Hi, letreo!
Eine kleine Einführung ins Einmaleins des klassischen Lyrikers:
Zu beachten sind beim Dichten hauptsächlch drei wichtige Details:
Auftakt, Hebungszahl, Kadenz1) AUFTAKT
Es gibt den betonten Auftakt (
Heute,
Freunde,
wird's was
werden") und den unbetonten Auftakt (Im
Strandho
tel, im
Mari
tim,), je nachdem, ob die erste Silbe der Verszeile betont oder unbetont gelesen wird. Hat man sich einmal für eine Sorte entschieden, so sollte man innerhalb eines Gedichtes
unbedingt dabei bleiben, sonst kommt der Leser aus dem Takt, es entsteht kein Rhythmus der Verse.
2) HEBER
Hebungen oder kurz Heber nennt man die betonten Silben einer Verszeile (Siehe die oben bei den Auftakten angeführten Beispiele von vierhebigen Versen). Die Anzahl der Heber pro Zeile bestimmt den Duktus, also Lesegeschwindigkeit und Eindruck. Gedichte mit kurzen Zeilen (2-4 Heber) wirken beschleunigend und wirken dynamisch, solche mit vielen Hebern (ab 5 aufwärts) entschleunigen und wirken getragen. Die Heberzahl sollte - abgesehen von Sonderformen - eher beibehalten werden. Will man unbedingt Wechsel verwenden, sollten sie aber einem festen Rhythmus folgen, zB 4-3-4-3 Heber in einem Quartett. Bestimmte Kombinationen von Auftakt und Hebungszahl haben bestimmte Namen wie Daktylus, Trochäus, Jambus, Ambibrachys,... Wer möchte, darf das auswendig lernen.
3) KADENZ
So wie es unbetonte und betonte Auftakte gibt, gibt es betonte und unbetonte Zeilenenden. Ein betontes Zeilenende heißt männliche Kadenz (m), sie wirkt streng und hart, ein unbetontes weibliche Kadenz (w), die wirkt weich und fließend. Bestimmte Gedichtformen schreiben die Kadenzen vor, so sollte das streng klassische Sonett ausschließlch weibliche Kadenzen haben (wird heute kaum noch beachtet). Kadenzen kann man wechseln (mitunter entsteht dadurch sogar eine besondere Dynamik), allerdings sollte man sich auch da an einen einmal gewählten Rhythmus halten, da auch hier sonst der Leserhythmus stolpert, zB. w-m-w-m oder w-m-m-w.
Nun zu deinem Gedicht:
Den ersten drei Zeilen entnehme ich, dass dein Gedicht
unbetonte Auftakte hat,
vierhebige Zeilen (Verse) und
männliche Kadenzen.
Kikeriki (Ein netter Versuch!!!)
Im Strandhotel, das "Maritim",
So ist das unkorrekt. Entweder "im Maritim" oder "dem Maritim".war einst ein Koch, sehr feminin.
Er rührte zärtlich um das Ei
und verspeiste täglich zwei.
Betonter Auftakt! Hier bricht dein Rhythmus. Alternative: "und er verspeiste täglich zwei."Das viele Ei bekam ihm nicht,
Pickel verzierten sein Gesicht.
Betonter Auftakt! Altern.: "und Pickel zierten sein Gesicht."Er kaufte Ei in Pulverform,
die Wirkung, die war ganz enorm.
Heut kräht der Hahn auf seinem Mist:
"Wie schön, dass der Bart geblieben ist."
Senkungssprall! So nennt man es, wenn zwei unbetonte Silben direkt nacheinander kommen. Sollte nie passieren, ebensowenig wie der Hebungsprall, wenn zwei betonte Silben zusammen stehen: "Wie schön, dass der Bart geblieben ist."
Alternative: "Wie schön sein Antlitz wieder ist!" (Den Gag mit dem Bart verstehe ich nicht - was hat das mit seinen Pickeln zu tun?) Ich hoffe, meine kleine Vorlesung kann dir helfen, gewisse Dinge fürderhin zu beachten.

Und bloß nicht ins Bockskorn jagen lassen!

Gern gelesen!
LG, eKy