erinnere mich an endlose langweilige Unterrichtsstunden meiner Kindheit und Jugend, wenn der Zeiger der Klassenuhr quälend stillzustehen schien - heute vergehen meine Stunden oft noch sinnloser und langweiliger, aber sie glitschen einfach nur so durch mein Empfinden, verströmen sich ins Nichts wie eine durchtrennte Arterie, wo es damals in meiner Kindheit bestenfalls zäh ein wenig aus einem Kratzer getröpfelt hat.

Der Kindheit lange Tage - ein jeder eine Sage.
Des Alters kurze Jahre - verflackernd bis zur Bahre.


LG, eKy
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Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Re: Subjektives Zeitempfinden
« Letzter Beitrag von gummibaum am Mai 06, 2025, 19:28:18 »
Super schön, lieber Erich.

Ich staune, wie viel Leben du einer oft gehörten Klage der Alten, dass die Jahre immer schneller vergehen, einhauchst.
 
Ich spüre deutlich beim Lesen des Gedichts die Lebenszeit erst stillstehen, dann sickern, fließen und schließlich jäh hinabstürzen … und sehe in ihren Wogen den Alten vergeblich nach Halt suchend in den Tod treiben.

Chapeau von gummibaum
 
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Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Re: Subjektives Zeitempfinden
« Letzter Beitrag von Copper am Mai 06, 2025, 16:16:48 »
Hallo Erich,

ja, wir sind der Zeit ausgeliefert. Die Zeit ist unantastbar, nicht veränderbar. Wir können unserer Lebenszeit nicht selbst bestimmen. Wir werden geboren ungefragt und wir werden sterben ungefragt.
Du beschreibst in Deinem Werk vorzüglich das Zeitempfinden. Wie unterschiedlich wir die Zeitdauer wahr nehmen. Eine Stunde hat zwar 60 Minuten, oder 3600 Sekunden. Das ist messbar. Sie ist eine konstante Größe, aber in ihrer Länge doch unterschiedlich empfindbar. Es gibt eine wissenschaftliche 'Erklärung für dieses veränderbare Zeitempfinden im Bezug auf das jeweilige Lebensalter.
In unserer Gefühlswelt gibt es wohl nichts Konstantes . Das gibt es nur in der Physik und in der materiellen Welt.

Zitat:
doch das Wort aus meinem Munde
kann die Welt nicht mehr erreichen.

Da halte ich mal dagegen:
Du hast großes geschrieben und das wird gelesen und das wird bleiben.
Da braucht es keine laut gesprochenen Worte mehr.
Wenn der Lyriker schweigt, spricht sein Werk.

Gruß Copper.
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Sprüche, Gedanken, Gescheites / Re: Zu Gast
« Letzter Beitrag von Copper am Mai 05, 2025, 11:22:21 »
Hallo Erich,

vielen Dank für die Korrektur. Was schnell zu bereinigen war habe ich sofort ausgeführt.
Wie immer hast du den Gedanken lyrisch perfektioniert. Auch dafür vielen Dank.
Ich versuche mal eine Gesamtumstellung, die nicht zu 100 Prozent Deiner Umstellung entspricht.
Dafür benötige ich etwas mehr Zeit.
Deine Version zu übernehmen wäre bestimmt die beste Lösung. Aber ich habe halt auch meinen Stolz :)

Danke für deine Zeit und für deine Gedanken, die immer sehr lehrreich sind.

Viele Grüße,

Copper
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Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Subjektives Zeitempfinden
« Letzter Beitrag von Erich Kykal am Mai 05, 2025, 10:35:26 »
Jahre, wie sie uns verstreichen -
endlos langsam einem Kind,
rasend, wenn wir Alte sind,
die der Jugend langsam weichen.

Tage, die wir endlos wähnten
in den Spielen vor der Zeit
reifender Besonnenheit -
Stunden, die sich ewig dehnten.

Heute denke ich: Wo blieben
all die Monate und Wochen?
Jahre sind mir weggebrochen,
wie bedeutungslos zerrieben.

Immer rascher, immer schneller
eilen wir an unser Ende,
rinnt uns durch die klammen Hände
allen Reichtums letzter Heller.

Abgehängt und aufgegeben
halten wir am Leben fest,
das uns Stück um Stück verlässt,
ganz egal, wie sehr wir streben.

Jahre, wie sie uns verstreichen -
die Sekunde bleibt Sekunde,
doch das Wort aus meinem Munde
kann die Welt nicht mehr erreichen.
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Verbrannte Erde / Re: Schattenseele
« Letzter Beitrag von Erich Kykal am Mai 05, 2025, 10:16:09 »
Ach, liebe Cypi, könntest du doch noch weiter schwelgen. Deine unverdient übersprudelnde Begeisterung für mein Schaffen fehlt mir - wie du als Mensch auch. In memoriam ...
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Sprüche, Gedanken, Gescheites / Re: Zu Gast
« Letzter Beitrag von Erich Kykal am Mai 05, 2025, 10:04:35 »
Ich sitze gern in fremden Gärten,
dort darf ich faul und freier werden.
Im Eigenem ist's schwer zu ruh'n,
er zwingt mich ständig was zu tun.

Auch bin ich gern im Nachbargarten,
muss von der Welt dort nichts erwarten.
Doch sitze ich in meinem drinnen,
schon stören mich die kleinsten Spinnen.


Hi Cop!

Nettes, kurzweilig zu lesendes Gedicht über botanische Präferenzen.

Peanuts:
S1Z1 - 'Garten/werden' ist ein unreiner Reim.
S1Z3 - 'im Eigenem' ist doppelt falsch. Schreibst du es groß, steht es als eigenes Nomen für dein Eigentum im Allgemeinen und muss sich nicht auf den Garten beziehen. Und hinten gehört ein 'n' hin, kein 'm'.
S2Z1 - Das 'Auch' ist hier unstimmig. S1 erklärt, warum, also wäre ein 'darum' angebracht, wenn erklärt wird, wieso man dort beim Nachbarn ist. (Oder meine Wahl: So)
S2Z3 - 'drinnen' ist für einen Garten eher ungeschickt gewählt, weil es mehr auf einen Innenraum hinweist. Sehr gemeinsprachlich.

Und: Spinnen sind äußerst willkommene Nutztiere, die dir all die fiesen kleinen Insekten wegfangen, die sich auch gern in Häusern einnisten. Fangspinnen beispielsweise dürfen auch bei mir im Haus jagen oder überwintern. Nur die Netzspinner expediere ich - lebendig! - nach draußen.


Versuch einer Korrektur:

Ich sitze gern in fremden Gärten,
im Frieden, den sie mir gewährten.
Dort darf ich faul und freier werden
mich endlich finden da und erden.

So bin ich gern im Nachbargarten,
muss von der Welt dort nichts erwarten,
doch ruh ich unter meinen Bäumen,
mag ich nur unter andern träumen.


Sehr gern gelesen und betüttelt. Natürlich kannst du, wenn du magst, die monierten Stellen nach eigenem Ermessen umbauen.

LG, eKy
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