Autor Thema: Es sprach das Quecksilber zum Salz:  (Gelesen 1173 mal)

Günter

Es sprach das Quecksilber zum Salz:
« am: Oktober 27, 2017, 11:53:18 »
Ich rieche nicht, ich schmecke nicht,
doch hat mein Gift sehr viel Gewicht
für alle Menschenkinder.
Ich bin sehr teuer, da ich rar,
sehr flüchtig, was ganz offenbar,
und glänze auch nicht minder.

Entgegnend sprach zu ihm das Salz,
ich bin nur weiß und allenfalls
koste ich auch nur wenig.
Ich schmecke gut und konserviere,
auf dass nichts Qualität verliere.
Wer mich hat, ist ein kleiner König.

Wer mich besitzt, dient meinem Zweck!
So sprach das Queck zum Salz ganz keck.
Wo viel ist, zieh ich mich zusammen.
Ich bin nicht nur schön anzusehen,
beherrsche die, die nicht verstehen,
um meine Diener zu verdammen.

Ich Salz, ich diene nicht dem Bösen!
Im Wasser bin ich aufzulösen,
kann mich so ganz gerecht verteilen.
Ich nähre und ich baue auf
und schütze jeden Lebenslauf,
vermag sogar vom Gift zu heilen.

So stritten an einem Ort,
den niemand kennt, ein Weilchen fort.
Wer konnte dabei siegen?
Das Salz vermag trotz großer Mengen,
niemals das Silber einzuengen.
Muss drum es unterliegen?

Agneta

  • Gast
Re: Es sprach das Quecksilber zum Salz:
« Antwort #1 am: Oktober 28, 2017, 10:40:38 »
das ist eine philosophische Frage, lieber Günter. Was hier als Quecksilber und Salz metaphorisiert ist, menschelt sehr ;).
Oftmals sehen wir im Leben, dass die Bösen, Egoisten glänzen und immer an der Spitze stehen. Und die Lebensgebenden, Guten die unteren Ränge einnehmen.
Die zweite philosophische Frage, die sich daraus ergibt ist: Kann man nur nach ganz oben kommen, wenn man falsch und egoistisch ist oder wird man so, wenn man erst mal oben ist?

Das ewig währende Gift des Quecksilbers zerstört ja alle, auch die Queckis selbst letztendlich.
Im Moment ein aktuelles Thema mit der Öffnung der Mülldeponie Dhünnaue in Leverkusen zugunsten einer neuen Autobahnbrücke. Da wurden Tonnen von Gift, auch Quecksilber 100 Jahre lang in den Boden gegeben. Vor ein paar Jahren versiegelt, damit die Umwelt geschont wird.
Nun soll die größte Giftmülldeponie Westeuropas aufgemacht werden: Büchse der Pandorra.
Wieder werden die profitieren, die schon von der Verklappung dort schon profitierten und die Bürger müssen sehen, wie sie damit klar kommen...

Man versteht nicht, wie diese Menschen ticken, die sowas tun und sowas nun zulassen.

Du siehst, zu deinem Werk lässt sich viel sagen.
Gerne drüber nachgedacht mit lG von Agneta


Günter

Re: Es sprach das Quecksilber zum Salz:
« Antwort #2 am: Oktober 29, 2017, 16:57:15 »
Hallo liebe Agneta,
schön, dass Du Dich hier einklinkst.
Ich kam auf das Thema durch einen Aphorismus, der das Geld mit dem Quecksilber vergleicht. Dazu fiele mir noch ein "Ihr seid das Salz der Erde".
Es gibt zu sehr vielen Dingen Parallelen, wenn man danach sucht. Im an die Spitze zu gelangen, braucht man rücksichtslose Ellenbogen und wer oben ist, bleibt nicht unbeeinflusst von der Höhenluft. Das beschränkt sich nicht nur auf die Macht. Es mag sich aus beidem, dem Drang aufzusteigen und der erreichten Höhe eine Wechsel Wechselwirkung ergeben. Alles fängt fast immer klein an.
Auch auf reale Situationen wie Dein Beispiel trifft die Betrachtung zu. Ja, die Büchse der Pandora! Doch die Hoffnung soll angeblich noch drinnen sein?
Herzlichen Dank fürs Lesen und den Kommentar!
Liebe Grüße Günter


Agneta

  • Gast
Re: Es sprach das Quecksilber zum Salz:
« Antwort #3 am: Oktober 29, 2017, 18:56:20 »
es lohnt sich, lieber Günter, hier nochmals einzuhaken, denn du hast ein wichtiges Thema angesprochen mit deinem Werk, das philosophisches Geplänkel zulässt.
Das Geld. Ich bin kein Kommunist und sehe dem Geld etwas gelassener entgegen. Geld war mal als Tausch gedacht, aus dem Tauschhandel entstand es. Man gibt also Geld für irgendetwas, das man braucht. Vorher muss man es erwirtschaften - so war es gedacht.
Ungerechtigkeit aber ( Minilöhne, Inflation) die den Wert des Geldes verflachen und für manche Basisprodukte nicht mehr erschwinglich machen, lassen es so für manche nicht nur so aussehen, als wäre Geld lebenswichtig. Man muss schon etwas haben, um ein gutes Leben führen zu können.
Wer arbeitet, der soll sich auch was leisten können, selbst die Kommunisten sagten: Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen.".

Irgendwann wiurde das Geld so erhöht, dass daraus ein gesellschaftlicher Status wurde, niemand braucht einen Porsche, niemand einen Anzug von Armani. Vor allem sollte sowas, wenn man es besitzt, nicht zu einem gesellschaftlichen Status führen, der diese Leute auf andere herunterschauen lässt.
E ist also nicht das Gift des Geldes, sondern das Gift der Ungerechtigkeit. Dafür wiederum wäre die Politik zuständig.

Mein Haus ist für mich kein Statussymbol, sondern eine Möglichkeit der Freiheit, mich zurpückzuziehen und meine Ruhe zu haben vor der Welt.
Wenn alle, die sich mühen, die Chance hätten, wäre unser Land gerechter. Würden die ganz reichen Menschen mehr abgeben, hätten wir nicht so viel Kinderarmut.
Auf der anderen Seite aber gibt es Menschen, die nicht arbeiten wollen und sich in der Hängematte des Sozialstaates ausruhen. Ein ebensolcher Verwurf wie die, die sehr viel Geld haben, aber nichts geben wollen. Sie könnten flugs mal eine Kita bauen. Tun sie nicht. Und auf der anderen Seite muss man Vattern abgewöhnen, sein Geld zu versaufen und nicht arbeiten zu gehen.
Dazwischen hängen die, die krank sind, erwerbsunfähig oder unverschuldet im Alter arbeitslos werden. Denen muss man helfen.

Geld kann viel Gutes tun. Es kommt immer auf die Hand an, die es besitzt.

LG von Agneta


Günter

Re: Es sprach das Quecksilber zum Salz:
« Antwort #4 am: Oktober 30, 2017, 17:22:01 »
Liebe Agneta,
philosophieren macht mir auch Spaß.
Ich möchte auf Deine Gedanken und Stichworte eingehen.
Ein Kommunist mag Geld genauso wie der Kapitalist.
Eine Gesellschaft ohne Geld mag nur auf niederster Ebene oder kleinster Einheit funktionieren, also quasi gar nicht.
Geld hat keine Bedeutung für das Leben, ausgenommen man hat keins. Spaß beiseite!
Die Entstehung ist sicher unumstritten, doch dann wird es interessant.
Das Geld muss erwirtschaftet werden…
Das trifft heute nur noch auf den Teil zu, den ich „echte“ Wirtschaft nennen möchte. Heute ist der Anteil des damit „erwirtschafteten“ Geldes sicher geringer. Die Schattenwirtschaft (ich möchte hier stellvertretend das Wort Hedge-Fonds nennen), emittiert Geldsummen in astronomischen Summen, hinter denen keine Werte stehen. Das sind nicht mehr als Wetten auf alles mögliche. Damit wird inzwischen mehr Gewinn abgeschöpft als durch Arbeit.
Minilöhne und Inflation gehören mit in diese Schublade.
Geld für ein gutes Leben…
Ich behaupte, dass hier einen Minderbereich (Minijob usw.) gibt, in dem der Mensch schlecht lebt. Dann gibt es den Normalbereich und darüber hinaus nimmt die Lebensqualität wieder ab. Luxus und Verschwendung haben nichts mit dem zu tun, was ich unter Lebensqualität und Wert verstehe. Zumindest dürfte es für die meisten Reichen zutreffen.
Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen… (wer nicht isst, muss auch nicht arbeiten ;D)
Geld ist auch ein Messmittel für einen Wert, so auch für die Arbeit. Wenn diese Werte nicht stimmen, entsteht eine arge Schieflage. Vergleiche dazu die letzte Phase des Römischen Reiches.
niemand braucht einen Porsche…
So ist es, doch kann ein Porsche eine fehlende Persönlichkeit recht gut kaschieren!
Der Reichtum zählt manchem als Himmel und zwar an allen Tagen.
Hat einer einen kleinen Pirol, dann braucht er einen teuren Wagen. ;D
das Gift des Geldes…
Wie Paracelsus schon sagte, die Menge macht das Gift.
Ein Haus ist kein Statussymbol.
Nein sicher nicht, doch möglicherweise ein Villa.
Chancengleichheit zu schaffen bzw. zu erhalten, ist die Aufgabe der Politik. Tut sie es nicht, so hat sie versagt (oder besser gesagt, sie wurde gekauft).
Hängematte des Sozialstaates…
Das ist dasselbe Problem, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Dabei ist das Wort „sozial“ jedoch völlig entartet. Sozial heißt, jeder leistet, was er kann und jeder bekommt, wessen er bedarf.
Unnötige Alimentierung macht sowohl die Gesellschaft wie auch die Empfänger krank.
Helfen muss man keinem, wenn das System richtig funktioniert.

Danke für Deine Ansichten
LG Günter

Agneta

  • Gast
Re: Es sprach das Quecksilber zum Salz:
« Antwort #5 am: November 03, 2017, 18:31:50 »
 ;D sehr gerne habe ich deine augenzwinkernde und interessante Antwort gelesen, lieber Günter.
Ich stimme dir durchaus  zu und finde keine Ergänzung , außer vielleicht zum Pirol. ;D ;D ;D

Auch ein Porsche macht aus einem Pirol noch keinen Papagei. ;D
Aber interessant ist doch, dass der Porschefahrer dieses denkt und sich als Anerkennung anholen möchte. Die Menschen, auf deren Anerkennumg er Wert legen könnte, die aber lachen ihn aus, so wie wir beide. Hört sich jetz arrogant an, aber ich denke, du verstehst, was ich meine... :).
Wessen Anerkennung also holt er sich ab? Die der SUV-Fahrer? GGGGGGGGGGG von Agneta


wolfmozart

Re: Es sprach das Quecksilber zum Salz:
« Antwort #6 am: November 04, 2017, 11:14:16 »
Hallo Günter,

diese Werk birgt eine ungeahnte Fülle von philosohpischen Überlegegungen.

Als Gleichnis geschrieben nehme ich an.

Kommt zu meinen (inneren) Favoriten.

Lieben Gruß wolfmozart

Günter

Re: Es sprach das Quecksilber zum Salz:
« Antwort #7 am: November 04, 2017, 17:51:23 »
Danke Dir, liebe Agneta nochmal!

Lieber wolfmozart,
ja, so isses! Ich liebe Metaphern und Allegorien, egal ob allegro oder moderato.
Die Natur und ihre Gesetze lassen sich vermutlich in jedem Detail auf den Menschen anwenden. Daraus ergibt sich ein unerschöpflicher Vorrat an Themen. Und selbst bearbeitete Themen lassen sich enorm variieren.
Gedanken anstoßen! Das gehört zu den Hauptaufgaben der Dichtung, so meine ich.
Danke für Dein Einschalten!

Beste Grüße Euch beiden
Günter