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Themen - Jana

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1
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Sprachlos
« am: Oktober 28, 2020, 12:02:57 »

Ich möchte dir so viel erzählen, doch tief in mir verstummt das Wort
und ich beginne, mich zu quälen, weil ich dir diesen einen Ort,
an dem ich gänzlich bei mir bin und schaffen kann, wie es beliebt,
nicht zeigen kann. Denn ohne Sinn verbleibt für dich die Melodie,
die mich schon immerfort beschützt und Zeit des Lebens in mir sitzt.


2
Das Blöken der Lämmer / Paxschrank
« am: Oktober 24, 2020, 10:20:10 »
Wir richten uns im Leben ständig ein,
um Unordnung in uns zu überdecken
und innere Probleme zu verstecken.
Ein neues Möbelstück – Was darf es sein?

Ich kann Ihnen den Paxschrank nur empfehlen.
Nicht nur nach Maß, auch individuell
gestaltbar, und das alles rasend schnell.
Sie können zwischen Farben, Größen wählen

und nicht mal Griffe sind bei uns genormt.
...
Sie wollen keine Türen? Kein Problem.

Ihr Inneres lässt sich als Folge sehen.
Wir haben den Entwurf für Sie geformt.
Sie müssen schließlich nur zur Kasse gehen.

3
Ach Natur Vergissmeinnicht / Herbst
« am: Oktober 09, 2020, 12:05:27 »
Und ich erblicke seit einiger Zeit schon den Wandel des Lebens:
Kaltes Erröten in Braun. Hörst du den Boten, den Tod?
Klagen des Windes, ein eilendes, heulendes Drängen nach Wärme,
aber sie bleibt weithin fort. Fadtriste Bräune weicht Rot.
Wie sich die Blätter vom Aste durch zwirbelndes Drängen entfernen,
nimmt mir die Freude der Herbst; sie wird zur Melancholie.
Will ich, ach! kann ich das Leben im gräulichen Stürmen genießen?
Schwerer noch stürmt nur mein Herz. Schweigen vermochte es nie.

4
Verbrannte Erde / Zwei Seelen
« am: Oktober 07, 2020, 21:15:29 »
Zwei Seelen schlagen, ach! In meiner Brust,
verweigern dabei ständig, sich zu scheiden.
Die eine ist dazu verdammt, zu leiden,
die andere steuert ganz des Daseins Lust.

Zerrissen ist das Wesen schon dahinter,
denn Einklang dieser Schläge scheint so fern.
Die Diskrepanz erschüttert mich im Kern
und tötet die Entscheidung. Tiefster Winter

beherrscht dabei das Innerste und friert
die Schläge beider Seelen sachte ein,
sodass nicht nur die Leidende verliert,

darüber noch verliert und endet Sein.
Die Seelen bleiben immerfort sediert,
zurück bleibt nur das Wesen ganz allein.

5
Neues vom Wind / Lyrik-Comeback
« am: Oktober 07, 2020, 21:14:05 »
Hallo ihr Lieben,

lang ist es schon wieder her. Ich kann die Dauer meiner Abwesenheit gar nicht klar beziffern, zwischenzeitlich hab ich zwar mal kurz von mir hören lassen, aber so richtig intensive Zeit für Dichtung blieb da nicht. Nach meinem Abitur hat sich wahnsinnig vieles verändert und das Schreiben hat mich zwar wenig überraschend stets und immerfort begleitet, die Zeit für einen regen Austausch in Foren ist aber nicht mehr geblieben. Dies soll sich zukünftig für mich wieder ändern. :)
Sehr naheliegend studiere ich (was ich glaube ich schon mal erwähnt habe) mittlerweile neben Sozialwissenschaften und der Juristerei auch für mich sehr erfolgreich Germanistik. Ansonsten gibt es gar nicht so viele Veränderungen.

Habt Dank, dass ihr mich in meinen ersten ernsthaften Schreiberfahrungen allesamt so unfassbar gut begleitet habt. Also, ich bin wieder da.

Liebe Grüße
Jana

6
Wo Enzian und Freiheit ist / kirchenbrand
« am: Juni 14, 2019, 10:46:12 »
Europa ist uns allen nicht mehr wichtig
der populismus zieht in seinen bann
man lehnt es ab, weil jeder nicht mehr kann
das friedensziel von damals - heute nichtig

doch eines abends brennt die kirche nieder
und ganz Europa steht sekundenstill
und das, was keiner eigentlich mehr will
zeigt sich in tagen drauf doch immer wieder

was längst verloren scheint, lebt durch die flammen
die einigkeit ist endlich zu erkennen
vielleicht lässt sich das rechte bald verdammen

die kirche musste brennen, musste brennen
wenn wir uns wissend weiterhin verrennen
dann müssen kirchen brennen, kirchen brennen

7
Ich bin angekommen / Wieder hier
« am: Juni 14, 2019, 10:39:53 »
Hey ihr Lieben,

was soll ich sagen.. nach jahrelanger Stille bin ich wieder da.
In meinem Leben ist seit der "Lyrikhochzeit" mit 14 und 15 so einiges passiert. Ich studiere mittlerweile Lehramt, unter Anderem Germanistik, und die Dichtung rückte mehr und mehr in den Hintergrund. Mich persönlich belastete der aktuelle Stand des geschriebenen und gedichteten Wortes einfach viel zu sehr, ich habe an einigen Slam-Veranstaltungen teilgenommen und wurde trauriger und trauriger, sodass ich letztlich eigentlich nur nich für mich geschrieben habe, denn: Gedichte will ja eh keiner lesen. :P

Das Gefühl plagt mich nach wie vor, die Teilnahme an einigen Wettbewerben blieb erfolglos, die Gewinner waren zu großen Teilen Verfechter der freien Lyrik, ihre Gedichte reim- und metriklos, was mich zusätzlich immer weiter von der Dichtung davontreiben ließ. Ich liebe nach wie vor das Handwerk, die Form, und so kommt es, dass, auch, wenn das sicherlich eine Debatte ist, bei der es unterschiedliche Positionen gibt, für mich Lyrik in aller erster Linie vom Gelesenwerden lebt.

Aber ich habe dann kürzlich eine ganz liebe Dozentin kennengelernt - selbst Autorin -, die mir den Mut wieder schenkte und die nach wie vor eher kleine Dichterin in mir geweckt hat.

Also: Ich bin wieder hier, ich freue mich, liebe Grüße
eure Jana  :-*

8
Verbrannte Erde / Licht und Schatten
« am: Juni 03, 2015, 18:21:06 »
Du bist schattengleich an meiner Seite,
zeigst dein Schattenreich und ich begleite
dich in dessen Schluchten, dessen Tiefen,
wo uns stets Verlockung, Sünde riefen.

Treibt mein Drängen mich in deine Nähe?
Wenn ich doch nur dein Empfinden sähe,
nicht nur schemenhafte Schattenschwaden,
die sich an Enttäuschung, Schmerzen laben.

Und erkunden wir die trüben Welten,
fehlte Licht. Ich sah es dort nur selten -
wusst doch um dein Fühlen damals nicht -
wandte mich drum zum vertrauten Licht.

Nicht nur ich, auch du suchst nur das Glück,
findest es. Ein Schritt und kein Zurück.
Ewig merke ich, wie ich vergeblich wander,
Schatten und das Licht, sie reißen auseinander.

9
Verbrannte Erde / Denn
« am: Juni 03, 2015, 18:20:37 »
Ich habe mich beständig nur in dir gesehen.
Ein Spiegel warst du mir, ein Spiegel hin zu dir,
der Hass ließ dich zerbrechen, Teile such ich mir.
Erst Einsamkeit ließ mich den Wert verstehen.

Ich habe in dir ewig nach mir selbst gesucht.
Wir waren uns so ähnlich: Sonne und der Mond
und haben dann gemeinsam Zukunft schon bewohnt.
Erst Gegenwart hat unser Denken dann verflucht.

Denn jedes Träumen kennt auch schon sein Ende,
denn jedes Fühlen lehrt uns nur das Leben.
Das Schicksal, es spielt keinem in die Hände,

es mahnt uns, unser Selbst nicht aufzugeben.
Denn jedes Hoffen bringt uns eine Wende,
von Freude hin zum antriebslosen Streben.

10
Der Bürgerkrieg gewonnen; und verloren,
verloren haben die, die längst vergangen.
Doch Caesar, du bist göttlich auserkoren!
Du führst die Republik, du schürst Verlangen
nach Führung zwischen Peitschenhieb und Sporen.
Erwarten wir? So sind wir selbst gefangen!
Erwarten wir? Wir wollen doch das Leben
und sehen Caesars gutgewolltes Streben!

11
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Marionette
« am: April 07, 2015, 15:32:15 »
Mir schenkst du die Stimme, du schenkst mir das Leben,
Auch wenn nach Gehorsam nur wenige streben
Reicht ewige Demut, sie gibt mir den Sinn!
Ich strebe, mein Meister, zu dir ewig hin!
Ob unsere Fäden sich jemals verknoten?
Noch gibt es die Schere, bald ist sie verboten.
Es lebe dein Werk, oh, mein Schöpfer, so lang!
Trägt Trauer die Freude, so wird mir ganz bang.
Tauscht unsereins Blicke, die hölzern nur starren?
Ein Meister, der Meister, er hält uns zum Narren.

12
Verbrannte Erde / Wassertropfen
« am: April 07, 2015, 15:31:06 »
Immer weiter, immer weiter, Freiheit schenkt mir nur der Fluss,
fast wie Schweben, fast wie Fliegen, weil ich will was ich auch muss.
Treffe ich die harte Leere, bleibt mir nur ein Teil von mir,
dieser kriecht und fließt und krabbelt immer weiter hin zu dir.

Immer weiter, immer näher komme ich zu deiner Spur,
sammele schon Überreste! Schneller werd ich dadurch nur.
Lebe Einsamkeit und schweige meines Liedes Ewigkeit,
treffe dich, ergänze dich, und freier fließen wir zu zweit.

Immer weiter, immer weiter treiben wir zum Abgrund hin
und im Fall verliert mein Leben dann auch noch den letzten Sinn.
Uns zerreißt das starke Fließen, uns zerreißt der kalte Fluss,
und so lernte ich im Leben, dass sich alles trennen muss.

Plitsch
Platsch

13
Verbrannte Erde / Weiße Wände
« am: Februar 09, 2015, 18:57:22 »
Leere füllt die weißen Wände,
die Begreifen ständig nähren.
Wieso kann die Lebenswende
uns nicht lassen? Ewig währen!

Zeige mir noch einmal Lachen
und Musik, wie gestern noch.
Wollten wir zusammen wachen?
Wollten wir? Wir könnten doch.

Hilf mir noch mal durch das Treiben,
gib mir tröstend deine Hand.
So bleibt mir nur noch das Schreiben
und die kahle, weiße Wand.

14
Wo Enzian und Freiheit ist / Apollo und Daphne - Sonettkranz
« am: Februar 09, 2015, 18:56:36 »
I

Es war kein bloßer Zufall, dass die Liebe
Apollo mit dem wuchtgen Drängen fand.
Durch Amors Pfeil war er doch heiß entbrannt
und feurig lockten ihn drauf seine Triebe.

Es wuchs in ihm ein Feuer, das zu nähren
nur ein Geschöpf auf Erden je vermag.
Und nichts begehrt’ er mehr, im Traum: sie lag
in seinen Armen, ohne sich zu wehren.

Zuvor beschoss der Liebesgott im Zorne
den Sonnengott Apoll, ob Drachensieg.
Denn dieser sprach mit Hohn: „Solch Bogen, vorne -

den du da trägst - ist Rüstung, die mir liegt.
Denn ich bin jener, der, nach Kriegers Horne,
mit engelsgleicher Anmut Kämpfen zieht!“

II

„Mit engelsgleicher Anmut Kämpfen zieht
Apollo, oh der Sonnengott, ich höre!
Und ich, so kleiner Liebesgott, ich störe
den Helden, der die Drachen wohl besiegt!

Dein Bogen, großer Meister, treffe alle -
doch meiner, Sonnengott, er treffe dich.
Kein Mann verspottet Cupido, nicht mich!
Die Liebe wird zu deiner großen Falle.

Zwei Pfeile habe ich - der eine Blei,
wird wer getroffen, ist er der, der flieht.
Der andere, der Gold um golden sei,

ist jener, dessen Mächte du bald siehst.
Der Sonnengott war noch doch immer frei.
Die Freiheit glich dem grünen Hain, dem Lied.“

III

Die Freiheit glich dem grünen Hain, dem Lied,
das Cupido aus tiefstem Herzen sang.
Sein Zorn glich einem Berg mit steilem Hang
und Glühen lebt in jedem Fingerglied.

Der Gott zog seinen Pfeil und sein Geschoss
traf golden den, der ihn zuvor verhöhnt.
Sein Stolz, er war noch immer nicht versöhnt,
doch der Apollo fiel vom hohen Ross.

Das Gold erweckte gleichsam rein das Feuer,
und zahlreich waren der Gefühle Hiebe.
Die Daphne war ihm jetzt schon wahrhaft teuer.

Sein Flehn sagt, dass er immer bei ihr bliebe!
Der Wald von ihr war dunkles Ungeheuer,
und an des Forstes Bäumen wuchsen Triebe.

IV

Und an des Forstes Bäumen wuchsen Triebe,
die Daphne wie ein zartes Blättchen lockten.
Die Nymphen, die im Sonnenlichte hockten,
warn alle doch Apollons Ehrensiege.

Der Liebesgott mit seinem großen Bogen,
er nahm die Waldesnymphe ins Visier.
Ach! Bliebe sie doch bei Apollo hier…
Das Blei im Pfeil, es traf sie wie in Wogen.

Ihr Fühlen war ihr selber nun verwehrt,
und heißes Blut war in ihr nun so kalt.
Und sie, noch nicht von einem Mann verzehrt,

sie wurde Stund um Stunde weiter alt.
Apollo wurde niemals nicht entehrt,
doch Daphne, sie versteckte sich im Wald.


V

Doch Daphne, sie versteckte sich im Wald,
entfloh Apoll, entfloh dem Lieben selbst.
Die Unberührtheit ist ihr lieb. Ihr Held
verfolgt sie nur, und er verdirbt sie bald.

Sie rannte durch die Wälder und die Täler,
sie rannte panisch, rannte immer schneller.
Das Leben wurde dunkler, niemals heller,
der Grad zum Wandern wurde immer schmäler.

Die Nymphe suchte nach einem Versteck,
versuchte so, die Hoffnung nur zu schinden.
Sie rannte dem Verehrer weiter weg.

Sie sah ihn und sie wollte nur erblinden.
Das Fliehen, hatte es noch einen Zweck?
Der Gott, er hatte Mühe, sie zu finden.

VI

Der Gott, er hatte Mühe, sie zu finden,
er blickte sich nach allen Seiten um,
und wenn er was gehört, fuhr er herum.
Doch sie, sie wollte immer noch entschwinden.

Er rannte weiter, und sein großer Stolz
war ob der Daphne Flucht noch sehr labil.
Besessenheit war reichlich infantil,
doch war verursacht von des Gottes Holz.

Apollo rannte, rannte, und erkannte,
dass seine Liebe unter diesen Linden
ihm ach! so teuer war und ihn verbannte.

Er sah das Mädchen zwischen Baumes Rinden,
wie sie - sich panisch wendend - weiter rannte.
Er wollte sich an Daphne endlich binden.

VII

Er wollte sich an Daphne endlich binden!
Sie spüren und sie sich zu Eigen machen,
schon der Gedanke ließ ihn selig lachen.
Er wollte sich in ihren Armen winden.

In ihr besteht sein Schicksal fürderhin,
ihr Fliehen ist die Angst vor seinem Mut.
Das Flehen steht ihr dennoch trotzdem gut!
In ihr besteht sein einzger Lebenssinn.

Sie gab ihm ohne Zutun dennoch Freud
und bot ihm trotz der Abwehr starken Halt.
Er hat sein gierges Handeln nicht bereut!

Sein Herz, in diesem war ein tiefer Spalt.
Er lechzte schon nach ihr, er wollt’ sie heut.
Doch dies war nur ein Wunsch, der schon verhallt’.

VIII

Doch dies war nur ein Wunsch, der schon verhallt’:
Das Leben malte weiter bunte Pfade
und kannte dennoch keine Liebesgnade.
Er hörte, wie ihr Weinen ringsum schallt.

Der Sonnengott, er pirschte sacht heran,
die Augen seiner Göttin leuchten ihm.
Sie waren Sterne, die vor ihm entfliehn,
doch zogen sie ihn wohl in ihren Bann.

Es war ein Irren und es war ein Eilen,
er hatte ihr die Treue nicht geschworen.
Der Pfeil ließ Wunden, die wohl niemals heilen

und auch ihr Fühlen war längst eingefroren.
Das Leben hing an dünnen Tränenseilen,
das Leben wurd zum Labyrinth gekoren.


IX

Das Leben wurd zum Labyrinth gekoren,
die Türen stehen offen und verschließen
sich jäh. Die Tränen brennen und sie gießen
die Formen, die, aus denen wir geboren.

Auch Daphne lernte nun das Tränenmalen,
als Künstlerin war sie wohl auserwählt.
Sie hatte sich durch Angst und Furcht gequält,
sie hatte sie durchlebt, die Lebensqualen:

Die Panik, die sie hatte, scheint vergangen,
ganz tief in ihr, war wer, der mit ihr spricht.
Der Himmel ist in Wolkendunst gefangen!

„Oh Vater, bitte, komm! Erlöse mich.“
Zwei Stimmen, die darauf in ihr erklangen -
die Wege beider kreuzen sich doch nicht.


X

„Die Wege beider kreuzen sich doch nicht,
mein Kind, ich höre dein Begehren, Bitten.
Doch trotzdem bricht dies meine eitlen Sitten.
Als Vater schenke ich dir aber Licht.

Als Vater schenke ich dir deine Ruh,
ich weiß, mein Kind, ich weiß um deine Angst.
Als hättest du Verführen je gekannt,
mach nun die Menschenaugen ewig zu!

Ich wünsche dir dein Glück im tiefen See
aus Hoffnung, Freude, die du schon verloren.
Dein Fühlen war zuletzt so kalt wie Schnee!

Du wirst verwandelt. Du bist auserkoren!
Ich sage dir zum ersten Mal „Ade!“"
Sie hatten sich den Abgrund wohl geschworen.

XI

Sie hatten sich den Abgrund wohl geschworen
und Daphne spürte Feuer um ihr Herz,
in allen Gliedern dumpfen, schlimmen Schmerz.
Ein greller Ton verhallt’ in ihren Ohren.

Apollo sah mit kaum benanntem Fassen,
was Daphnes Glieder langsam nun umfängt -
er hätte sich, ob Trauer, fast erhängt,
begann nun neben Lieben aber Hassen.

Sein Körper brannte und dem Gott war heiß,
er spürte nur noch Schmerzen, Stich um Stich.
Er sehnte sich nach Daphnes Herz - dem Eis -

und Schluchzen zerrte an seinem Gesicht.
Er fiel auf Knie, fiel unendlich leis.
Die Fassung halten war für beide Pflicht.

XII

Die Fassung halten war für beide Pflicht,
auch Daphne blieb ganz standhaft, stämmig stehen.
Sie konnte sich nicht rühren und nicht gehen,
der Lorbeerbaum vermehrte ihr Gewicht.

Die Hände waren Blätter, zarte Keime,
und Grün umgab den Busen und die Scham.
Ihr wurde endlich, endlich wieder warm!
Der Stamm umarmte letztlich ihre Beine.

So sicher wähnte sie sich nun, ohn’ Leid.
Apollo jedoch hatt’ ein Blatt erkoren
und nahm ein Stück von ihrem Bäumekleid.

Aus Blättern, die die Liebste wohl umfloren,
flicht er sich einen Kranz - er ist bereit
und ihn verließen schließlich dann die Horen.

XIII

Und ihn verließen schließlich dann die Horen,
die Göttinnen, die Lebensregeln schufen.
Apollo ward von Trauer nur gerufen,
seit ihn des Amors Mächte wohl durchbohren.

Das Leben war ein unendlicher Kreis,
so rund wie auch der neue Lorbeerkranz.
Apollos alter, ruhmverdankter Glanz,
wird langsam mit dem Hass der Liebe alt.

Apollo fleht und ruft dann noch im Schwinden:
„Oh bitte, Friede, komm, errette mich!
Ich will uns in dem Kreiselleben finden,

doch finde ich nur Trauer und nicht dich.“
Es ließen ihn zwar nachher seine Sünden,
doch ihn verließ darauf dann auch das Licht.


XIV

Doch ihn verließ darauf dann auch das Licht,
der Sonnengott, er dunkelte dahin.
Wo war da noch des Lebens wahrer Sinn?
Die Nacht, die Nacht, die Nacht, die schuf er nicht.

Apollo lehrte sich darauf das Lieben
und Fühlen wirklich doch von Grund auf neu.
Er trennte Weizen immer noch von Spreu,
sein Schwert bereit zu weitren Todeshieben.

Im Frieden wollte er die Sonne geben,
tat trotzdem das, was ihn zuvor verriet.
Sein Bogen blieb für ihn sein großer Segen.

Doch war es er, dem Leben wohl entflieht.
Er spürte dies, er fühlte, wenn das Leben
mit engelsgleicher Anmut Kämpfen zieht.



VX

Es war kein bloßer Zufall, dass die Liebe
mit engelsgleicher Anmut Kämpfen zieht.
Die Freiheit glich dem grünen Hain, dem Lied,
und an des Forstes Bäumen wuchsen Triebe.

Doch Daphne, sie versteckte sich im Wald:
Der Gott, er hatte Mühe, sie zu finden.
Er wollte sich an Daphne endlich binden.
Doch dies war nur ein Wunsch, der schon verhallt’.

Das Leben wurd zum Labyrinth gekoren,
die Wege beider kreuzen sich doch nicht.
Sie hatten sich den Abgrund wohl geschworen.

Die Fassung halten war für beide Pflicht,
und ihn verließen schließlich dann die Horen,
doch ihn verließ darauf dann auch das Licht.



15
Zwischen Rosen und Romantik / Es wurde hell
« am: November 15, 2014, 10:15:28 »
Die Dunkelheit schlingt sich um das Geäst,
der Tag darb still dahin, die Nacht blüht auf.
Die Wärme, die den Erdengrund verlässt,
sie wandert zu der Ursprungsquelle rauf.
Es dunkelt in den hellsten Ecken,
der Wald beugt sich dem Lied vom Wind.
Und Nebelschwaden strecken, recken,
sich uns entgegen, schau, geschwind.
Spürst du das leise, laue Hauchen
gleich Flüstern sacht auf deiner Haut?
Das lüstern in die Tiefen tauchend
nur dich umfängt - ein bisschen laut.

Die Dunkelheit zieht ihre Schatten fort,
so gehe nicht, bleib mir erhalten, Lieb!
Der eine waldumgebne, dunkle Ort,
der immerfort auch nur der unsre blieb,
weicht, Lebensfäden malen ihre Schatten,
doch sind sie keine Bilder dunkler Nacht,
es sind nicht diese tiefenschwarzen, satten,
nur Abbilder der starken, treuen Macht.
So fliehe nicht vor mir, ich harre hier,
so weiche nicht so flüchtend schnell.
Erstarrend bleibe ich bei dir,
denn Nacht zog fort, es wurde hell.

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