Autor Thema: Die Tücken der deutschen Sprache  (Gelesen 963 mal)

Agneta

  • Gast
Die Tücken der deutschen Sprache
« am: Januar 19, 2020, 11:30:04 »
Die Tücken der deutschen Sprache

Früher konnten nur die Dummen die Rechtsschreibung nicht, heute auch die Intelligenten nicht. Deutsche Sprache, schwere Sprache, denn eigentlich, so haben neueste linguistische Forschungsprojekte der Uni Hoffmannsthal ergeben, liegen die Wurzeln der deutschen Sprache im Arabischen. Goethe muss das schon geahnt haben, als er den fernöstlichen Diwan schrieb.
Zudem übertraten durch zahlreiche Ein- und Umsiedlung von Menschen, durch gesellschaftliche Modeerscheinungen,  mit denen man ein Statussymbol und eine bestimmte Schicht verband, viele Wörter die Landesgrenzen und stellen als so genannte „Fremdwörter“ den deutschen Bürger vor schier nicht zu bewältigende Schreibprobleme.
Natürlich schleift sich manches Wort ein und wer eben so wenig weiß, dass er nicht weiß, wie Baggage geschrieben wird, der wird ebensowenig wissen, wie Bredouille geschrieben wird. Die deutsche Sprache hat Finessen, schon ohne Fremdwörter und wenn wir zulassen, dass die Rechstschreibreform dieses nivelliert, dann braucht der deutsche Dichter keinen Kopf mehr und die Foren können ihre Pforten zu lassen.
Besonders hart trifft es die ostdeutschen Bürger, in deren Sprachgebrauch sich mehr slawisches als französisches Wortmaterial eingeschlichen hat. Wer Soljanka kennt, der schreibt auch Bredulje. Und sucht verzweifelt nach dem Rezept für dieses erlesene französische Gericht. Der Staat DDR, der immer für seine Bürger mitdachte, was manche als Prinzip hier auch gerne einführen würden, sah natürlich das linguistische Problem, das sich z.B. auch am Kaffe festmacht. Betont auf der ersten Silbe mit kurzem e gesprochen hat es sich weit vom Cafe´ entfernt, das auch im Westen rasch eingedeutscht wurde und seinen Akzent verlor. Darum nannte man im Osten die Cafes direkt Milchbar. Unter Latte Machiato stellte sich so mancher Bürger etwas völlig anderes vor.
Die gängigsten englischen Wörter wie cuhl und taff, bitsch und breinstorming sind unproblematisch. Zumindest die junge Generation benutzt sie genauso flink und ungehemmt wie“ pränatale Diagnostik“. Durch den guten und straffen Englischunterricht an unseren deutschen Schulen werden diese Wörter meist richtig geschrieben. Siehe oben.
Da kommen die Alten nicht mehr mit. Sie humpeln auf dem Tretoir (was ja viel logischer wäre als Trottoire, denn die meisten trotten ja nicht) zum nächsten Cafe, bestellen sich einen Kaffe, vielleicht auch einen Tee, Schai? -nein, nein einfach Tee! Und wenn sie mal pieseln müssen, gehen sie auf Pissoar oder zur Tulette, manchmal auch zur Tolette.
Die Rechtsschreibreformen mit ihren ewigen und sinnlosen Veränderungen sind für sie kein Thema, sie gehen einfach pinkeln. Wie übrigens auch für einige Schriftsteller des Penclubs nicht. Hier aber aus moralischen Verweigerungsgründen, die man ebensowenig einfach vom Tisch wischen kann, wie die Unfähigkeit des einfachen Bürgers, noch mit zu kommen.  Es sind eben nicht so wenig, sondern viele. Bürger, Wörter, Fremdwörter, Reformen.
Um die voranschreitende, sprachliche Inkompetenz des gemeinen deutschen Bürgers zu verbessern, sollen Rechtsschreibprogramme im Netz helfen, da solche Menschen manchmal sogar dichten.
Böse Zungen jedoch behaupten, dass diese Programme von einem Hackersystem namens Plingsing unterlaufen wurde, um die deutsche Sprache zu manipulieren und Wirtschaft und Poesie zu schädigen. Nie wieder soll ein Goethe aus deutschem Boden erwachsen!
Die Bundesrepublik soll einen Untersuchungsausschuss beauftragt haben, der sich strikt an die Forschungsergebnisse von Hoffmansthal hält.
So kann man alles ruhig auf sich zukommen lassen. Oder zu kommen lassen? Oder doch besser offen? Ach!



Erich Kykal

Re: Die Tücken der deutschen Sprache
« Antwort #1 am: Januar 20, 2020, 21:54:50 »
Hi Agneta!

Schelmisch - mit tragikomischem Beigeschmack! Trefflich auf den Punkt gebracht! Die medien- und bildungsgeschuldete Simplifizierung unserer Sprache geht mir schon lang gegen den Strich! Früher, als das Fernsehen noch "staatlich" war und einen Bildungsauftrag beanspruchte, erging man sich in sprachbildenden Programmen - seit es nur noch um die Proletenquote geht, stapeln sich die bildungsfernen Formate, die auf die niedersten Instinke der Menschheit setzen! Das nur als abschreckendes Beispiel - der Verfall der verbalen Ausdrucksfähigkeit findet sich überall!

In deiner ersten Zeile findet sich zB eine sprachstilistisch unschöne Wiecderholung von "nicht" im ersten Satz.  ;) ;D
Ich schlage vor:
"Früher konnten nur die Dummen die Rechtsschreibung nicht, heutzutage versagt hier sogar die Intelligenz!"


Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
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