Autor Thema: Der Maiskolbenversteher  (Gelesen 3088 mal)

Martin Römer

  • Gast
Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #30 am: Juni 16, 2020, 23:42:10 »
Guten Abend,

dein Beitrag, Jenny, beginnt mit der großen Dimension von sexueller Belästigung und damit ist man schnell beim Eingemachten.
Was sollte ich dir in Bezug auf sexuelle Belästigung sagen?
Dieser "Masochismus", etwas Unwillkommenes trotzdem "anzugehen", ist mir im persönlichen Dasein fremd.
Im Reich der Poesie, wo große Bahnen gegangen werden, kann das allerdings hin und wieder sehr präsent sein - erscheinen.

Ich kann nur naiv ertönen: es ist der s e x u e l l e Übertritt, das heißt, aus dem Nichts heraus wird die Frau gesetzwidrig berührt.
So einen Gedanken lässt mein Anstandsempfinden nicht zu.
Jedenfalls gab es noch kein Beispiel dafür, ob im Sinne von "sie sagte nein" und dass ich kein eigentlicher Flucher bin, dürftest du auch erkennen.
Eine schluchzende Frau irgendwo hin zu zerren ist eine völlig unmögliche Vorstellung.

Anders ist es im Reich der Poesie, was nicht mit einfacher Phantasie und Träumen zu vermischen ist:
da sind es gewisserweise leibhaftige und langgeliebte Phantasiegestalten, wo deren Handlung nach den Wirbelstürmen des Schicksals dergestalt erscheinen mag.
Man mag womöglich festhalten, dass eine solche Seligkeit zuweilen eine ähnliche Diktion führt, wie es bei der indiskutablen Rohheit der Fall ist.
Es ist klar erkennbar, dass es eine eigene Geschichte ist und unpersönlich auf beiden Seiten und das gleichzusetzen mit Missetaten der realen Welt, ob rhetorisch oder übergriffig, ist hanebüchen.
Dann müssten aller "brutalen" literarischen Geschichten verboten werden, bspw. auch die von der dein Username herrührt.
Aber wir lassen jetzt davon ab, im Theorethischen herumzureden.

Weils Kurzweil macht, mag ich dich hierzu nochmals belanglos abklopfen:
hat jedes weiblich konnotierte Wort auch wirklich einen Bezug zur Weiblichkeit?
Eine Frau zu beleidigen, weil sie eine Frau ist, ist nur stumpfsinnig.
Oder anders gesagt, wenn gesagt werden würde: "du Schwanz!", würdest du eine Diskriminierung des Mannes vermuten?
Wenn die Frau überhaupt nicht "beleidigt" werden darf, kann das auch eine umgekehrte Diskriminierlichkeit sein.
Aber da kommt man jetzt gemächlich in den Bereich der Absurdität hinein.
 
Anschließend hast du von vielen Missständen wenige aufgezählt. Wünschenswert, dass sie verschwänden.
Wo das Donaulied mit jener Intention zur Sprache kommt, ist es wie bei jeder andern Gewalttätigkeit strikt abzulehnen.
Was soll ich dir noch sagen, die du gemäßigt bist und deinem Weg folgst?
Vielleicht nochmals zum Dogmatismus.
Möglicherweise kann es sein, dass der Feminismus hier und da seine eigenen Kinder frisst und das sage ich ironielos.
Wenn in Skandinavien geschlechterspezifisches Spielzeug verbannt wird, ist es ein neues Problem.
Wenn du vereinfacht meine Meinung hören möchtest -
die Frau Frau und den Mann Mann sein zu lassen, mag sich im ersten Moment plump anhören.
Aber so gibt es keinen Grund zu Spielerei und Hass und es ist immer besser, wenn die Vernunft "aus den Herzen" gedeiht, anstatt dass gespäht, bewacht und getrommelt wird.


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Ein ausführlicher Beitrag kam von dir, werte Eleonore, der allerlei enthält - hab Dank für diese verschiedenen Einblicke.
Am meisten umging mich die Notiz von den dreisten Grundschülern.
Das hat beim ersten Mal sehr seltsam geklungen, ich konnte mir bei 10jährigen in dieser Härte darunter nichts vorstellen.
Aber es besteht jetzt nach der weiteren Ausführung kein Grund, daran zu zweifeln.
Was zu meiner Zeit auch eine Gewöhnlichkeit war, heißt, in sexuell gefärbter Gosse zu kramen aus Kindlichkeit heraus,
wird dann wohl inzwischen einen psychopathischen Schliff bekommen haben.

Ich bin zergrämt darüber - zergrämt, nettes Wort. Will heißen, von den Verhältnissen nur noch abgestoßen.
Hätten sie nicht das, würden sich diese Luftgestalten was anderes ausdenken.
Man muss sich eingestehen, dass man durch die allgemeine Verrottung ungefähr amerikanische Verhältnisse in anderem Gewand erzeugt hat.
Die hiervon ableitbare These, dass Frauendiskriminierung nur eine Farbe sein mag unter andern, will ich jetzt so nicht führen.
Aber doch, ich kann mir schon bei manchen Festzeltbegehern denken, dass die Lust nicht immer einen sexuellen Impuls hat und nicht mehr nur allein Alkohol den Ausschlag dafür gibt, nicht mehr zu wissen, was man tut.

Wie man dem beikommen mag? Mit den so komischen Erziehungsmethoden, die da jetzt gang und gäbe sind?
Ich hatte eigentlich die ganze Jugend über Psyche, Ärzte, Erziehung, Sozial. Wegen was, weiß keiner.
Es ist ein schwerwiegendes und bei der Masse ein aktuell problematisches Missverständnis, als Feind da betrachtet zu werden.
Aber jedenfalls glaube ich nicht, dass Smartphone-Wegnahme, um jetzt mal ein Beispiel zu nennen, diese enthemmten Knaben verwandelt.
Was erbärmlich ist, erfindet immer neues Weh.
Von einer traurigen Welt kann man jetzt ganz sachlich tönen.


So, das war jetzt der Sermon zur Nacht.

Viele Grüße
M.

Seeräuber-Jenny

Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #31 am: Juni 17, 2020, 03:17:20 »
Hallo Martin Römer,

im Reich der Poesie, der Fantasie, ist vieles möglich, was im wahren Leben unmöglich erscheint. Der Bruch von Tabus, der Ausbruch aus den Regeln, die Auflösung aller Form, die Sprengung der Ketten, die das gebändigte menschliche Tier in Schach halten.

Das gibt dem Dichter alle Freiheit. Doch selbst wenn er zurückgezogen im Elfenbeinturm lebt, so ist er doch Teil der Gesellschaft, ist von ihr geprägt und mit ihr verbunden. Das verpflichtet den Dichter bei aller Freiheit zu verantwortungsvollem Handeln den anderen Menschen, und nicht nur den Menschen, gegenüber, denn wir sind als soziale Wesen aufeinander angewiesen und sind auch kein Loch in der Natur.

Will heißen, nicht alles, was möglich ist, muss zwangsläufig richtig sein.

Natürlich ist es wünschenswert, dass alle vernünftig handeln. Aber das geschieht oft nicht von allein. Dann können Regeln, verbunden mit Aufklärung, die Schwachen schützen und die Weichen für die Zukunft stellen.

Einen Mann sexistisch zu diskriminieren würde ich ebenfalls als Beleidigung auffassen. Ich denke, Hetero-Männer werden seltener sexistisch beleidigt, wenn, dann wegen ihrer Manneskraft. Dagegen werden homosexuelle Männer sehr oft Opfer von verbaler und physischer sexistischer Gewalt. Die effeminierte Attitüde der Homosexuellen erregt den Hass der Machos, und ich behaupte, das ist auch eine Art Frauenhass.

Meinen Namen finde ich jetzt nicht so schlimm. Wir Leute von heute haben romantische Vorstellungen von der Seeräuberei und lauschen im warmen Wohnzimmer der unglaublichen Geschichte vom Störtebeker, der angeblich noch ohne Kopf auf dem Grasbrook rumgelaufen ist. Wie es damals wirklich war, steht auf einem anderen Blatt. Einiges habe ich in meinen Gedichten beschrieben.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
« Letzte Änderung: Juni 17, 2020, 03:28:43 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz