Autor Thema: Auf Draht  (Gelesen 736 mal)

gummibaum

Auf Draht
« am: Juni 30, 2018, 11:31:25 »
Ach, mein Sohn ist ausgezogen,
und nun ist die Wohnung leer.
Einsamkeit türmt ihre Wogen,
überspült mich wie ein Meer.

Liege nun in seinem Zimmer
wie auf Grund und ohne Licht,
warte auf den Hoffnungsschimmer,
der das Schwarz in mir zerbricht.

Da entdecke ich die Leiter,
über der die Lampe hing,
und den Draht, der nackt und heiter
blieb, obwohl sein Anhang ging.

Und ich tipp mir an die Stirne,
die die Fassung neu erlangt -
Such und finde eine Birne,
dass der Draht mich lichtbetankt...

Erich Kykal

Re: Auf Draht
« Antwort #1 am: Juni 30, 2018, 19:20:11 »
Hi Gum!

Bis auf die letzte Str. ist mir der Inhalt klar.

Soll diese Conclusio aussagen, dass es eigentlich nur um so etwas Prosaisches wie Zimmerlicht ging, anstatt um Seelenweh um den fortgezogenen Sohn? Oder deutet sie einen Suizid an, bei dem der offene Draht an die eigene "Birne" gehalten wird?

Leicht verwirrt,

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Auf Draht
« Antwort #2 am: Juni 30, 2018, 23:20:48 »
Eigentlich sind ja beide Lesarten möglich, lieber Erich.  Fakt ist, dass ich noch lebe, aber nach dem Gedicht auf die Leiter gestiegen bin und endlich die Lampe angeschraubt habe, damit Licht im Zimmer und in meinem Innern einkehrt.

Danke und LG
gummibaum