Autor Thema: Falsches Bonbon  (Gelesen 728 mal)

hans beislschmidt

Falsches Bonbon
« am: Dezember 06, 2020, 16:15:50 »
Falsches Bonbon

Gestern bekam ich mein Salär.
Ich hab mich für nen Moment verguckt.
Er war schön rund und ubiquitär,
so hab ich den Braunen verschluckt.
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Falsches Bonbon
« Antwort #1 am: Dezember 06, 2020, 17:21:35 »
Hi Hans!

Nicht, dass ich wüsste, wovon hier die Rede ist, aber wenn von einem Bonbon die Rede ist, müsste es in Zeile drei dann nicht zu Beginn "Es war schön und ..." heißen?

Ein paar erklärende Zeilen zum Text für Nicht-Insider wären nett ...

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Falsches Bonbon
« Antwort #2 am: Dezember 06, 2020, 18:03:35 »
Hi Erich, das "er" bezieht sich auf den allgegenwärtigen Braunen, der in meiner Wahrnehmung leicht adipös ist und den man eigentlich nicht mit einem Bonbon verwechseln kann. Und trotzdem passiert es. Gruß vom Hans
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Falsches Bonbon
« Antwort #3 am: Dezember 06, 2020, 18:23:35 »
Ähhh - ich steh auf'm Schlauch. Brauner?

In Österreich ist der "große (oder kleine) Braune" ein Kaffee.

Und leicht adipös? Dass der Adi bös war, weiß ich, aber das ...? Ist ein Nazi-Bazi gemeint? Unwahrscheinlich ...

Was/wer ist gemeint?

Wenn es eine Art Bezahlung war (Salär), sollte es sich um ein Zahlungsmittel handeln - aber welches kann man mit einem Bonbon vergleichen, satirisch oder nicht?

Ein Scheißtrümmerl vielleicht?
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Falsches Bonbon
« Antwort #4 am: Dezember 06, 2020, 18:37:00 »
Hi Erich,
das Bonbon ist das Zahlungsmittel. Es kann süß sein aber auch eine imaginäre Draufgabe für besondere Leistungen.
Der große Braune aus dem Kaffeehaus ist es auch nicht, sondern die allgegenwärtigen Nazis, die überall lauern. Dass so ein dicker Brauner mit einem Karamelbonbon verwechselt wird, ist ein lyrisches Paradoxon. Gruß vom Hans
.
Adipös Nachtrag
https://www.dwds.de/wb/adip%C3%B6s
« Letzte Änderung: Dezember 06, 2020, 18:40:52 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Falsches Bonbon
« Antwort #5 am: Dezember 06, 2020, 18:43:13 »
@ "Nachtrag":

 ;D Du traust mir allen Ernstes in echt zu, nicht zu wissen, was "adipös" wirklich bedeutet? Bei meiner Figur!?  ;D

Witzig!  8)
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hans beislschmidt

Re: Falsches Bonbon
« Antwort #6 am: Dezember 06, 2020, 19:02:17 »
Hi Erich, ich bekenne mich schuldig. Dann wertrn wir das als Satire. Trotz allem ... schönen Sonntag... Gruß vom Hans
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Agneta

  • Gast
Re: Falsches Bonbon
« Antwort #7 am: Dezember 07, 2020, 20:00:43 »
ich halte mich ja nicht für ungebildet, aber was ist ubiquitär?
Wenn Li sich an einem Braunen  verschluckt hat, warum nimmt er es/ihn überhaupt in den Mund? Könnte ja auch Kacke sein. Braun ist ja auch kacke..., an sich schon und vom Ursprung her. In diesem Falle sehe ich das Salär als: Jeder kriegt das, was er sich einbrockt. Oder mal anders: Wer sich mit den Braunen einklässt , der hat Scheiße am Schuh und wie sagte ein bekannter Mann mal: Haste Scheiße am Schuh, haste Scheiße am Schuh...
Hans, schreib mal wieder was Anständiges. Kannst du doch ;D
Weihnachtliche Grüße von Agneta

Erich Kykal

Re: Falsches Bonbon
« Antwort #8 am: Dezember 07, 2020, 22:56:45 »
Hi Agneta!

Das Wort "ubiquitär" bedeutet wortwörtlich "überall". Wie das allerdings in das lyrische Bild passen soll ... ?

Vielleicht gedachte Hans damit auszusagen, dass man solche "Braune" überall findet, allerdings hätte er das dann klarer sprachlich spezifizieren müssen, zB sinngemäß: " ... und ubiquitär zu finden," oder für den Reim: "er war rund, sein Vorkommen ubiquitär,"
So wie es da steht, sagt es aus, dass besagtes eines Bonbon praktisch allgegenwärtig ist, wie ein Gott, oder selbst das Universum ausfüllt. Aber so war es wohl nicht gedacht - es wäre wohl nicht verschluckbar!

Der Vierzeiler krankt leider an vielen Möglichkeiten falscher Auslegung dank unklarer Ausformulierung des gedachten Inhalts. Zum einen ist von einem Salär die Rede, also jemandes Bezahlung. Näher wird allerdings nicht darauf eingegangen, weder wer wofür bezahlt wurde (das LyrIch erklärt sich ja auch nie), noch was genau mit dem Bonbon gemeint ist: ein Gleichnis? Tatsächlich ein Konfekt? Ein seltsames Bild für einen Wohlstandsnazi?
Wer bezahlt mit Bonbons? Ist das Bonbon das "Salär" oder bezahlt es welchselbiges?
Dann ist plötzlich trotz Bonbon (Artikel "das") in Z3 von "Er" die Rede. Wer also? Der Bezahlende? Wenn ja, warum wurde er - offenbar anstatt des Bonbons - vom LyrIch geschluckt? Wenn aber "er" das Bonbon sein soll, ist der Artikelwechsel ohne eine Erklärung des Gleichnishaften davor nur verwirrend.

Fazit: Gut gemeint, aber ohne all das Insiderwissen im Kopf des Autors steht der Leser vor einem Konglomerat von zusammengewürfelten inhaltlichen Aspekten, die sich nicht wirklich zu einen schlüssigen Bild fügen wollen, zumindest nicht ohne ausführliche Erläuterungen des Autors bezüglich seiner Intention.
Wo aber solche Erläuterungen notwendig werden, hapert es mit der Güte des zuvor Verfassten. In diesem Fall bleibt zuviel unerklärt, wird als Basiswissen zum Verständnis vom Autor vorausgesetzt. Um das gemeinte Bild klar darzulegen, hätte es wahrscheinlich der dreifachen Gedichtlänge bedurft.

LG, eKy

Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.