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Uffbruch

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Grüngold:
Uffbruch

Jezz geh i nuus.
Uss'm Huus ruus.
In d' Schdadd nuus.
Bin do kej Huusmuus!

In d' Kirch ning
hingering
in d' Bonk ning
un sing.

Jezz bin i e Kirchmuus.
So sieht's uus.



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Meine Heimatsprache. Wer erkennt sie? :)

Sufnus:
Hi GG! :)

Ich mag am liebsten solche Dialektlyrik, die auf den ersten Blick gar nicht mehr als Deutsch erkennbar ist, so dass man den Text wahlweise als reine Lautpoesie lesen kann oder - mit der Dechiffierlupe bewaffnet - den inhaltlichen Zugang sucht.

Am überzeugendsten ist das für mich bisher von Lyrikern im schönen Österreich (Jandl, Artmann) praktiziert worden. Oft gibt es regelrecht einen Umschlagpunkt, an dem der nicht ins Idiom eingewiesene Leser merkt, dass er es mit einem (im weitesten Sinn ;) ) deutschen Text zu tun hat, und von dem aus man rückwärts die Bedeutungen erschließen kann.

Folgende Anfangszeilen von Jandl sind z. B. für mich erst einmal nicht verständlicher als Klingonisch:

doos ma aicha
voodalaund
nimois varrotz
haums aunblead...

Und dann springt es um:

... uns junge soidoodn
in kriag gjaukt
und vahaazt.

Zurück zu Deinem Gedicht, GG:

Hier habe ich keine sonderlichen Verständnisschwierigkeiten, allenfalls "hingering" ist mir nicht ganz klar.
Womit Deine Zeilen spielen, ist offenkundig die Haus-Hu(u)s-Grenze zwischen dem Niederalemannischen und dem Schwäbischen. Schön wird auch herausgearbeitet, dass das Niederalemannische (gerade im Gegensatz zum Schwäbischen) arm an Diphthongen ist. Vor dem Hintergrund hätte ich es schön gefunden, wenn die Zeilen ganz Diphthong-frei gehalten wären und das "kej" wegfiele.

LG!

S.

Grüngold:
Hallo Sufnus :)

Ja, ich spreche von  zuhause her alemannisch. Nieder-alemannisch oder oberrhein-alemannisch. Meine alemannische Heimat liegt an der Grenze zum Fränkischen, genauer zum Südrheinfränkischen, das  dann in der zweiten Strophe erscheint.

Schwäbisch hatte ich im Gedicht nicht im Sinne.

Mein Alemannisch hat die alten  mittelhochdeutschen Monophtonge û und î bewahrt, das lange üüü ist allerdings  dann bei uns auch zum î geworden.

Umgekehrt haben wir hier die alten Diphtonge i-e und u-e und ü-e bewahrt.

Also: Leid = Lîd, aber Lied = Liéd.
Maus = Mûs, aber Mus = Mués

LG von Grüngold :)

Erich Kykal:
Hi GG!

Gefällt mir auch. Keine Ahnung, welcher Dialekt das ist, aber gehört hab ich ihn schon!

Und inhaltlich allerliebst - von der Hausmaus zur Kirchenmaus!  ;D

LG, eKy

Grüngold:

--- Zitat von: Erich Kykal am Dezember 14, 2020, 17:43:53 ---
Und inhaltlich allerliebst - von der Hausmaus zur Kirchenmaus!  ;D

--- Ende Zitat ---

Ja, genau!
Diese Idee kam mir echt in einer Kirchenbank.
Und zwar  bei einem Fasnachts-Gottesdienst - falls ihr wisst, was das ist.  ;D

Und ich erinnerte mich, dass ich mal vor Jahren zuhause die erste Hälfte des Gedichts gemacht hatte - nur so zum Spaß - wegen Huus und Muus.
Und dann dichtete ich also nach Jahren  in jener Kirchenbank die zweite Hälfte dazu - und es passte gut zusammen.

LG von GG :)

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