Geheim

[Eisenvorhang]

Ich glaubte, mich geheim zu wissen,
geheimer als das tiefste Meer,
doch ich war wund wie aufgerissen,
verklärt von dir und sehnsuchtsschwer.

[Erich Kykal]

Hi EV!

Hier ist die Setzung des Kommas in der ersten Zeile von eminenter Bedeutung:

"Ich glaubte, mich geheim zu wissen,"

Es gehört nach "glaubte", nicht nach "mich"!

Hier störte mich etwas, dass "wund" jetzt nicht wirklich ein Gegenteil zu "geheim" darstellt. Man erkennt zwar die dichterliche Intention (eine geheim geglaubte Liebe, und der Liebende erfährt - wie zumeist in solchen Fällen, wenn man "abgelenkt" ist - als letzter, dass alle es schon längst bemerkt hatten, wen er verehrte, selbst die Betroffene!), aber durch die Verwendung von "wund" hinkt das bild ein wenig, nicht zuletzt auch deshalb, weil der Begriff auch nicht so recht zu einer geheimen Liebe passen will.

Mögliche Alternative: "doch offen war ich, aufgerissen,"

Da wäre noch mehr drin gewesen  :

Ich glaubte, mich geheim zu wissen,
geheimer als das tiefste Meer,
doch ich war wund wie aufgerissen,
verklärt von dir und sehnsuchtsschwer.

Ein jeder las in meinen Zügen,
was ich für dich im Herzen trug,
ich wollte dir allein genügen,
und war mir selbst doch nie genug.

Und du sogar erkanntest meine
so ungelenk entrückte Huld:
Dass ich in Ewigkeit der Deine
und treu dir wäre, ohne Schuld.

Ich glaubte, dich geheim zu lieben,
geheimer als die tiefste See,
und doch bin ich allein geblieben,
und alle Bicke tun mir weh.


Sehr gern gelesen (und dankbar für die Vorlage weitergemacht ...)! 

LG, eKy

[Eisenvorhang]

Oha, da habe ich das Komma tatsächlich falsch gesetzt: Ich überlegte und war mir nicht sicher. Mist. Nun weiß ich es besser.
Ja, Erich: Du machst natürlich wieder ein Hammerteil aus dem Fetzen!

Ich wachte mit der Strophe heute früh auf und fand sie irgendwie schön, so dass ich sie festhalten wollte.
Vergeuden will ich nichts.

Dein Gedicht ist super, schreib doch wieder mehr! Ich freue mich, wenn ich als Inspiration dienen konnte.

Hab Dank!

vlg

EV

[Agneta]

Lieber EV,

das kleine Verschen steht für sich, lässt Spielräume, Denkräume, nur deshalb konnte Erich sein schönes Stück davon inspiriert, schreiben. Deins steht für sich, ist ganz anders als Erichs. Gefällt mir aber genauso gut, weil es mehr offen lässt. ich würde gar nichts daran ändern.
Ich lese anderes in deinem Werk, also passt auch das wund, da es keinen Gegensatz bilden muss, sondern eine Erklärung gibt.
Das LI glaubte, sich geheim zu wissen.
Ich würde das lesen als: ich glaubte im Geheimen, mich selbst zu kennen...
Daraus ergibt sich eine völlig andere Interpretation als die von Erich. Nämlich ein LI, das sich vielleicht nicht zutraut, zu lieben und geliebt zu werden.

Beide Werke stehen für sich und charakterisieren den Schreibenden.
LG an euch beide von Agneta

[Erich Kykal]

Hi EV, Agneta!

Mit "Da wäre noch mehr drin gewesen" meinte ich nicht den Inhalt, sondern die Länge. Meine drei Strophen waren als Fortsetzung gedacht, das ist wohl nicht so rübergekommen, sorry.

Ich habe oben in meinem ersten Kommi nun EVs "erste" Strophe vor meine Zeilen gestellt, um das erwünschte Gesamtbild zu verdeutlichen.

LG, eKy

[Eisenvorhang]

Hallo Agneta,

danke für deinen Kommentar, bis auf das falsche Komma, erfuhr nichts anderes eine Veränderung! 

Hey Erich,

klar, es gäbe hier und da sicher etwas was man immer verändern könnte.
Die kleine Strophe will aber für sich stehen!

vlg

EV