Autor Thema: Das heiligste Mädchen, drei  (Gelesen 1210 mal)

wolfmozart

Das heiligste Mädchen, drei
« am: August 05, 2017, 11:41:43 »
Aus der Ferne seh ich Dich
Und so bleibt es. Sicherlich
Bist Du viel zu gut für mich...

Denn das Heil´ge, es wirkt gerne
In Erinnerung und ferne
Wie die milden Abendsterne

Doch ich weiß: Es brennt ein Feuer
Irgendwo, ganz ungeheuer
Und die Welt ist wieder teuer!

Erich Kykal

Re: Das heiligste Mädchen, drei
« Antwort #1 am: August 05, 2017, 12:08:36 »
Hi WM!

Drei Strophen, drei Reime - will die etwas verloren nachgestellte "drei" im Titel dies besagen? Oder fehlt da etwas?

Ein paar Tipps:

Aus der Ferne seh ich Dich,
und so bleibt es. Sicherlich
bist Du viel zu gut für mich ...

Denn das Heilige wirkt gerne
in Erinnerung, von ferne
wie die milden Abendsterne.

Doch ich weiß: Es brennt ein Feuer
irgendwo, ganz ungeheuer,
und die Welt ist wieder teuer!


Ich weiß nicht, wer sich als erster eingebildet hat, in der Lyrik müsse man JEDEN Zeilenbeginn groß schreiben, aber ich halte dies für eine manieristische Überspanntheit, die obendrein zu jeder Menge Missdeutungen führen kann und den Leser oft stocken lässt. Es behindert den organischen Fluss der Satzkonstrukte beim Lesen und mindert damit den lyrischen Eindruck und Genuss! Würd ich lassen!

Ansonsten noch zwei Kommata und in S2Z1 eine Glättung der Satzmelodie bei gleichzeitiger Vermeidung einer unschönen Verkürzung.


Eine an mittelalterliche Minne erinnernde Anbetung aus der Ferne, hier allerdings, wie S1 zeigt, eher aus Gründen der Schüchternheit oder des manglenden Selbstwerts, letztlich in S3 überwunden: Das LyrIch erkennt, wie groß die Welt ist und sucht Wärme an einem anderen Feuer ... - gut verdichtet und abgerundet.

Gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

wolfmozart

Re: Das heiligste Mädchen, drei
« Antwort #2 am: August 12, 2017, 11:45:52 »
Hallo Erich,

also deine Version mit kleimen Abänderungen ist tatsächlich ein Gewinn!
Vor allem das Heil'ge hat mich gestört.

Die Großbuchstaben an den Vers-Anfängen haben bei mir lange Tradition, ich werd mirs wohl nicht mehr ganz abgewöhnen können.
(aber aber und zu probier ichs doch, es hat mich auch schon cyparis darauf aufmerksam gemacht).

Ich laß meine Version auch unverändert stehen, dann hat der Leser beides zum Vergleich.

Das "drei" im Titel soll anzeigen, dass es die 3. Version / das dritte Gedicht über ein und dasselbe Mädchen ist...
..offensichtlich ist das nicht erkenntlich. Aber Zahlen (3. oder III) ) soll man ja eher meiden in der Lyrik...?

Zu der von dir erwähnten Schüchternheit kommt in deisem Fall die strahlende "Gutheit" (das Heilige) der Angebeteten dazu, was eine Kontaktaufnahme noch erschwert...
...Es ist eben wie du sagst eine Art Minnesang  :)

Danke für deinen ausführlichen Kommentar.

Gruß wolfmozart