Autor Thema: Flötenstück zum Frühling  (Gelesen 960 mal)

Martin Römer

  • Gast
Flötenstück zum Frühling
« am: Februar 23, 2019, 17:26:50 »
Sie kraulte mich, mit neuem Stab zu messen.
Sie war ein Schmuck, mich lüstete zu fauchen.
Sie war ein Schnee, mich lüstete zu tauchen.
Sie war ein Schwammgeschöpf, infolgedessen

erstand ein Spiel des Schicksals, sie zu fressen –
ich weiß, wie Schergen aus den Särgen krauchen
und Schmachtung auf geputzte Spiegel hauchen –,
auch Schatten solchen Stroms sind unvergessen.

Sie wallt nun durch die Sträucher. Spiritus,
den Reitersmänner in den Ranzen packen.
Piraten schleichen sich von selbst ins Plus –

mein Auge bettet Annlies und Attacken.
Verewigung wird sanftlich zum Verdruss,
denn alle Fernen reichen bloß ein Flacken.

Sufnus

Re: Flötenstück zum Frühling
« Antwort #1 am: Februar 24, 2019, 18:33:15 »
Das ist kein Hobbygedicht mehr. Das ist Literatur.*
"Schmachtung auf geputzte Spiegel hauchen"... diese Formulierung ist unvergesslich.
Bewundernde Grüße,
S.

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*Und bevor das jemand womöglich in den falschen Hals bekommt: Literarische Zeilen gibt es hier im Forum natürlich zuhauf... das soll hier also keine sufnöse Bewunderung auf Kosten anderer sein... ;)
« Letzte Änderung: Februar 24, 2019, 19:34:19 von Sufnus »

Martin Römer

  • Gast
Re: Flötenstück zum Frühling
« Antwort #2 am: Februar 24, 2019, 21:32:45 »
Mein lieber Spender von Entzückung,

ich bezeuge wie vor Gericht, mir wurden Gluten ins Gesicht geschmissen, wir erinnern uns wohl – Eva, Eva, sei mein Engelchen…. Natürlich sind solche Offenbarungen riskant, denn: wenn es doch nur Stuss ist….. Mit einer Flöte werden meines Wissens nicht bloß Ratten angelockt!

Aber meine drei Größen: die Mutti, der ich so einige Nächte und Spaziergänge widmete, Psychopathen aus dem Jenseits und das Schiff am Seegestade scheinen so oder so immer mehr den Duktus zu bestimmen. Sollte hier und da mit zittrigen Fingern eine gewisse Tiefe berührt werden, nehme ich das dankend zur Kenntnis.

Von einem geschlossenen Ring kann man ansonsten wahrlich sprechen, auch ein Wort von verschmähten welkenden Pflaumen oder sowas wird in dem Zusammenhang wohl recht verstanden werden.

Bis demnächst, Seemannsgrüße….
M.

Agneta

  • Gast
Re: Flötenstück zum Frühling
« Antwort #3 am: M?RZ 26, 2019, 19:03:57 »
da schließe ich mich Sufnus gerne an, lieber Martin. Ein wortakrobatisches, romanisches Sonett, modern und doch formal klassisch einwandfrei,  mit teilweise abstrus anmutenden Metaphern und Symbolen, die es zu entschlüsseln gilt.
 Ich lese hier Liebe, Übergriffigkeit und Ausgeliefertsein ( jemandem die Flötentönre beibringen)und Erotik / Flöte, Stab,lüstern, Flacken im Sinne von Hinlegen und Liegenbleiben. Passt aber auch zu Punkt 2 und 3.
Flacken kannte ich nicht als Ausdruck, habe gegooglet. Konnotieren tat ich aber wegen der Erotik, dem Spiritus die Flak, also die Abwehrkanonen im Krieg. Zerstörersiches Feuer einer Liebe, vielleicht Hörigkeit.
Spiritus kann aber auch der Geist sein.
Fressen, nicht nur aus Liebe, zum Fressen gern haben, sondern aus einer perversen Liebe des Ganz Besitzenwollens im Sinne von sich einverleiben ( kann auch wieder erotischgemeint sein).
Angerissen wird konnotativ in diesem Werk viel, vieles bleibt offen.
Respekt! LG von Agneta

Martin Römer

  • Gast
Re: Flötenstück zum Frühling
« Antwort #4 am: M?RZ 28, 2019, 15:15:51 »
Aber was redest du denn da, mein Liebes. Wie gesagt, im Abschieds-Faden für die Fürstin der Fürstinnen war irgendwas von Frühling die Rede und die Flöte sollte Anlocken symbolisieren, jedenfalls kenntlich machen, dass das Textlein dorten seine Quelle hatte: mit dem Träumen, mit dem Sinnieren. Oder ich weiß wirklich nicht mehr, wer ich bin….

Nun ist das wieder emporgehoben, da sinkt auch der Zwilling wieder ins Auge. Ich bin ja eine Narrengestalt, die gerne an moralischer und intellektueller Reinheit schnüffelt. Da gab es mal ein Wunschgebet, das endete einmal mit früheren und einmal mit älteren Halmen – „über mir mögen…“. Wie dem auch sei, ob dieser tragödiglichen Angelegenheit schicke ich meine guten Gedanken in den Süden.

Ach ja, Lady Anneliese!

Flacken ist eine andere Form von „flackern“, die Fernen glimmen nur so, angeblich bessere oder schönere Reiche sind Illusion.

Sie war so gütig, sie war so rein, sie hatte Feinde, sie ist jetzt dahin, die Sterne trösten nicht. Das ist sozusagen die profane Kurzversion, die gemeint war.

Mein holdes Geschöpf, du sähest mich erquickt im Angesichte einer weiteren Rückmeldung, was kryptisch, mystisch und auf andere Fährten lockend sein soll. Du weißt vielleicht, dass mir diesbzgl. ohnehin der letzte Schatten aus dem Mühlviertel im Nacken sitzt.

Wohlan, ansonsten mag man natürlich konnotieren, bis der Mond ergrünt – ein paar angesprochene Aspekte werde ich mir sicherlich irgendwann genauer vornehmen. Das Gefressenwerden im andern Sinne, Hörigkeit und Hingabe mögen sicherlich eine Rolle gespielt haben oder gar noch präsent sein. Aber bevor ich hier ins Schwärmen gerate…

Schließlich – vielleicht ist dieser Stil auch kennzeichnend dafür, dass es mir übel ergeht. Die Sorgen mit dem Liebeskummer, mit den schwerverbrecherischen Perversen, mit der Selbstzermalmung sind scheinbar zu eigenen Körpern herangereift und lassen nicht einen Tag von mir ab. Ingleichen ein jämmerliches Zerklüftetsein, die beiden Pflichten zu verspüren: Dinge zu bewahren und sich selbst samt den Dämonen auszulöschen. Ach und ich kann noch nicht mal rufen: wäre das Leben doch endlich zu Ende. Dennoch will ich hoffen, hin und wieder diesem Fehler der Natur ein paar unterhaltsame Lichtfunken abzugewinnen.

Dies zum Tee, Madame, viele Grüße….
M.

wolfmozart

Re: Flötenstück zum Frühling
« Antwort #5 am: Juni 15, 2019, 11:07:52 »
Kann mich nur anschließen.

Ein bemerkenswertes Stück Literatur, Martin.

LG wolfmozart

Martin Römer

  • Gast
Re: Flötenstück zum Frühling
« Antwort #6 am: Juni 15, 2019, 11:45:13 »
Ja, dann nimm mal blitzeschnelle meinen holden Dank entgegen!

Im Nachhinein erscheint mir die Klamotte ein wenig überladen, vielleicht auch ein wenig kitschig, aber vielleicht ist das auch Selbstchimäre.
Aktuell habe ich ein (teilweise) Pasquillchen wegen erlittener Ungerechtigkeit auf dem Tisch, da wird alles schön flüssig werden!

(Ilka-Maria hat den "Admiral" gekillt, nachdem er seine Meinung zu Notre Dame geäußert hatte. Für sie bin ich jetzt ein "Forentroll". Rache für das "Postfach zumüllen" in der großen Rauschzeit und Dienstschaft Lady Annelieses vor fünf oder sechs Jahren und sonst unverständlicher Ärger, jählings jählings verwandelt zum Xanthippchen, zur Stalinisten-Hexe. Aber ich kümmer mich ja schon drum, ich kümmer mich ja grad schon drum!!!  ;) ;D :-* :))

Schönen Samstagmorgen ringsum! Ich merke, dass ich eigentlich fast tagtäglich auf die Wiese schaue.
Und natürlich ist die zum Geist verwandelte Waldeskönigin fast immer um mich.
Da ist irgendeine fast schon dämonisch zu nennende Herzverwandtschaft von den Sternen getropft....
Die Kunde ihres Ablebens nahm ich auf fast regungslos: jaja, das ewige Grün...

So ziehen wir weiter fort unsere Runden, mal vergänglich und mal ein wenig rüstiglicher, dieses Siegel
von Leichtigkeit, Liebe, Tapferkeit, Kultiviertheit, Klarheit usw. hoffentlich immer vor Augen habend.
Kommt Zeit, geh ich mit jenen Träumen weiter über die wackligen Brücken des reinen lyrischen Ausdrucks.......


das kleine Seemannsgeschöpf.