Autor Thema: Regengrau und Du  (Gelesen 725 mal)

Erich Kykal

Regengrau und Du
« am: August 23, 2021, 12:26:17 »
Es sieht nach Regen aus in meinen grauen Augen -
sie dunkeln wolkengleich in manchen Düsterstunden,
als hätte, was mich leise antrieb, nie gefunden,
was auf dem Herz mir lag, es langsam auszusaugen.

Als wollte mir das Leben nie so wirklich taugen,
befühlt es fremd mich: Einen seltsam Wunderwunden,
an sich gescheitert und zum Krüppelherz geschunden,
um sich an seinen Jahren mutlos auszulaugen.

Es sieht nach Regen aus an manchen grauen Tagen,
die schwere Himmel über meine Stille jagen,
wie um zu zeigen: Du gehörst nicht mehr dazu!

Und doch, durch alle Bilder, die mein Dauern plagen,
hilft mir das deine, ihrem Weh zu widersagen,
und alles Regengraue löst sich auf im Nu!
 
« Letzte Änderung: Dezember 04, 2021, 11:38:55 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Regengrau und Du
« Antwort #1 am: August 25, 2021, 10:09:17 »
es ist tatsächlich so, lieber Erich. Wenn man selbst Weh hat, sich aber einem andren zuwendet, der es auch hat, dann denkt man: Mir geht es doch noch gut, dem geht es schlimmer. Wichtig ist also im Leben scheinbar Kommunikation, sich nicht verkriechen. Obwohl as wohl leichter gesagt ist als getan. LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Regengrau und Du
« Antwort #2 am: August 25, 2021, 11:30:27 »
Hi Agneta!

Interessante Auslegung, sich darüber hochzuziehen, dass man jemanden anschaut oder sich mit jemandem austauscht, dem es offenbar in ähnlicher oder derselben Weise schlecht geht.
Dass derjenige, dessen Bild ich betrachte, das gleiche Weh hat wie ich, habe ich im Gedicht eigentlich so nie erwähnt. Ich glaube, das würde auch meist nicht wie gewünscht funktionieren - ebenso gut wie sich gegenseitig zu stützen kann es auch geschehen, dass man sich gegenseitig noch tiefer runterzieht.

Ich dachte beim Schreiben eigentlich nur an ein positives Bild, an das Licht von Freundschaft und Liebe, die die Finsternis in der eigenen Seele verjagen oder zumindest in Schach halten. Das Bild eines guten Freundes oder einer geliebten Seele, das Mut und Trost spendet, weil es einem zeigt, dass man noch geschätzt wird, vielleicht sogar noch gebraucht, und dass es jemand noch kümmert, was mit einem selbst geschieht.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Regengrau und Du
« Antwort #3 am: September 09, 2021, 10:59:49 »
Sehr, sehr schön, lieber Erich,

dieses Sonett mit so kostbaren Worten, wenigen Reimen und einem erfreulichen Umschwung:

Einsamkeit des vom Leben Vergessenen bewölkt Seele und Blick; Erinnerung an die frühere Geliebten aber ist wie die Sonne, die Wolken zerstieben.

Mit Freude gelesen.

Grüße von gummibaum

Erich Kykal

Re: Regengrau und Du
« Antwort #4 am: September 09, 2021, 16:23:37 »
Hi Gum!

Solche Gedichte sind wohl das gefällige Sentiment des alternden Geistes - wessen ich mich als einer davon ab und an nur allzu gern befleißige!  ;D ;)

Vielen Dank für die geäußerte Begeisterung!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.