Autor Thema: Die Angst der Torwartfrau vorm Elfmeter  (Gelesen 717 mal)

Agneta

  • Gast
Die Angst der Torwartfrau vorm Elfmeter
« am: M?RZ 10, 2020, 20:12:45 »
Die Angst der Torwartfrau vorm Elfmeter

Vom Soldaten bis zum Manager
sind schon einige durch diese Tür geschritten,
verliebt in meine Tochter.
War niemals ein Problem für mich,
doch ich bin alt geworden.

Jetzt sind es keine Bübchen mehr,
die vor der Lehrerin Respekt bekundeten.
Jetzt sind es Männer mit Geschichten,
Erfahrungen und scharfen Augen.
Wie geb ich mich? Was zieh ich an?

Will meiner Tochter nichts verderben,
sie soll doch endlich glücklich werden.
Der erste Eindruck zählt. Sekunden nur.
Ich schlafe schlecht in jener Nacht davor.

hans beislschmidt

Re: Die Angst der Torwartfrau vorm Elfmeter
« Antwort #1 am: M?RZ 11, 2020, 11:01:58 »
Hey Agneta, der Titel hat mich neugierig gemacht, weil ich den "Windisch-Bub" so gerne mag und man in einer Rückbende erfährt, dass der Bloch einfach stehen geblieben ist und den Ball nur gefangen hat.
Nun gut, dem LyIch geht es genau so, weil der Moment des Schusses entscheident ist und nicht die Wahl der Garderobe.
Kernsatz ist
.... Sie soll doch endlich glücklich werden ....
das impliziert, dass diesem Versuch schon viele voran gegangen sind, die wohl eher unglücklich verlaufen sind, ohne das Zutun der Mutter.
Kein Grund also für die Mutter eine gewisse Verantwortung für den Stallgeruch übernehmen zu müssen und doch passiert genau das. Die Sorge bleibt ein Leben lang.
Ich persönlich habe das Phantombild von eventuellen Schwiegertöchtern schon längst abgeschrieben.
Gerne und mit großem Interesse gelesen. Gruß vom Hans
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Die Angst der Torwartfrau vorm Elfmeter
« Antwort #2 am: M?RZ 11, 2020, 11:33:37 »
Hi Agneta,

war auch mal ein arbeitsloser Dichter beim LI dabei?  ;D O0

Auffällig ist wie die Strophen ohne Reime sich wie Öl lesen lassen. 
Da es mir an mütterlicher Weiblichkeit fehlt, kann ich mich nur schwer in das Thema einfinden, da meine Mutter immer anders war, was Schwiegertöchter anging.

Ich kommentiere das Gedicht aber, weil ich mir über das Thema noch nie Gedanken gemacht habe..
Ergeht es Müttern wirklich so?

Hm...

vlg

EV

Agneta

  • Gast
Re: Die Angst der Torwartfrau vorm Elfmeter
« Antwort #3 am: M?RZ 11, 2020, 20:08:38 »
Hi Hans,

vielen Dank für dein Interesse, auch, wenn es dann nicht um Fußball ging. Du hast es auf den Punkt gebracht. Der Moment des Schusses ist alles entscheidend. Es freut mich, dass dieses, vielleicht etwas ungewöhnliche Prosawerk verstanden wurde.
Liber EV,
ja, das sagts du was, wie Öl. Wenn man auch bei Prosagedichten auf Metrik und Stilmittel achtet, dann fließen sie genauso wie gereimte oder fest geformte Werke. Das ist nämlich etwas anderes als einfach Sätze aneinander zu schreiben, wie viele meinen.
Nein, ein Dichter war nicht dabei, zumindest nicht bei den ernsthafteren Versuchen. Mein Tochter hat leider kein sehr glückliches Händchen bei der Männerwahl. Die Ernsthaften,Zuverlässigen ( Arzt, Anwalt, Lenxess Manager) sind ihr zu langweilig und der Rest bringt zwar Spannung, birgt aber auch Gefahr..
GGG von Agneta
Liben Dank euch beiden

Sufnus

Re: Die Angst der Torwartfrau vorm Elfmeter
« Antwort #4 am: M?RZ 12, 2020, 13:08:24 »
Liebe Agneta!

Das gefällt mir auch richtig gut! Es ist ein sehr persönlicher Ton und ein lyrisches Thema abseits der üblichen inhaltlichen Trampelpfade, obwohl das Thema der um die Tochter besorgten Mutter ja schon in der frühesten überlieferten Lyrik aufscheint - man denke an Sapphos Gedicht an den Abendstern. :)

Zwei ganz kleine Ideen noch von mir:
S1: doch ich bin darüber alt geworden. [ggf. auch aus metrischen Gründen "drüber", "derweil", "seither" usw.]
Ohne irgendein verbindendes Überleitwörtchen steht für mich sonst die letzte Zeile der ersten Strophe etwas zusammenhanglos im Raum und stört dadurch für mich ein bisschen den "Flow". Das kann natürlich durchaus gewollt sein, aber dann bringt es das LI schon sehr gewaltig in Stellung, etwas auf Kosten der Tochter, wie ich finde. Durch ein Verbindungswörtchen werden Tochter und LI etwas stärker "ins gleiche Boot gesetzt" und nicht so sehr als Gegensätze aufgeführt. Aber nur mein subjektiver Eindruck.

S3: ich schlafe schlecht in jeder Nacht davor.
In S2 ist von den aktuellen männlichen "Aspiranten" im Plural die Rede, daher fände ich "jede Nacht" als Verweis, das hier viele Nächte (vor vielen Männerbesuchen) besungen werden etwas logischer als "jene Nacht", die sich auf eine einzelne Nacht bezieht.

Diese Verse hallen lange bei mir nach - sehr gerne gelesen! :)

S.

Agneta

  • Gast
Re: Die Angst der Torwartfrau vorm Elfmeter
« Antwort #5 am: M?RZ 25, 2020, 12:07:57 »
vielen Dank, lieber Sufnus, für deine Gedanken zu diesem Stück.
Es geht hier nur um den einen Männerbesuch, bzw. Vorstellung. Früher habe ich mir da keine Gedanken drüber gemacht. GGG
Dich ich bin alt geworden, ist etwas schwächer, weil es nicht auf dem Verb betont wird. Doch das Ich sollte ja stärker betont werden, denn das Ich hat sich verändert. Harmonischer wäre darüber. Aber eigentlich sollte es so hart sein.
Lieben Dank und lG von Agneta
PS. Mittlerweile ist alles gelaufen und es war gut! GGG

Sufnus

Re: Die Angst der Torwartfrau vorm Elfmeter
« Antwort #6 am: M?RZ 26, 2020, 07:49:23 »
Hi Agneta!
Freut mich sehr, dass alles gut verlaufen ist! :)
LG!
S.