Vielleicht liest ja noch wer?
Ja ... und da habe ich erst einmal eine Menge zu meckern.
In dem Gedicht ist zweimal von Hast die Rede, und so scheint es auch entstanden zu sein: hastig. Das wirkt kontrapunktisch zu seinem Inhalt, der eigentlich ein stilles Abfinden mit dem Unabänderlichen erzählen will, wo nur noch die Bilder zurückbleiben.
Dem Leser - zumindest mir - fällt es schwer, sich mit dem Lyrischen Ich zu identifizieren, die Distanz ist zu groß. Es fehlt der direkte Blick auf die Bilder, der nur dem LI vorbehalten ist. Besser wäre meiner Ansicht nach gewesen, ein Zwiegespräch zwischen dem LI und der Person auf dem Bild zu schildern, um den Leser stärker in den Text hineinzuziehen.
Die letzte Strophe verstehe ich nicht, weder vom Inhalt noch von der Wortwahl her. Ich weiß nicht, was eine Kriegsflagge wie die Oriflamme hier bedeuten soll, das Wort "Kanellüren" kenne ich nicht und konnte ich auch nirgendwo finden.
Die Form: Da die Reime ohnehin nicht durchgehalten wurden, stellt sich die Frage, ob in diesem Falle nicht der freie Rhythmus vorteilhafter gewesen wäre. Ich habe es aber trotzdem mal versucht, das Gedicht in Reimform umzuarbeiten (war nicht ganz einfach und könnte sicher noch besser gemacht werden). Hier also das Ergebnis, wobei ich das Zwiegespräch zwischen LI und LD gewählt habe:
Ich will an deine Bilder rühren,
was sonst ist mir geblieben?
Will daraus deine Blicke spüren,
wie sie mich führten und noch führen
und selbst im Bild noch lieben,
wie sie mein Altsein kostbar machen,
im Herzen Freude mir entfachen.
Und kommt der Räuber meiner Bilder,
sei er gegrüßt als letzter Gast:
Durch ihn wird meine Sehnsucht milder,
das Herzweh vager und gestillter
und langsamer der Schritte Hast.
Bis dahin sind sie Schutz und Schilde,
der Dornenkranz um mein Gefilde.
Einst sehe ich das letzte Licht,
doch niemals, dass dein Bild zerbricht.
Lieben Gruß
Aspasia