Autor Thema: Die neuen alten Lieder  (Gelesen 1364 mal)

Erich Kykal

Die neuen alten Lieder
« am: Dezember 16, 2010, 12:36:50 »
Lieder sterben und Gesänge!
Leis vergehen alle Klänge
in des Weltenganges Walten.
Nichts erzählt mehr vom Uralten

und von ewig großen Taten!
Ach, wir lärmen und verraten,
was einst gut und wichtig war.
So verweht mit jedem Jahr

mehr von alledem, was allen
Seelen einst so wohlgefallen,
ihren Herzen, die es hegten
und an wache Ohren legten!

Aber sei nicht traurig, Kind!
Denn für alles, was zerrinnt,
schafft die Zeit aus alten Wunden
Heiles, das sich neu empfunden!

Nichts geht allezeit verloren!
Neu wird irgendwann geboren,
was wir kannten. Fremde Namen
wohl für die, die später kamen,

doch der Weise weiß Bescheid:
Altes trägt ein neues Kleid,
und versöhnt mit allen Dingen
lernt er neue Lieder singen!

« Letzte Änderung: Januar 05, 2021, 22:57:44 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

  • Gast
Re:Die neuen alten Lieder
« Antwort #1 am: Dezember 16, 2010, 17:18:34 »
Dazu würde ich am liebsten einfach nur :STIMMT! sagen - wenn das nicht so mickrig klingen würde.

ich denke aber, in der conclusio triffst du es genau: das alte verwandelt sich und erscheint in neuem kleide.
und gewisse "themen" der menschheit ( liebe, neid , zorn , eifersucht, einsamkeit, krankheit , tod)  sind sowieso unsterbliche "klassiker".
sie werden nur immer wieder anders und neu in szene gesetzt.

selbst die eigene "lebensmelodie" unterliegt zyklischen schwankungen - ist mal mehr im außen und dann wieder mehr im innen zu finden.
ein zuviel an beharrung kann verköchern lassen, ein zuwenig lässt ins uferlose abdriften.

Im Kampfe mit dem Minotaurus
sucht jeder seinen roten Faden,
der ihn im  Labyrinth des Lebens
bewahrt vor Not und schlimmem Schaden.

Mit einem Liedchen auf den Lippen
zieht los der Held und wird gewahr:
Wie leicht kann Glück in Unglück kippen!
Doch hütet uns in der Gefahr

ein Sinn fürs Ganze, der uns leitet,
die Grundidee, die wie ein Stern
uns lebenslang getreu begleitet.
Erklingt ihr Lied? Wir lauschen gern.....

Erich Kykal

Re:Die neuen alten Lieder
« Antwort #2 am: Dezember 17, 2010, 09:40:57 »
Hi, larin!!

Vielen Dank für dieses tolle Antwortgedicht! Ich weiß nicht - ich kann mich noch so sehr anstrengen, immer hab ich das Gefühl, du kannst es mindestens genauso gut! Einen Augenblick lang weiß ich nie, ob ich dankbar sein soll für solch eine wundervolle Schwester im Reime, oder eifersüchtig, weil ich mich nicht mehr unangefochten als "Nummer eins" in meiner (jämmerlich kleinen) Poesiewelt zu betrachten vermag!
Aber wie gesagt - nur einen Augenblick! ;) :D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

  • Gast
Re:Die neuen alten Lieder
« Antwort #3 am: Dezember 17, 2010, 17:25:55 »
Hi Erich,  ;D
lass dich trösten, Bruder im Reime.....

Das war schon immer so......

Einst war Herr Adam Herr der Welt im Paradiese:
Das Erdenrund war sein! Die grüne Wiese,
der Berg, der Bach, sogar der Apfelbaum -
gottgleich von Gott gesetzt in seinen kühnen Traum!

Wer tat es ihm denn je auf Erden gleich?
Des Menschen Wille war sein Himmelreich!
Er fühlte sich unschlagbar ( war es auch) -
doch letztlich kam ins Grübeln er. Ihm riet der Bauch:

"Oh Herr, erlöse mich aus Einsamkeit!
Du bist so fern. Mir fehlt hier wer. Zu zweit
lässt sich das Leben doch viel leichter tragen.
Ich werde dir dafür auch immer "Danke!" sagen."

Gott, der ja damals mit sich reden ließ,
fand nichts dabei. Drum gabs im Paradies
bald noch ein Wesen, menschlich und apart,
auf Adams Wunsch hin. Ihre Gegenwart

war etwas, das ihn wesentlich ergänzte.
Nur dämmerte ihm leis: Ob er noch glänzte,
so einzigartig mit ihr, wie zuvor?
Die Eva zwickte ihn bloß in das Ohr:

"Ich bin die Gottestochter, du der Sohn -
nicht mehr, nicht wen' ger! Emanzipation,
das heißt doch nur: Ein jeder Mensch hat Glanz!
Dein Konkurrenzkampf ist nur Affentanz."

Sie fing es richtig an, denn Adam hat verstanden -
und wenig später kam ein Apfel schon abhanden!
Gott wurde zornig. Eva hat gelacht,
hat sich mit Adam auf den weiten Weg gemacht.

Die Weisheit hat sie wohl vom lieben Gott,
vom Teufel Rafinesse! Doch zur Not
verbindet beides sie zum Hausverstand:
Seht hin! Noch immer hält sie an der Hand

den Adam (ihren Paradiesesrest),
sie hält zu ihm und hält ihn aufrecht, hält ihn fest.
Was er mit Eifer sucht - sie nimmts in Kauf.
Denn Eva nimmts auch mit dem Teufel auf.....

 ;) :-*
larin






cyparis

Re:Die neuen alten Lieder
« Antwort #4 am: Dezember 18, 2010, 16:55:38 »
Beim Zeus!


Ihr Zwei übertrefft Euch ja beinahe im "Das Licht unter den Scheffel stellen" !

Solange Homer, Ovid und Konsorten unvergessen bleiben, mag aus neuen Liedern von mir aus werden, was will.
Große Gesänge sterben nicht aus.
Das bringt selbst die Globalisierung nicht zustande.

Auch Persien wird noch in Äonen seinen Hafis loben.


Lieben Gruß Euch Könnern!


cyparis


Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Die neuen alten Lieder
« Antwort #5 am: Dezember 20, 2010, 10:21:34 »
@larin:

Emanzipperlein

Warum, du manchmal zwinkernd Grobe,
machst du aus einem simplen Lobe
gleich ewiges Geschlechterringen?!
Die Abweichungen unserer Anatomie
waren nie Teil meiner Botschaft, die
nur dankbar erzählte von gutem Gelingen!

Ein wenig Eifersucht, ja, doch mitnichten
aus platten geschlechterspezifischen Sichten!
Da tust du mir Unrecht, du Gute!
Wo andre in all ihren feinen Gedichten
nur zärtlich vom täglichen Menschsein berichten,
dort siehst du scheint's immer die Rute!? ;) :D :)

@cyparis:

Vielen lieben Dank für den indirekten Vergleich mit ewigen Größen der Literatur und Philosophie(schluck...), aber ich glaube, da greifst du doch ein wenig zu hoch, oder?
Außerdem sagt das Gedicht ja aus, dass im Grunde nichts verlorengeht! Die Namen ändern sich, die Mechanismen bleiben die gleichen. Wer kann sagen, was in Jahrtausenden gut und "ewig" sein wird? Unsere Namen werden schwinden, nimmer aber unser Künden!
Auch dann wird es Menschen geben, die die Liebe zum Reinen und Schönen hochhalten und weitertragen.

LG, eKy
« Letzte Änderung: Dezember 20, 2010, 10:28:17 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

  • Gast
Re:Die neuen alten Lieder
« Antwort #6 am: Dezember 20, 2010, 16:05:38 »
Hallo Erich,

Wie lang dauerts, bis du's lernst:
Nimm mich doch nicht gar so ernst!
Lass dich necken von der Kecken!
Andres wollt ich nicht bezwecken.

Hatte mal nen großen Bruder -
war auch dem ein kleines Luder
(wie die Schwesten halt so sind).
Ruten sah ich? Nö! Geschwind

bin ich manchmal mit der Zunge!
Kann wohl sein, so mancher Junge
möchte mir den Hals umdrehn
und mich lieber stille sehn!  ;D

Doch dass du ein Lieber bist,
weiß ich (ohne Hinterlist).
Anders würd ichs gar nicht wagen,
dir was Spitziges zu sagen.... :-*