Hi Agneta!
Ein sehr schöner Text! Ich erlaube mir die folgenden kleinen Vorschläge zur Glättung des Duktus und Förderung der sprachlichen Eleganz im mittigen Vierzeiler:
Und als die Flut ihr gurgelnd vor die Füße trieb,
da schrieb sie so poetisch wie sie selten schrieb:
Der Alltag raubt uns nicht nur alle Zeit,
er hüllt uns in ein Vogelscheuchenkleid,
benagt die Seele, frisst die Poesie.
Das Meer jedoch wiegt sanft und hütet sie.
Das stille Watt schluckt stumm und gibt es an die Flut,
bis auch die aufgewühlte, fremde Seele ruht.
Z1 - Die Korrektur der "schnöden Zeit" beruht auf einem logischen Lapsus deines Textes - die Zeit, die uns der Alltag nimmt, ist ja eben NICHT schnöde Zeit, nein, der Akt des Fortnehmens ist schnöde, die Zeit, die uns dann fehlt, wäre
gute Zeit gewesen, sie zu nutzen.
Z3 - Deine Zeile möchte betont auftakten, mit "benagt" ist der Auftakt klar unbetont. Sollte dir der Ausdruck nicht kraftvoll genug sein: "zerstört", "bedrückt", "verruft", "bedrängt", ...
Z4 - Ohne Inversion einfach schöner.
Sehr gern gelesen!

LG, eKy