Ja, die letzten drei Strophen könnten die Basis für ein leicht ins Raunige spielendes Gedicht bilden.
Hochoriginelle Einfälle hast Du eh immer lieber Wolf, aber ich habe den Verdacht, es fehlt noch ein bisschen am technischen Handwerkszeug.
Das ist wie beim Backen: Wenn man nicht weiß, was der Unterschied zwischen französischer, italienischer und schweizer Baisermasse ist, gelingt vielleicht durch langes Üben oder Zufallstreffer das ein oder andere Rezept, aber man wird keine verlässliche Patisseriequalität erreichen.
Mein Mantra für das Schreiben von vorzeigbarer Lyrik ist, dass man viele viele viele Gedichte der verschiedensten Meister ihres Fachs gelesen haben sollte, möglichst auch das ein oder andere Werk mit einer beigesellten, klugen Interpretation, um sich so ein paar "Tricks" anzueignen.
Das Basisprogramm wären z. B. die wichtigsten Gedichte von Fleming, Sibylla Schwarz, Goethe, Eichendorff, Heine, Möricke, Rilke, Lasker-Schüler, Brecht, Morgenstern, Celan, Bachmann, Jandl, Rühmkorf und Grünbein. Und dass hier jeder an Lyrik in ihrer ganze Breite Interessierte aus dem Stand ein halbes Dutzend und mehr Namen deutschsprachiger Lyriker nennen könnte, der Fehlen in meiner Shortlist eine sträfliche Sünde ist, und die Dichter aus aller Welt noch gar nicht berücksichtigt sind, zeigt, wie unglaublich weit dieses Feld ist.
LG!
S.