Autor Thema: Nichts und niemand  (Gelesen 836 mal)

hans beislschmidt

Nichts und niemand
« am: Juli 18, 2020, 15:50:35 »
Nichts und niemand...

Wenn Flausen und verflossner Schein
so trotzig schmierig an uns haften,
verlangten solche je ein Schuldigsein,
weil in dem Gestern Risse klafften?

Es schuldet nichts und niemand keinem was,
der Gauner nichts von dem Errafften.
Es schlägt nichts aus des Bodens Faß,
trotz Neidern, die sich dort vergafften.

Genauso der berühmte Tropfen,
der ungerechte Flut erschafft.
Das Böse will den Hals verstopfen
und wird nur selten abgestraft.

Hör zu....

Du tumber Tölpel, hast du je geglaubt, dass hinter all dem steht Essenz?
Der Zufall schleift auch die Gerechten, dem Diesseits fehlt die Konsequenz.




« Letzte Änderung: Juli 20, 2020, 10:02:10 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Nichts und niemand
« Antwort #1 am: Juli 18, 2020, 17:38:21 »
Hi Hans!

Formidabel, nur statt des doch recht gemeinsprachlichen "raus" in S2Z3 würde ich mich auf ein durchaus ebenso verständliches und sprachlich würdigeres "aus" beschränken.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Nichts und niemand
« Antwort #2 am: Juli 18, 2020, 18:29:39 »
Hi Erich,
vielen Dank für "formidabel" und den sprachlichen Hinweis. Das "raus" werde ich umgehend ersetzen.
Gruß vom Hans
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Agneta

  • Gast
Re: Nichts und niemand
« Antwort #3 am: Juli 19, 2020, 18:38:48 »



Das ist wirklich gut, Hans. Der Zusatz ist ein geistvoller Aphorismus, der mir als Conklusio sehr gut gefällt.
Ein paar Stellen fielen mir im Gedicht auf, ich markiere sie mal. Ich würde das anders schreiben

Nichts und niemand...

Wenn Flausen und verflossner Schein Metrik
so trotzig schmierig an uns haften,
verlangten solche je ein Schuldigsein,
weil in dem Gestern Risse klafften?

Es schuldet nichts und niemand keinem was,
der Gauner nichts je dem Errafften. ( dem Bestohlenen schuldet er schon was, aber dem Diebesgut schuldet er nichts)
Es schlägt nichts aus des Bodens Faß,( tolle Brechung des Sprichwortes)
trotz NeiderN, die sich dort vergafften.

Genauso der berühmte Tropfen,
der ungerechte Flut erschafft.
Das Böse will den Hals verstopfen
und wird nur selten abgestraft.

Hör zu....

Du tumber Tölpel, hast du je geglaubt, dass hinter all dem steht Essenz?
Der Zufall schleift auch die Gerechten, dem Diesseits fehlt die Konsequenz.

LG von Agneta

hans beislschmidt

Re: Nichts und niemand
« Antwort #4 am: Juli 20, 2020, 10:00:58 »
Hi Agneta, vielen Dank für deinen Kommentar und Schreibhinweisen.
Beim Thema schuldig dem "Errafften"
hast du wohl Recht aber ich habe es weiterführend auch so verstanden, wie du angemerkt hast. Dass das Diebesgut mit dem Bestohlenen gemeinsam angesehen wird, weil die Ungerechtigkeit alle Umstände mit einschließt. Würde ich mich jetzt auf den Bestohlenen konzentrieren, müsste ich den Reim "afften" substituieren und Z2 und Z4 neu texten. Das würde die Aussage bez. des Diebesgutes zwar spezifizieren aber eine andere Wendung nehmen. Ich lasse es lieber so und setze den Gedankensprung, wie auch die logische Irritation voraus, es sei denn dir fällt was passendes ein.
+++++++++
Es nagt tagtäglich an mir hilflos mit anzusehen, wie immer mehr Menschen immer ärmer werden und immer mehr Menschen reicher. Letztere nicht durch ehrliche Arbeit, sondern durch Gesetzeslücken und Betrügereien. Der von der Politik so gewollte und vorangetriebene Plan ist es eine Riesenmenge von gefügigem Humankapital zu erzeugen, welches ähnlich wie in Huxleys "Schöne neue Welt " mit der täglichen Ration der Droge "Soma" bei Laune gehalten wird.
++++++
Das Fatale dabei ist, dass es keine Parität mehr gibt und Gesetze für diese Verbrecher nicht mehr gelten, weil Spekulationsgewinne und Briefkastenfirmen nicht geahnded werden. Den Menschen wird aber vorgegaukelt, wir würden in einem Rechtsstaat und in einer Demokratie leben.
+++++++
Ich muss mich etwas zurücknehmen, sonst fange ich an Seiten zu füllen. Deswegen bin ich mit ich mit den letzten zwei Zeilen (dem Couplet) auch ganz zufrieden. Andreas Popp, der diese Entwicklung schon vor Jahren vorausgesehen hat, hat diesbezüglich schon so manchen Denkanstoss geliefert.
Bezeichnenderweise hat das Werk bei Facebook niemanden interessiert. Zu sperrig.
+++++
Meine Eltern und die damalige Generation konnten sich noch einen bescheidenen Wohlstand mit Eigentum erarbeiten und ich habe gerade noch so die Kurve gekriegt. Das würde heute nicht mehr funktionieren.
Eine schöne Woche wünsche ich dir.
Gruß vom Hans
« Letzte Änderung: Juli 20, 2020, 10:03:39 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Nichts und niemand
« Antwort #5 am: Juli 20, 2020, 12:44:24 »
Hi Hans!

Was die Schere von arm und reich betrifft, kann ich dir nur beipflichten. Man sollte allerdings nicht unerwähnt lassen, dass es viele Reiche gibt, die sich ihren Wohlstand durch Klugheit und harte Arbeit erworben haben und erhalten, und dass viele davon, obwohl sie kein Gesetz dazu verpflichtet, ein Gutteil ihres Reichtums spenden, um Bildung und Gesundheit zu fördern und gegen die Armut zu wirken.

Ich wehre mich - ich sage dies hier allgemein, nicht gegen dich gerichtet - gegen den kommunistischen Ansatz, dass keiner irgendwelche persönlichen Früchte sienes Erfolgs behalten oder genießen darf, weil alles allen gehöre - das ist mir wieder mal allzu pauschal.
Diese Art Gleichmacherei ist ebenso ungerecht wie die allzu krass klaffende Schere zwischen arm und reich! Vor allem verfällt dann alles, weil sich keiner mehr wirklich zuständig fühlt - der Mensch sorgt eben von Natur aus für alles, was "sein" ist, und das betrifft nicht nur "die Seinen", sondern auch seinen Besitz, der ihn und seine Nachkommen absichert. Dieses Horten ist grundlegender Bestandteil der menschlichen Natur, ihm das ausreden zu wollen ist so, als wolle man einem Eichhörnchen verbieten, Nüsse für den Winter zu sammeln!

Was zumindest gerechtER wäre, wäre eine Art Deckelung für individuellen Reichtum: Sobald man soviel hat, dass man selbst und die ganze Familie doppelt und dreifach abgesichert ist, wird alles, was weiter dazu kommt, automatisch Lohnerhöhungen, sozialen oder kulturellen Zwecken zugeführt. So nach dem Motto: 50 Millionen sind genug!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Nichts und niemand
« Antwort #6 am: Juli 20, 2020, 13:20:11 »
Hi Erich,
Zitat
Was zumindest gerechtER wäre, wäre eine Art Deckelung für individuellen Reichtum: Sobald man soviel hat, dass man selbst und die ganze Familie doppelt und dreifach abgesichert ist, wird alles, was weiter dazu kommt, automatisch Lohnerhöhungen, sozialen oder kulturellen Zwecken zugeführt. So nach dem Motto: 50 Millionen sind genug!
Richtig Erich, hier stimme ich dir zu oder wie Popp mal sagte, die erste Million sollte leicht zu verdienen sein und danach sollte es schwer werden.
++++++
sitze gerade mit meinem Sohn beim Arzt.....
Ich halte nichts von kommunistischer Gleichmacherei und Fleiß sollte sich lohnen aber wenn Steuerlücken in Irland genutzt werden oder Börsengewinne nicht besteuert werden, dann ist das eine Wettbewerbsverzerrung, die es Amazon erlaubt ihre Gewinne nicht in Deutschland zu versteuern. Wir brauchen eine einheitliche Besteuerung innerhalb der EU, wir brauchen auch dem Umweltschutz zuliebe auch eine Transportsteuer damit nicht jedes T Shirt eine Weltreise zum Verbraucher macht, wir brauchen ein Stop für den Medikamenteversand aus dem Ausland und gleiche Abnehmerpreise für alle Pharmaprodukte - nur mal so, um ein paar realitätsnahe Beispiele zu nennen.
++++++
Und Leistung, Arbeit und regionale Produktion muss sich wieder lohnen.
Dir auch eine schöne Woche Gruß vom Hans
« Letzte Änderung: Juli 20, 2020, 13:24:10 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Agneta

  • Gast
Re: Nichts und niemand
« Antwort #7 am: Juli 21, 2020, 16:46:11 »
Eigentum zu erwerben ist heute fü junge Menschen schwer. Hohe Steuern , NK, hohe Preise.Für die Wohnung, die ich vor 2 jahren hier kaufte, müsste ich heute im gleichen Zustand 50-60.000E mehr zahlen...
Das kann nicht mehr ok sein. Auc, wenn ich mich freue, dass ich sie habe...
LG von Agneta