Autor Thema: Die Muse muss ein Weib sein (Rubai)  (Gelesen 1172 mal)

Agneta

  • Gast
Die Muse muss ein Weib sein (Rubai)
« am: September 29, 2019, 11:54:23 »
Die Muse muss ein Weib sein (Rubai)

Ach, mach mir einen Rubai, Kai,
erfüllt von Leidenschaft im Mai.
Weil Shu mir sonst ’ nen Tanka schreibt.
Der kann die Tanka gar auf Thai.

Ach, mach mir kein Ghasal, Kamal,
ist ein Ghasal auch ein Fanal.
Sonst schreibt mir Axel ein Sonett,
mit 4-er Hebung, scheiß-banal!

Und Paul macht mir mit ernster Miene
’ne kühle, sperrige Sestine.
Drum mach mir einen Rubai, Kai.
Sonst frag ich heute noch Sabine.


Erich Kykal

Re: Die Muse muss ein Weib sein (Rubai)
« Antwort #1 am: September 29, 2019, 12:07:32 »
Hi Aggi!

Nett gespielt mit lyrischen Formen!  ;D

Ich muss zugeben, ich habe keine Ahnung, was ein Rubai ist, oder eine Sestine. Tanka und Ghasel kenn ich zwar, spricht mich aber nicht an, ebenso wenig wie der japanische Haiku und ähnliche Formen.

Und nur zur Info vom Sonettmeister: ein 4-hebiges Sonett ist alles andere als banal!  ;)  8)

Gern gelesen und geschmunzelt!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Die Muse muss ein Weib sein (Rubai)
« Antwort #2 am: Oktober 03, 2019, 11:47:21 »
vielen Dank, lieber Erich.

ich bin nach wie vor der Ansicht, dass man ein Sonett im klassischen Stil dichten sollte, wenn man es so nennen will. Die meisten tun es nicht, weil sie die Form nicht beherrschen. Das ufert aus. In einem anderen Forum brüstet sich ein Dichtender mit "Halbsonetten", für sowas habe ich kein Verständnis. Schließlich gehört zu einem Sonett ja auch These, Antithese und Synthese. Was solche Autoren schreiben, nervt einfach nur, weil viele Leser es eben auch nicht können und solche Konstrukte dann auch noch loben. Da kann einem der Spaß am Forenleben echt vergehen.
Danke dir und lG von Agneta

Erich Kykal

Re: Die Muse muss ein Weib sein (Rubai)
« Antwort #3 am: Oktober 03, 2019, 19:25:41 »
Hi Agneta!

Ich finde, es kommt immer auf's lyrische Ergebnis an - wenn es sich gut liest, dann bin ich auch mit einem Halbsonett glücklich, was immer das auch sein mag.

Ich selbst experimentiere ja auch gern mit dieser Form, zB breche ich oft diese Einteilung von These, Antithese und Sythese auf, schreibe Sonette mit betontem Auftakt oder männlichen Kadenzen, gern auch gemischt, mal mit nur vier Hebern oder mal mit sechs.

Am Anfang habe ich selbst "falsche" Sonette geschrieben, weil ich es noch nicht besser wusste - etwa ein Drittel der Sonette im ersten Bildersonettebuch sind noch mit ABAB statt ABBA in den Quartetten, deshalb nannte ich das Buch auch "Seltsame Sonette". Es wäre mir zu mühselig gewesen, so viele Sonette zu überarbeiten oder neu zu schreiben, und wegschmeißen wollte ich sie auch nicht. Daher machte ich einfach aus dem Lapsus ein lyrisches Experiment.  ;)

Ich kenne den von dir bezeichneten Pöten ja nicht, und vielleicht schimpfst du ja zurecht, aber man sollte nicht immer gleich das Kind mit dem Bade ausschütten. Wenn mir die schlechten Ergebnisse von Autorenbemühungen hier in den Foren gleich den ganzen Spass am Dichten verleiden würden, wäre ich schon vor vielen Jahren gegangen.
Jeder tut eben sein Bestes, und Begeisterung für etwas ist leider nicht direkt mit Begabung dafür verknüpft.
Dennoch hat jeder das Recht, sich zu versuchen. Wenn es mir missfällt, muss ich es ja nicht lesen oder gar kommentieren. Nun, ich gebe zu, dass das nicht immer leicht fällt, und ich muss gestehen, dass ich selbst ab und zu nicht einhalte, was ich hier predige - wir sind eben alle menschlich.  ::)

Bedauerlicherweise geht sowas aber kaum je gut aus, denn wer lässt sich schon gern beibiegen, dass er das Dichten besser lassen sollte - und dann gibt es böses Blut, Zickenterror, Forenkrieg, Streit, Kränkung, Rausschmiss - und alles nur, weil ich jemandem gesagt habe, dass mir sein Kram aber so was von gar nicht konveniert! Das ist es nicht wert.

Darum kommentiere ich schon lang nur Werke, die mir gefallen, oder die es in meinen Augen verdient haben, Verbesserungsvorschläge zu bekommen.

Also ärgere dich nicht - keep cool!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Die Muse muss ein Weib sein (Rubai)
« Antwort #4 am: Oktober 05, 2019, 10:42:42 »
ich versteh, was du meinst, lieber Erich, dennoch :
ich bin in einem Forum schon seit Jahren, wo eigentlich einfach geschrieben wird, aber die Autoren sind herzig, emptahisch, nett. Da sage ich nichts. Aber wenn einer daherkommt in einem "anspruchsvollen" anderen Forum und will punkten, sich aufblasen, dann ärgert mich das. Ich sage nur Heinzi, weißt du noch? Solche gibt es viele. Bei mir führt das immer zu Satiren. Was mich selber freut. Auch anderen geht der auf den keks, abr nun hat er mich beleidigt, da ist en Satirchen fällig:

Dichtende Dame

Sie war keine Dame, mitnichten.
Doch wollte sie unbedingt dichten.
Da tat sie es hinter den Fichten.
(Halblimerick)

Die Eule, die dünkte sich weise
und sprach, ja, dann lies nicht, tu’s leise.
Sonst zieht das im Wald hier noch Kreise.
( Viertel-Sonett)

Jetzt hab ichs, rief sie halb verfroren
und hat ein Ghaselchen geboren.
Gar amphibrachialisch beladen.
Doch dann hat sie leider den Faden
verloren.
(Zehntel-Sestine))

In diesem Sinne und alter Freundschaft Agneta