Autor Thema: Krieg der Religionen  (Gelesen 728 mal)

Agneta

  • Gast
Krieg der Religionen
« am: April 26, 2019, 13:25:34 »
Krieg der Religionen?

„Krieg der Religionen?“ titelt eine bekannte Polit-TV-Talkrunde mit namhaften Gästen.
Während man sich unter „Religionskriegen“ eher missionarische Kriege vorstellt, die weit in der Vergangenheit liegen, meinen wir heute mit Krieg der Religionen Terror.
Was aber haben diese beiden Begriffe gemeinsam? Sie enthalten das Wort Krieg, was immer bedeutet, dass Menschen sterben zugunsten einer Ideologie, die doch eigentlich nur Machtgier bemäntelt.
Sprache ist die Waffe der Demagogen. Diktatoren beherrschen sie perfekt. Ich frage mich also, weshalb titelt eine banale TV-Talkshow, in der eigentlich niemand etwas Substantielles aussagen kann, mit so einem gefährlich demagogischen Begriff.
Der vermeintliche Widerspruch, dass Religionen, die doch stets von Liebe und Frieden künden, überhaupt Kriege führen, zwingt uns, tiefer in den Religionsbegriff einzutauchen.
Was ist Religion, subjektiv empfunden, und wozu ist sie in der Lage?
Religion entspringt dem Wunsch des Menschen, in Gut und Böse zu teilen und selbst jeweils zu den Guten zu gehören. Wenn aber jede Religion diesen Alleinanspruch stellt, wo sind dann die Bösen?
Die im wahrsten Sinne des Wortes „Gutgläübigen“ fügen sich in die jeweiligen Riten, die von der Institution geschaffen wurden, und die sie aus uralten Überlieferungen ableitet. Alles im Sinne der Liebe und das Friedens selbstverständlich.
Christen nennen sich liebevoll „Schäfchen“. Und wer ist der Schäferhund?
Da muslimische Fanatiker überall verwickelt sind und zu Recht immer wieder angeprangert werden, möchte ich es mir nicht so leicht machen und mal vor der eigenen Türe kehren. Die christlichen Institutionen, die moralisch in unserem deutschen Wertekanon immer wieder mitmischen. Z.B. beim Abtreibungsgesetz. Aus gutem Glauben oder aus Machtgier?

Gesetze, Gebote werden erlassen, die sich moralisch noch weit über das Grundgesetz ausdehnen. Modern formuliert: „Beneide deinen Nachbarn nicht um seinen Pool, seine sexy Frau und seinen Audi Quattro“. Das kann niemand leisten. Also werden die Schäfchen sündig.
Weil sie aber sündig werden, müssen sie beichten, einem Priester, der selbst ein Mensch ist und der vielleicht auch gerne … naja, Und dann sind ihnen die Sünden vergeben. Sehr praktisch.
Ein winkender Papst, den niemand braucht, wenn es einen Gott gibt, der überall ist, tönt in den ärmsten Ländern der Welt von Barmherzigkeit und lässt doch die Besucher noch Kollekte abdrücken, auf dass die Kirche noch reicher werde.
Ok, der Papst ruft nicht mehr zu Gewalt auf wie im Mittelalter. Dennoch haben Iren Angst, dass wegen des Brexits der alte Religionskrieg zwischen Protestanten und Katholiken wieder aufleben könnte. Wie kann denn das sein? Wie können Menschen in 2019 in einem modernen Europa Schergen finden, die solch einen Krieg wieder aufleben lassen.
Da muss man sich tatsächlich die Frage stellen: Wäre die Welt friedlicher ohne Religion?
Die ganz dummen Schäfchen haben es da leichter, sie fragen sich: Warum verhindert Gott Kriege nicht?
Weil Gott mit den Institutionen gar nichts zu tun hat. Nicht er führt Kriege, sondern Menschen, die von machtgierigen Institutionen manipuliert sind. Die Bösen verlieren. Nein, ALLE verlieren und Religion führt sich ad absurdum.
In einer banalen Talkshow ist von Vergeltung und Rache die Rede. Kriegsbegriffe kursieren und bleiben stehen. Wie in Betonklotz in der Landschaft.

Islamistischer Terror hat in Sri Lanka zugeschlagen. Buddhisten, die aus europäischer Sicht besonders friedlich scheinen, haben muslimische Minderheiten in Myanmar verfolgt und vertrieben. Katholiken und Protestanten haben sich in Nordirland über Jahre blutige Gefechte geliefert. Juden haben vor Jahrzehnten Palästina besetzt, weil es „Ihr von Gott gelobtes und versprochenes Land“ ist und alle berufen sich auf ihre spezielle Religion, die sie zu all dem legitimiert. Das eint alle Kämpfer. Politisierte Religionsgemeinschaften, die Macht haben und diese auch nutzen und sich in Staatsgeschäfte einmischen. Ideologien, die mit Gott, egal, wie man ihn nennen mag, nichts mehr gemein haben.
In Neuseeland tötete ein nazistischer Mann Muslime. Andere Ideologie, aber gleiches Muster.

Und eine banale, dämliche Talkshow spricht vom „Krieg der Religionen“, den es nicht gibt, wenn dumme Schäfchen sich nicht vor den Karren der Macht ihrer Religionsgemeinschaft spannen lassen und die sich doch durch eine solche Sendung in ihrer Notwendigkeit möglicherweise nur bestätigt sehen.
Sprache ist eine Waffe und Dummheit provoziert Self-Fullfilling-Prophecy.








Erich Kykal

Re: Krieg der Religionen
« Antwort #1 am: April 27, 2019, 18:35:51 »
Hi Agneta!

Da bin ich voll bei dir, in meinen Texten sage ich ja Ähnliches.

Ergänzen könnte man noch dies: Diktatoren und andere Machtmenschen benutzen Religion zur Manipulation, Aufstachelung, Rechtfertigung. Spätestens nach dem ersten Aufflammen glühenden Gottesjüngertums übernehmen sie die Macht und die Regie, und es geht nur noch um Macht.

Dieses erste Aufflammen radikaler Kräfte allerdings kann auch von "wahrhaft Gläubigen" induziert sein, will sagen, diese verblendeten Deppen glauben tatsächlich an ihre "göttliche Sendung" und Aufgabe. aber weil sie meist strunzpieseldumm und sehr engstirnig sind, haben sie keine Ahnung von der Tragweite ihrer Aktionen.

Und Terrorismus ist für diese geistigen Armutschgerl wirklich eine Form von Krieg, denn hätten sie ausreichend Geld und Mittel, sie würden nur zu gern die ganze Welt erobern und verwüsten - im Namen und zum ewigen Ruhme ihres heiligen Gottes. Terrorismus mag für uns ein Mittel für Feiglinge sein, für jene, die ihn propagieren, ist er meist aus Armut und den damit verbundenen eingeschränkten Mitteln die einzige Option.
Ihr verblendeter Hass auf das erkorene Feindbild (natürlich alle Ungläubigen, aber manche Staaten oder Gesellschaftsformen ganz besonders ...) macht dann auch vor "Unschuldigen" (die es nach ihrer Lesart sowieso nicht gibt) nicht halt, ja selbst Kinder sind nicht sicher (siehe das unsägliche Massaker von Beslan - ein besonderer Tiefpunkt menschlicher Perversitäten!), weil der Verstiegene sie als schon verdorben ansieht, oder als "die Sünder von morgen".

Daran ist erkennbar, wie weit die ideologische (ob religiös oder politisch) Entmenschlichung von einstudierten Feindbildern geht, und zu welchen Bestien ansonsten "normale" Menschen dann mutieren können!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Krieg der Religionen
« Antwort #2 am: April 29, 2019, 11:49:48 »
ja, es grenzt an Gehirnwäsche. In einem anderen Forum habe ich mir für diesen Kommentar ne Menge "Haue" abgeholt. Ich denke, die Leute wollen einfach nicht hinschauen, weil sie besser mit der Blümchenwelt leben.
Danke dir und lG von Agneta