Autor Thema: Friedhofsdichter  (Gelesen 1152 mal)

hans beislschmidt

Friedhofsdichter
« am: Mai 03, 2020, 10:40:53 »
Friedhofsdichter

Es war da ein Dichter aus Lieren,
der ging gern am Friedhof spazieren
und traf er Gebeine
am heiligen Schreine,
wollt er sie just reanimieren.
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Friedhofsdichter
« Antwort #1 am: Mai 03, 2020, 13:44:48 »
Hi Hans!

Es limerickt!

Der Drang des Poeten, Unrecht wieder gut zu machen, rückgängig zu machen, was den Menschen quält - oder einfach nur die Naivität eines von der Welt überforderten Gutmenschen?

Die Unmöglichkeit seines Bemühens verleiht im Glorie und Größe, aber sie macht sein Scheitern nur umso trauriger oder lachhafter - je nachdem, wie man es betrachtet.

Die wesentliche Frage, die sich hier stellt: WEISS er selbst um die Sinnlosigkeit seiner Bemühung? Und wenn ja, warum versucht er es trotzdem?

Auch hierzu würde meine heutige Antwort an Martin in "Dichtung und Dasein" gut passen.  ;)

Gern gelesen,

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Friedhofsdichter
« Antwort #2 am: Mai 03, 2020, 15:17:27 »
Hi Erich, der Quell der Heiterkeit ist mitunter nicht willkürlich ... wohl wahr. Nur um dem Fingerzeig zu folgen, braucht es blockadefreie Narretei. Was wäre es denn für ein verkopftes Dasein, würden wir uns nur am Quell der Weisheit und ihrer Wahrheit laben? Loslassen, darum geht's und Bilder sprechen lassen. Ich sehe Gerippe und Knochenklappern wie in einem Splatter B Movie. Das kann man mögen, sollte dann aber sagen, gar nicht bös gemeint - heerst, du hast an Glamsch.
Danke für Zeit und Gedanken. Gruß vom Hans
 
« Letzte Änderung: Mai 03, 2020, 15:22:06 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Friedhofsdichter
« Antwort #3 am: Mai 03, 2020, 18:34:24 »
Wohl wahr, ich habe in diese wohl eher heiter-komödiantischen Zeilen möglicherweise mehr an philosophischer Metaebene hineingedacht, als vom Autor avisiert war - indes, was wären wir ohne Doppeldeutigkeit?  ;) ;D - Lassen wir also beides gelten ...  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.