Autor Thema: Abschied vom Asphodeliengrund  (Gelesen 1164 mal)

Martin Römer

  • Gast
Abschied vom Asphodeliengrund
« am: April 28, 2020, 05:03:27 »
Ich denke wieder an die Dame aller Damen.
Wie strömten Jubelklagen doch von ihrem Mund,
erreichte sie des Nachts ein unbestimmter Samen
und wurde ihre arme Fotze noch so wund.

Und wie ein schlimm verfallener Pirat zu nisten,
macht Kurzweil gleich der Wiederkunft zur Kneipe hie.
Es wartet alles auf die Schlachtung der Sadisten
und den Verlust der kolossalen Agonie.

Ich schleppe meinen Körper durch die Morgenröte
und manches Geistlein labt sich an der zarten Flut.
Ich schweife durch das Totenreich mit meiner Flöte
und durch das Winterland mit meinem Heldenmut.


Erich Kykal

Re: Abschied vom Asphodeliengrund
« Antwort #1 am: April 28, 2020, 12:30:43 »
Hi MArtin!

Eine Eloge auf Cyparis (zumindest in S1)? Schön das - vielleicht bis auf die doch ziemlich heftige "Fotze" in S1Z4. Gefällt mir zwar, dieser "Schmackes", passt für mich aber nicht so recht zu deinem sonst so gehobenen lyrischen Sprachstil. Eine eher infantile Umschreibung wie zB. "Mumu" wäre da vielleicht etwas versträglicher. Aber wahrscheinlich wolltest du ja schockieren.
S2 und 3 erscheinen mir wieder wie die "üblichen" zynischen Anklagen, Anwürfe und Zetereien aus Autorensicht über alles nur erdenklich Negative - du kannst das ja gern als "psychologische Studien von Schizophrenie oder Soziopathie" bezeichnen, für mich bleibt es "Seelenhygiene" - habe ich selbst mich zuweilen doch in ähnlicher Weise ausgekotzt, um meinem Frustüberdruck ein legales Ventil zu bieten. Von daher weiß ich recht genau zu unterscheiden ...  ;)
Das Problem bei dir scheint aber zu sein, dass du nicht bei "zuweilen" bleibst - man liest fast ausschließlich derlei aus deiner kreischenden Feder! Das fällt eben auf, und ich habe dies halt in einem Kommi auch mal konstatiert. Ob du das verinnerlichst oder nicht, geht mir nicht nah - es ist dein Opus, und wie es aussehen soll, liegt ganz in deiner Verantwortung.  ;)

also, kein böses Blut deswegen.

Komma ans Ende von S1Z3, S3Z1, S3Z3 - trotz "und" sind das Gliedsätze.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Martin Römer

  • Gast
Re: Abschied vom Asphodeliengrund
« Antwort #2 am: April 28, 2020, 17:43:29 »
Werter Wiesenfreund,

sehr fein erquicklich, dass du gewiss direkter als du es zugeben magst Lady Anneliese hinter den ersten Zeilen gesehen hast.
"hob ich mich höher zu der starken Brust" - klingelt es da...?
Dummerweise weiß ich nicht mehr den Titel, aber diese Zeilen haben sich eingeprägt:
ein süßes Feuer zu entfachen, hinderte ihn die eigne Lust....
Als wollte ich nie mehr von ihm erwachen....

Diese Zeilen gehören zu meinen liebsten, das muss ich schon sagen.
In dieser sicherlich unheilvollen Lage mit ruhiger Seele über ein schöneres Feuer nachzudenken - hinreißend....
Was ist dagegen noch "Genie"? raunt mein Schatten....

Die Fäkalie kann ich da ausnahmsweise nur meisterlich nennen. In welcher Weise schockieren...?
Es wird mir schlichtweg immer deutlicher, dass die Liebe eher von den Adlern, als von den Elfen kommt.
O je, schon wieder Metaphern - es ist hier ganz einfach in eins gegossen:
fürwahr, so oft geschlagen von Geschickes Ruten - doch immer süßer stieg sie aus den Silberfluten....
Dieser Aspekt braucht irgendein grelles Licht, denn sonst würde der kalte Leser es wahrlich ins diffuse Liebesirgendwas drängen.

Ein Paradebeispiel für die Nadel im Heuhaufen, Gossiges mit Anstand zu gebrauchen.
Das Leben schneidet sich nur zu gern ins eigne Fleisch und Liebe ist mit dürren Seelen nicht zu machen -
beides haben "die schönen Künste" allzu lange verhehlt.
Interessant zu sehen, wie "spiegelverkehrt" wir sind, im Gegensatz zu dir gebrauche ich Gossiges auch im Alltag nicht.


Sooo, jetzt erst mal wieder beruhigen. Wir haben ja noch mehr im Gespräch.

Kein böses Blut natürlich, aber dennoch mit wackerem Ernst gesagt:
irgendwie müssen deine Augen doch etwas geblendet sein.
Was soll an einer Kunde über schlimme Feinde und elendiges Leben zynischer Allerweltsgram sein.
Klügste Bemerkung: wahrscheinlich willst du mich aus Neid ins Niedere ziehen, weil ich mich wohl im Gegensatz zu dir um Legalität nicht schere....
Die Worte von der gemächlichen Selbsterlösung sind hier doch recht eindeutig.
Das eine ist Analytisches, das andere sind konkrete Stellungnahmen über das Schicksal und die Vermengung wird den Gesängen nicht gerecht.
Ein recht gespenstisches Opus, das muss noch gesagt werden.

Was die Kommas anbelangt, ich sag es wüstentrocken, siehst du mich etwas ratlos.
Irgendwann hab ich mir gesagt: nach einem UND nicht diese Striche, warum so hoppeln.
Ein Komma soll kennzeichnen, dass etwas neues aufgeht, quasi ein in den Tisch gerammtes Schwert.
Ich gehe durch das Kloster mit Glück und durch die Elektrogeschäfte mit Leid -
für mich ist das eine flüssige Aussage und wenn da ein UND ist, werde ich keine Augenpiekser setzen.
Das ist im Meer der Schriftstellerei sowieso fast schon zur Sache des persönlichen Stils geworden.


Jetzt aber genug - ich hoffe, angenehme Lektüre kredenzt zu haben.

Viele Grüße
M.