Autor Thema: Das Brieflein  (Gelesen 404 mal)

wolfmozart

Das Brieflein
« am: Juli 30, 2022, 20:16:50 »
Dann fall ich schwer und fall ich tief
Es fällt mit mir ein weißer Brief
Aus schicksalhaftem Mache.

Bald eilt der Grund in bange Näh
Bald schwindet er in ferne Leh
Es tanzt um mich das Brieflein

Ich weiß wohl, was es in sich birgt
Gar ahnungsvoll ist es durchwirkt
Gar sanft verlockt sein Leuchten

Ich falle tief und tiefer ab
Ein Brieflein liegt auf meinem Grab
Ich hab es nie gelesen
« Letzte Änderung: September 01, 2022, 15:22:14 von wolfmozart »

Erich Kykal

Re: Das Breiflein
« Antwort #1 am: Juli 31, 2022, 08:41:43 »
Dann fall ich schwer und fall ich tief
Es fällt mit mir ein weißer Brief
Aus schicksalhaftem Mache.

Bald eilt der Grund in bange Näh
Bald schwindet er in ferne Leh
Es tanzt um mich das Brieflein

Ich weiß wohl, was es in sich birgt
Gar ahnungsvoll ist es durchwirkt
Gar sanft verlockt sein Leuchten

Ich falle tief und tiefer ab
Ein Brieflein liegt auf meinem Grab
Ich hab es nie gelesen


Hi WM!

Die Stimmung, die du rüberbringst, ist dicht und intensiv. Sprachlich allerdings gibt es leider einige Stellen, die der Überarbeitung bedürfen.


Titel - Hier ist ein kleiner Buchstabensturz passiert, und aus dem "Bieflein" wurde ein "Breiflein". In diesem Forum aber kannst du auch den Titel ändern/korrigieren, also kein Problem.

S1Z1 - Ein Werk mit "Dann" zu beginnen, ist schon problematisch, weil der Leser automatisch den Eindruck gewinnt, dass ihm das dazu nötigerweise vorhergehende "Wenn" fehlt.

S1Z3 - Der französische Begriff "Maché" benötigt einen Accent auf dem unbedingt zu betonenden letzten Buchataben "e", auch im Deutschen. Zudem gibt es in dieser Zeile in dieser Formulierung einen Senkungsprall (-haftem Maché).

S2Z1 - Der Begriff "Leh" ist mir völlig unbekannt.

S3Z2 - Bei dieser Formulierung erwartet der Leser, dass erklärt wird, womit das Breiflein durchwirkt sei. Wenn du zum Ausdruck bringen willst, dass es mit Ahnen durchwirkt sei, solltest du eher so schreiben: "Mit Ahnen scheint es mit durchwirkt" oder "mit Ahnen ganz und gar durchwirkt" oder "von (m)einer Ahnung schwer durchwirkt".



Ein interessantes Stilmittel, die jeweils letzte Zeile der Terzette ungereimt zu belassen. Es unterstützt das Gefühl des hilflos in der Luft Hängens, des Bruchs mit der Welt, das surreale Auseinanderfallen der sicheren Realität, das mit dem Inhalt hier perfekt korreliert. An sich mag ich keine "losen Enden" in Gedichten, aber hier, muss ich zugeben, gefällt es mir!


Letztlich zu erwähnen wäre die übliche Schwäche bezüglich Interpunktion und Zeichensetzung. Da solltest du dir wirklich mal was abschauen, anstatt dich ständig in die "künstlerische Freiheit der Poesie" zu retten. Wär wirklich angenehmer zu lesen, dein Schaffen!


Meine Vorschläge:

Ich falle schwer und falle tief -
es fällt mit mir ein weißer Brief
aus aufgescheuchten Händen.

Der Grund schlägt mir ins Angesicht,
doch meine Miene merkt es nicht -
es tanzt um mich das Brieflein.

Ich weiß wohl, was es in sich birgt,
von meinem Ahnen bang durchwirkt -
gar sanft verlockt sein Leuchten.

Mein Leben fällt mit mir hinab.
Ein Brieflein liegt auf meinem Grab.
Ich hab es nie gelesen.


Im Gegensatz zu deinem Brief sehr gern gelesen und bearbeitet. Nimm, was dir brauchbar erscheint.

LG, eKy
« Letzte Änderung: Juli 31, 2022, 08:44:07 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

wolfmozart

Re: Das Brieflein
« Antwort #2 am: September 01, 2022, 16:07:06 »
Hallo Erich,
Dank wie immer fürs Rezensieren.
Der  Begriff "Leh" kommt von Lehen und ist meine Kreation (dem Reim geschuldet).
Die Zeichensetzung bringt mich noch ins Grab (siehe Gedicht 😄).
Du hast diesmal weiter reichende  Änderungen präsentiert die mir sprachlich gut gefallen.
Dadurch ist doch ein eigenständiges Poem entstanden auf  Basis von meinem.
Das ist eine Bereicherung.

Grüße wolfmozart