Autor Thema: Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin 2019  (Gelesen 1179 mal)

Agneta

  • Gast
Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin 2019
« am: Dezember 28, 2019, 10:44:28 »
Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin 2019

Guten Abend, liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen.
Wie jedes Jahr wollen  wir gemeinsam, Sie und ich, auf das vergangene zurück blicken. Seit weit über einem Jahrzehnt ist das so. Ich gehöre dazu. Dazu wie die edle Glasspitze auf Ihrem Weihnachstbaum. Wie die alte Tante, die jedes Jahr die weiße Tischdecke bekleckert und die man doch immer wieder einlädt. Und dafür sage ich danke!
Unser Land ist eben ein Land, das für Kontinuität steht. Egal, ob meine Partei in den Wahlen enorm verliert oder gewinnt. Ich sehe, wie sehr Sie diese Verlässlichkeit schätzen.
Verlässlichkeit, das ist das Wort, das uns alle verbindet, Verlässlichkeit, das ist das, auf dem wir alle aufbauen. Unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft, unsere Gemeinwesen. Kein anderes Land in Europa gibt soviel im Haushalt für das Sozialwesen aus. Wir lassen niemanden hängen. Verlässlich bekommen unsre Bürger Harz Vier, Grundsicherung, Kitaplätze in Kitas mit bis zu 160 Kindern, unbefristete Arbeitsverträge und tariflose Minijobs -  rechtlich abgesichert. Und darauf bin ich stolz. Denn wir haben das C im Namen und das verpflichtet.
Von manchen Bürgern hört man Klagen, diese nehmen wir sehr ernst, Doch durchschnittlich gesehen geht es jedem Bürger dieses Landes gut. Ausnahmen gibt es immer.
Und dafür sorgen wir, Ihre CDU mit unserem jeweiligen Koalitionspartner. Im Moment noch mit der SPD. Wir haben viel erreicht in diesem Jahr, denn wir haben immer das Ohr am Puls der Zeit. Junge Menschen, die sich bei uns engagieren, sind digital und ein Vorbild für die Internet-Welt. Ich sage nur Phillip Amtor. Erfahrene Menschen, die sich bei uns engagieren, gehen ganz neue Wege, ich sage nur Andreas Scheuer.
Oder Annegret Kramp-Karrenbauer, die ich, bevor sie meinen Posten übernimmt, mal zum Erlernen des Polit-Pokerfaces zur Bundeswehr geschickt habe. Ja, sie trägt das Herz auf der Zunge. Das könnte mir ja nie passieren und dennoch: Sie ist eine von uns, eine von Ihnen. Sie sehen, wir sind so volksnah wie nie UND: Wir tragen das C im Namen. Nie seit vor Kohl war die CDU so katholisch. Wir sind quasi der Black Rock in der Nordsee vor Friesland – quatsch, wie komm ich denn darauf, der Fels in der Brandung, wollte ich sagen.
Wir sind global und weltoffen. Deshalb haben unsere Regierungsbeamten so viele Dienstreisen wir noch nie in diesem Jahr absolviert. Obwohl unsere Kommunen noch immer über kaputte Straßen, Schulen und zu wenig Kitas klagen. Aber wir fliegen für Sie, liebe Bürger und Bürgerinnen, um das Thema Weltklima auszuloten, Verhandlungen zu führen und Wirtschaftsverträge auszuhandeln. Denn wir sind verlässlich. Und wir haben das C im Namen. Clever, catholisch und charismatisch.
Weil das so ist, mit dem C, nehmen wir diesmal auch die Flüchtlinge aus Lesbos  NICHT. Es wären zwar viel weniger als damals  in Ungarn, aber ich habe das Ohr am Puls meiner Bürger. Wir müssen diesmal eine europäische Lösung finden. Das Kreuz mit dem C ist der Haken. Ich weiß. Und an dem hängt unsere nächste Wahlprognose. Der Haken ist das Kreuz und verlässlich wie wir sind, haben wir versprochen: Rechts von uns soll es keine Partei geben.
Viele Wähler der AFD, die diesen Platz mit gutbürgerlicher Miene gerne einnehmen möchte, behaupten, jeder zweite, der ihnen in ihrer Großstadt entgegen kommt, sei ein Ausländer. Ich bin davon überzeugt, dass sie sich irren. Seien Sie also unbesorgt, denn mindestens sechzig Prozent davon haben einen deutschen Pass.

Nur gute Nachrichten also, meine lieben Bürger und Bürgerinnen, die uns froh und zuversichtlich in die Zukunft schauen lassen. Die Kriminalitätsstatistik ist gesunken, das Klimapaket ist beschlossen, die Kohlekumpel werden sozialverträglich abgefunden, die Grundrente kommt, die Koalition steht, die schwarze Null auch. Natürlich haben wir noch einiges zu tun, aber ich bin voller Zuversicht, dass wir das schaffen. Nee, das wollte ich doch nicht mehr sagen: Dass uns das gelingen wird.
In diesem Sinne lassen Sie uns diesen Silvesterabend voller Freude begehen und wenn Sie grade kein Geld haben, sich Lachs und Sekt zu kaufen, dann stoßen Sie einfach an mit Leitungswasser. Nicht nur das Wasser von Kölle is jut, sondern überall in Deutschland, denn Glyphosat wird schon in 2030 verboten. Dafür wird Julia Klöckner, unsere wunderbare Weinkönigin , äh, Landwirtschaftsministern, sorgen.
In diesem Sinne freuen wir uns alle auf ein sauberes, umweltfreundliches, digitales und soziales Jahr 2020.
Ich bin ja da und ich bleibe.
Ganz ganz herzliche Grüße in alle Ihre Wohnstuben.
 Ihre Bundeskanzlerin.




« Letzte Änderung: Dezember 28, 2019, 11:10:11 von Agneta »

Erich Kykal

Re: Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin 2019
« Antwort #1 am: Dezember 28, 2019, 13:08:56 »
Hi Agneta!

Böse, böse - man könnte meinen, aus deinen Zeilen triefe zynische Verbitterung! Dabei hat die Kanzlerin das alles ja soooo gut erklärt!  ;) >:D ;D

Weniger gefallen hat mir die Bemerkung mit den 60% "Ausländern", die einen deutschen Pass haben, so als wäre das etwas Unerwünschtes. Ich vergesse bei allen Vorbehalten gegen potentiell rückständige Kulturprägung, Bildungsferne oder möglicherweise fantische Religiosität nie, dass wir ALLE Menschen sind, und ALLE Anspruch auf dieselben Menschenrechte haben.
Ehrlich gesagt, bei dem, was AfD, NPD und ähnliche "Gruppierungen" neuerdings aufführen, ohne sich noch auch nur irgendwie um ein Wiederbetätigungsverbot zu scheren, wollte ich, wäre ich Deutscher, mich lieber freiwillig zu den "Ausländern" stellen, weil mich dieses "völkische" Gesindel so immens anwidert!

Vielleicht, weil ich selbst mich (auch in Österreich) immer wie eine Art Ausländer gefühlt habe, denn ich war nie wirklich Teil von irgendetwas. Den Begriff "Heimat" verbinde ich ausschließlich mit Natur, nie mit Menschen und deren Gesellschaft.
Von dieser Position aus stehen mir die Ausgegrenzten, Ignorierten, Unterdrückten und Verachteten immer näher als jene, die vollmundig über sie herziehen, weil sie einen Feind brauchen und eine möglichst simpel gestrickte schwarz-weiße Welt bevorzugen.

Ich weiß, dass du es oben wohl nicht so drastisch gemeint hast, und argumentatorisch gibt die Pointe viel her - aber sie ist für mich eben leider auch "unangenehm" interpretierbar.

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin 2019
« Antwort #2 am: Dezember 29, 2019, 12:18:50 »
Ich verstehe, was du meinst, lieber Erich, aber da dies eine Satire ist, gehört das, was dir nicht so gefällt dazu. Es soll ein Spiegel sein und wenn ich einerseits sage, dass ich es gut fände, wenn wir die zwanzigtausend aus Lesbos nehmen und ihnen helfen, dann muss ich aber doch auch sagen, dass es schon ziemlich viele sind, die hier sind und die auch hier bleiben. Das hat mit rechts nichts zu tun.
Die Folge der unbedachten ( nicht sie 40.000, aber die unüberprüfte restliche Million) haben doch das Problem der Rechtsbewegung erst geschaffen. Ohne Merkels bekloppte Asylpolitik im Alleingang gäbe es die AFD gar nicHt. Zumindest nicht als Problem. Sondern als winzige Eurokritikpartei.

Man muss sich nicht entscheiden. man kann im Notfall helfen (Lesbos, Ungarn damals und dennoch eine realistische und sozialverträgliche Asylpolitik machen. Und dies müssen wir als Bürger auch einfordern. AFD und Nazis hingegen braucht niemand, denn sie haben keine Lösung, sondern nur eine große Fresse.
Politsatiren werden immer weniger gelesen. Ich denke, viele Leute haben schon resigniert- Und das ist nicht gut. Und darum schreibe ich.
LG und dir einen guten Rutsch. von Agneta

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin 2019
« Antwort #3 am: Dezember 29, 2019, 12:59:50 »
Die Merkel schrieb auch Gedichte!

https://www.shotroom.com/i/2133/eaeHi