Autor Thema: Holunderduft  (Gelesen 1568 mal)

galapapa

Holunderduft
« am: Juni 22, 2013, 09:59:39 »
Süßlich herb umschlingt er meine Sinne,
schwer erfüllt er schwüle Juniluft -
zart verführerischer Holderduft;
seltsam still bezaubert halt ich inne.

Weiße Blütendolden, sie erstrahlen
in der langen Tage Sonnenglut,
die versunken auf den Büschen ruht.
Träume, die sich in den Schatten stahlen,

baden friedlich in den warmen Stunden
unter dunkelgrünem Sommerlaub.
Sanfter Wind spielt müde mit dem Staub,
so, als hätte er die Zeit erfunden.

cyparis

Re:Holunderduft
« Antwort #1 am: Juni 22, 2013, 10:51:38 »
Lieber galapapa -

wie ist das schön!
Ich fühle mich in den großen wildgarten meiner Mutter versetzt, dessen Laubumrahmung auch von Flieder gebildet ist,
ein großer Hollerbaum wächst vor dem Haus.

Ich liebe den herben Duft, die Blätterdächer, die Schirmförmigen Trauben über alles.
Wie eindrucksvoll hast Du das bedichtet!
Die Zeilenübegränge sind entzückend.


Herzlichen Gruß
von
Cyparis


(Ich freue mich darauf, Dich endlich persönlich kennenzulernen!)
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

galapapa

Re:Holunderduft
« Antwort #2 am: Juni 22, 2013, 11:30:20 »
Liebe Cyparis,
danke für Dein schönes Lob!
Einen solchen Wildgarten habe ich mir in den Jahren seit meinem Ruhestand geschaffen; überwiegend Pflanzen, die hier heimisch sind und sich auf dem Muschelkalk wohlfühlen.
Dabei gibt es hier einige Besonderheiten, da unter meinem Garten eine Grenze zwischen Buntsandstein und Muschelkalk verläuft.
Dominiert wird der Garten von 8 großen  Holunderbüschen, die dunkleren Stellen auf der Nordseite am Boden vom Ruprechtskraut (stinkender Storchschnabel). Dazwischen Eschen und wilde Rosen. Am Hausdach leben 9 Schwalbenfamilien und da ich auch Sommerfütterung mache, ist der Garten besiedelt mit allerlei sonstigen Vögeln. Dazu gehören Spatz, Zaunkönig, Rotkehlchen, Rotschwänzchen und mindestens zwei verschiedenen Meisenarten...
Ach, da könnte ich noch Seitenlang beschreiben, aber es gibt ein Wort dafür: Ein kleines Paradies. Überschattet ist es allerdings von grauenhaftem Lärm aus getunten Motoren und Subwoofern und Freibadgekreische, so dass ich mir einen Bauwagen gekauft habe, der am Hausberg in einer Hecke steht auf einer meiner Wiesen. Dorthin flüchte ich dann an schlimmen Tagen.
Aber, was erzähl ich? Das interessiert doch keinen!
Ich grüße Dich ganz herzlich!
galapapa

cyparis

Re:Holunderduft
« Antwort #3 am: Juni 22, 2013, 13:44:38 »
Doch, mich interessiert das!
"Unser" Boden ist Sandboden, der hin und wieder auch Besuch von mildem Digitalis bekommt. Der Giersch, Akelei und der Efeu fühlen sich besonders wohl.
Meisen und Amseln sind in erster Linie die Musiklieferanten.

Zum Glück stört nur der Traktorenlärm der Bauern. Den haben wir gefühlsmäßig akzeptiert.
Aber die anderen gefiederten Lieblinge sind durch Herbizide, Fungizide und andre Zide leider ausgerottet.

Hab ganz lieben Dank für Deine ausführliche Antwort!

Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Daisy

Re:Holunderduft
« Antwort #4 am: Juni 22, 2013, 20:44:04 »
Lieber galapapa,

du hast mit wunderbaren Worten und Versen ein ganz zauberhaftes Gedicht kreiert! Ich liebe solche Gedichte!

Wirklich schön auch wie liebevoll du dein kleines Paradies beschreibst - na und ob das jemanden interessiert! Mich jedenfalls sehr!
In unserem Garten gibt es auch Holunderbüsche und während der Blütezeit wünscht sich mein Mann immer mal gebackene Holunderblüten als Leckerei.
Das ist bei uns hier eine regionale Spezialität. Die einzelnen Dolden werden dafür in Pfannkuchenteig getaucht und in einer Pfanne mit heißem Öl ausgebacken.
Vor dem Verzehr werden diese Küchlein noch mit Puderzucker bestreut. Sehr lecker!

Jetzt aber wieder zurück zu deinem feinen Gedicht.
Ich habe es mit großer Freude gelesen und bin schon gespannt auf dein nächstes!

Herzlichen Gruß von
Daisy

galapapa

Re:Holunderduft
« Antwort #5 am: Juni 23, 2013, 14:53:21 »
Liebe Daisy,
hab herzlichen Dank für Deinen Kommentar und Dein Lob!
Ich weiß nicht, wo Du zuhause bist; hier in Süddeutschland, wo ich aufgewachsen bin, habe ich die "Holderküchle" schon als Kind begeistert gegessen und wenn meine Tochter mich heut besucht und ihr der Holunderduft entgegenweht, dann kommt auch sofort die Frage: "Papa, machst Du mal wieder Holderküchle?!"
Ja, die schmecken weiß Gott lecker.
Anfang September, wenn die schwarzen Beeren dann reifen, mache ich wie jedes Jahr einige Liter Holdersaft. Ich koche diesen "Heckenkaviar" mit Zucker  aus zu Sirup; stark verdünnt mit Wasser ist er mir stets eine Delikatesse. Aus dem Sirup lässt sich ja auch Gelee und ein vorzüglicher Likör machen.
Obwohl ich mich als Kind einmal aus Unwissenheit mit den rohen Beeren vergiftet und sehr gelitten habe, ist mir der Holunder ein wichtiger Begleiter durchs ganze Leben geblieben.
Ohne Mutters Waldhimbeeren- und Holundersaft würde meinen Erinnerungen aus der Kindheit etwas sehr wertvolles fehlen.
Liebe Grüße!
galapapa

Daisy

Re:Holunderduft
« Antwort #6 am: Juni 23, 2013, 18:05:38 »
Lieber galapapa,

beheimatet bin ich in Oberösterreich, am Rande des Salzkammerguts.

Siehst du, das wusste ich nicht, dass die "Hollerblütendatscherl", wie man sie bei uns nennt, auch in anderen Küchen vertreten sind.
Aber die guten Dinge kann man halt überall finden!
Aus den Beeren mache ich vorzugsweise "Hollerröster", den gibt es dann als Beigabe zu Grießschmarrn oder Scheiterhaufen.

Meine Tochter ist auch begeistert von den Leckereien und holt sich bei uns immer die frischen Blütendolden, um selber die Küchlein zu machen.
Den "Hollerröster" mache ich immer gleich für alle und der wird dann gerecht aufgeteilt.

Schön, dass wir uns auch mal über Kulinarisches austauschen konnten!  :)

Herzliche Grüße von
Daisy

cyparis

Re:Holunderduft
« Antwort #7 am: Juni 23, 2013, 18:34:43 »
Holunderblütentee (= Fliederblütentee) wirkt zudem fiebersenkend.

Aber der natürliche Duft der Hollerblüren ist immer noch das Schönste!
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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