Autor Thema: Das Kranke in uns  (Gelesen 638 mal)

Erich Kykal

Das Kranke in uns
« am: August 12, 2020, 12:53:04 »
Wie krank ist es, dass wir die Erde schlachten
für einen kurzen, billigen Gewinn,
als fänden wir in geistigem Umnachten
und Selbstzerstörung irgendeinen Sinn!?

Wie krank ist es, dass wir uns Götter bauen
für einen unbewiesen lauen Trost,
als wagten kaum wir, Größeres zu schauen
als eine Angst, die in uns allen tost!?

Wie krank ist es, dass wir einander morden
im Namen von Ideen ohne Huld?
Warum sind einst die Affen so geworden,
und welcher Affe hat an allem schuld?
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Das Kranke in uns
« Antwort #1 am: August 12, 2020, 13:12:57 »
Grüße Erich,

ich glaube nicht, dass das alles krank ist. Aus der Sicht unserer Kultur, die durch unser Wertesystem, Ethik und Moral geprägt ist, vielleicht schon.
Die Welt, die uns umgibt, hüllt sich meiner Meinung nach in einem gröberen Relativismus. 
Der Mensch ist, was er ist und definiert sich durch seine Taten: Er ist Mörder, Ausbeuter, Machthungrig uvm... Er ist aber auch das Gegenteil: Warmherzig, liebevoll und hingebend.
Wie sich die Verhältnisse "realistisch" amalgamieren ist eine andere Frage.
Wenn die Kirche Menschen Trost und Halt gibt, meinetwegen, solange sie Menschen wie mich damit in Ruhe lassen und mich nicht zwangsläufig umdrehen wollen, ist alles gut.

Ich frage mich immer wieder: Wie wäre ich selbst, wenn ich Macht und Geld hätte. Selbst die Menschen, die in so ein Leben hineingeboren werden, müssen lernen wie die Dinge laufen und sich anpassen.
Aus unserer "unterdrückten" Sicht sind die Dinge wohl anzweifelnswert. Aus der Sicht der Menschen, die Kontrollieren und Unterdrücken müssen, sind sie wohl notwendig, um zu überleben.
Selbst der radikalisierte Islamist ist nur ein Opfer fehlender Mündigkeit.

Aus meiner Sicht ist es daher nicht "Das Kranke in uns", sondern "Das Normale in uns".
Die Frage ist, wie weit sich der Relativismus relativieren lässt und fortpflanzt.
Beispielsweise Jeffrey Dahmer... Ist er krank und die Definition für Psychopath oder verkörpert er etwas, was in jedem genetisch verborgen ist.
So gesehen ist er auch nur Opfer seiner Zwänge.

Schau dir mal die Primaten an: Sie sind mordende Kannibalen. Und im Tierreich ist das völlig normal, weil es keine Richter gibt, die Moral und Ethik vorgeben.
Von daher kann es nur Normalität respektive natürlich sein, dass der Mensch aus der Sicht der Kultur so verkorkst ist.

vlg

EV
« Letzte Änderung: August 12, 2020, 13:18:54 von Eisenvorhang »

Erich Kykal

Re: Das Kranke in uns
« Antwort #2 am: August 12, 2020, 13:27:52 »
Hi EV!

Ich denke, du nimmst dieses Werk ernster als ich beim Schreiben. Natürlich umfasst es nur eine sehr beengte Ansicht des Menschseins, soll ja auch ein Stoßseufzer der Frustration über menschliche Dummheit und Kurzsichtigkeit sein.

Zu deinen Ausführungen kommt man, wenn einem als Leser das ironische Augenzwinkern der Conclusio entgangen ist. Natürlich weiß ich, dass die guten alten Affen keine Moral im modernen Sinne hatten - in einer gnadenlosen Natur zu überleben macht das Konzept der Gnade obsolet.

Der Raubtiergedanke ist in unserer modernen Welt durchaus noch vorhanden, wird allerdings auf moralischer Basis der meisten Kulturen hinterfragt und verachtet. Wir sind nicht mehr die Affen von einst, keine Frage - aber zuweilen schlägt deren Naturell eben noch durch - aber wir betrachten dies mittlerweile nicht mehr als "normal", bemessen an unseren moralischen Wertvorstellungen, die wir im Lauf der Aberjahrtausende sozialen Miteinanders entwickelt haben.

Vielen Dank für deine nachdenklichen Einlassungen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Das Kranke in uns
« Antwort #3 am: August 12, 2020, 14:23:18 »
Ja, manchmal erfasse ich Ironie tatsächlich nicht.
Wir sind nicht mehr die alten Affen, jup.

Wir sind jetzt die Affen, die Häuser bauen und Internet haben.

Erich Kykal

Re: Das Kranke in uns
« Antwort #4 am: August 12, 2020, 20:55:51 »
Hi, EV!

"Wir sind jetzt die Affen, die Häuser bauen und Internet haben."

Und schlecht bewachte Atombomben, unsichere Atomkraftwerke, moralfreie Gentechnik, Umweltzerstörung und -ausbeutung, Luftverschmutzung, verdreckte, leergefischte Ozeane, bald Resourcenknappheit und Wassermangel, jede Menge Armut, Krankheit und Elend - und dennoch müssen wir uns für jede "heilige" Überzeugung immer noch die Köpfe aneinander einrennen aus Gewinnsucht, Machtgier, Arroganz, Überheblichkeit, Verachtung und Hass!

Ach wären wir doch grausame Affen geblieben ...  ::) >:D :o

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.