Autor Thema: Überleben  (Gelesen 848 mal)

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Überleben
« am: Februar 17, 2016, 20:28:54 »
Überleben

Alles was ich sehe ist schwarz, es ist pechschwarz und das Glück lässt sich schon lange nirgendwo mehr blicken. Es ist längst vorbei, die Entscheidung fiel vor langer Zeit und die Bombe in mir tickt. Tick, Tack, Tick, Tack – bis mich der Tod endlich packt. Unkaputtbar, so steht es geschrieben. So hab ich es immer gewünscht. Doch dies ist der Tag, der Tag an dem ich langsam auf den Bildern vergilbe. Für immer jedoch. Mir ward dieses Leben einst gegeben, doch nur der Vorsatz „Über-“ kann es korrekt vollenden.
Nun ist es soweit. Nun bin ich bereit. Nun steht niemand mehr an meiner Seit. Meine Augen weiten sich aus, als ich dem Himmel einen halben Meter näher bin. Meine Hände sind taub und meine Wörter so herzlos. Sie stoßen euch ab, damit ihr nicht leidet; weil ihr mich nicht leiden konntet. Ich vernehme Stimmen, die es nicht gibt, sehe nach oben und nicht mehr zurück. Die Sonne schickt Lichtstrahlen ins dunkle Tal dort vorn in der Ferne. Sucht man schon nach mir? Darf ich nun losgehn, darf ich endlich den Frieden sehn? Sag, darf meine schwarze Seele endlich in die Vergangenheit gehn?
Manchmal muss man gehen, um auf ewig da zu bleiben. Und manchmal muss man dazu etwas riskieren, um sein Ziel nicht zu verlieren. Mit Vorsicht und blutigen Lippen von den klappernden Zähnen strecke ich meine Füße in die bodenlose Weite unter mir. Der Wind lässt sie gefrieren, doch es ist Windstill. Ich kann den Tod spüren, wie er meine Beine langsam umschlingt und ins endlose Nichts ziehen will. Mein Herzschlag übertönt jeden grausamen Gedanken der letzten Jahre. Es ist, als klopfte jemand an meine Brust. Doch wer kann das sein? - Es ist der Sanitäter im roten Gewand.