Autor Thema: Windmühlen und neue Katastrophen  (Gelesen 1168 mal)

hans beislschmidt

Windmühlen und neue Katastrophen
« am: Oktober 25, 2020, 10:07:52 »
Windmühlen und neue Katastrophen...

Wenn ich FB durchblättere und die Postings - besser gesagt die Schuldzuweisungen an die Adresse "der saufenden Trotzkinder und asozialen Aluhutträger" lesen muss, bleibt nur zu sagen: - die haben den Film nicht verstanden und "Don Drosten" mehr als verdient.
Die verbale Allzweckwaffe ist derzeit der Gesundheitsgefährder. Nach Nazi und Rassist räumt diese Verbalie wie ein Schneepflug alles beiseite, was sich ihm in den Weg stellt. Das ideale Totschlagargument, für die Staatsgläubigen.
Die Fügsamkeit und das stille Leiden einer ganzen Branche (Künstler, Veranstalter, Gastro) sagt mir auch: - dann schaut halt weiter ARD und ZDF.
Das Elend der Insolvenzen und Zwangsversteigerungen ist jenen egal, die im Warmen und Trockenen sitzen. Wie kann man sich, angesichts einer Flut von "Enteignungen" derart selbst verleugnen? 
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Wenn sich nur noch kleine Zeitungen bei unseren Nachbarn trauen objektiv über Schweden zu berichten, weil hierzulande mittels gesetzlicher Presseförderung 220 Millionen an die Printmedien verteilt wurden, sollte man sich über die Tendenz nicht wundern.
Es herrscht der Gefälligkeitsjournalismus und freie Presse war gestern.

https://www.meinbezirk.at/niederoesterreich/c-regionauten-community/lasst-uns-schweden-von-ganzem-herzen-gratulieren-die-neuen-zahlen-vom-13-oktober_a4294017

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Ich glaube nicht an den bürgerlichen Dominoeffekt mit Bewußtmachung und Widerstand, weil sich die Etablierten längst abgesichert haben und wohl gesichert hinter dem PC im Speckgürtel der Städte residieren. Es ist denen völlig egal, wenn Demonstranten in der City irgendwelche Fahnen schwenken. Die Unterzuhilfenahme von Bundeswehr, THW, DLRG im Kampf gegen die Pandemie, lässt so unbedeutende Zweifler wie mich auf ein kleines Häufchen zusammenschrumpfen.

Die direkt vom Firmenaus bedrohten, plus die Soloselbstständigen - geschätzte 10 Millionen, werden solange an ein Wunder glauben, bis sie auf der Straße sitzen. Dann ist die Zeit der Round Table Gesprächsrunden vorbei und der Umbau der Gesellschaft längst im Gange.
Diejenigen, die übrig bleiben, werden noch mit dem Finger auf die Gestrauchelten zeigen. Es gab nie und es gibt keine Solidarität. Traurig aber wahr.
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Im Prinzip gibt es nur zwei Lösungen...

1. Der Staat hält an seiner Strategie fest aber dann sollte er auch seiner Fürsorgepflicht  nachkommen die Künstler, Gastronomie, Soloselbstständige und Veranstalter, die vor dem Kollaps stehen, so zu entschädigen, dass alle ihre Miete bezahlen können und was zum Essen im Kühlschrank ist, wie es übrigens in Österreich mit 1200€ pro Person bis Mitte 2021 der Fall ist. Wegducken und sich hinter Föderalismus verstecken, und kurzfristige Minisolidarfonds einrichten, ist keine Alternative.


2. Der "schwedische Weg" hat gezeigt, dass die Sterblichkeit bei 0,057% (Stand 13.10.) nicht über der von 2019 liegt. Wer glaubt, dass 10 Millionen Schweden blöde sind, der schaue halt weiter die gefälschten Nachrichten an, nach denen die Schweden nicht Recht behalten dürfen, weil das sonst unsere Strategie kippen könnte.

Mir tun die Schicksale der Kollegen und Künstler leid und ich würde mit Faust mal auf den Tisch hauen, anstelle sich stillschweigend ins angeblich Unvermeintliche zu fügen. Es sollte uns aber nicht wundern, weil doch so bekannte Künstler wie BAB-Niedecken u.a. noch diese Ungerechtigkeit unterstützen und andere, die das nicht so sehen, wie z.B. Nena, diffamiert werden.

Ich bereue es keinen Tag, dass ich mich aus dem Eventgeschäft verabschiedet habe .. ( gerade noch rechtzeitig)
Haltet alle durch in diesen Zeiten.
Schönen Sonntag, Gruß vom Hans 
« Letzte Änderung: Oktober 25, 2020, 10:40:56 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Agneta

  • Gast
Re: Windmühlen und neue Katastrophen
« Antwort #1 am: Oktober 25, 2020, 18:36:08 »
Ich finde es schwierig, hier zu kommentieren, hans.
Ich bin nicht bei den Protestlern, trage Maske, halte Abstand. Meine Kritikpunkte sind andere.
 ...nicht nur Künstler gehen pleite, und das nicht nur wegen Corona.
Unser Staat lebt und hofiert den Lobbyismus und Pflegepersonal gehört zum Beispiel nicht dazu.

Ich finde, unser Staat hat bisher nur Glück gehabt, Spahn und Co haben nichts getan um die Pandemie abzuwehren. Es war nur Glück und die Vernunft der Menschen, die im Frühjahr dieses Jahres Vernunft zeigten.
Der Staat hat keine zusätzlichen Intensivbetten geschaffen, keine Filteranlagen in Schulen eingebaut, keinen Pflegepersonal-Pool angelegt, nur LH und TUI fette Kohle bezahlt.
Bald können wir wieder singen und klatschen, denn es wird wieder einen Lockdown geben. Geht ja gar nicht anders.
LG von Agnete