Hi larin!
du hast, im Großen besehen, natürlich völig recht. Im großen Rahmen mittelt sich jegliche Sinnhaftgkeit heraus. Indes, der Mensch als Einzelindividuum, bis hin zum kulturellen Konglomerat, dem er sich angehörig fühlt, gefällt sich darin, seine Existenz in Sinneinheiten zu gliedern. Ein Aufgabe, ein Tagwerk, ein langfristiges Vorhaben, ein Lebensplan, ein göttlicher Plan, ein Welterklärungsmodell. Diesen "Blöcken" geistig anhängig denkt sich der Mensch die Welt, "seine" Welt eben auch so: Es ist immer etwas zu tun, etwas zu vollenden. Und dann gibt es natürlich auch dieses "Dazwischen", dieses "In-der-Luft-Hängen-Gefühl", wenn etwas bewältigt wurde und noch kein neues Ziel im inneren Raum steht.
Und manchmal fühlt man sich einfach so mal eben genau so und weiß nicht warum. Ein Ahnung des "größeres Bildes"? Wer weiß. Und dieses Ahnen ergießt sich dann auch in die wahrgenommene Welt, lässt alles undefiniert und vage, ohne tieferen Plan und Willen erscheinen. Die gereiften Geister wissen: Man sieht es endlich, so wie es halt ist. Aber dem ängstlichen, unreifen, im Täglichen befangenen Geist erscheint diese Sicht beängstigend, verunsichernd - im wesentlichsten Sinne: gottlos.
Und ihn, der das erlebt, beschleicht dieses seltsame Gefühl dabei, die Briten nennen es "eery", man könnte es grob mit "gespenstisch" oder "anderweltlich" übersetzen. Eine scheinbar vertraute und doch fremd wirkende Welt ...
Mein Gedicht versucht, den unreifen Geist hier abzuholen und ihm "das größere Bild" zu erklären, ohne ihn zu ängstigen und zu verscheuchen. Das Werk will den Leser an den Gedanken der Sinnlosigkeit allen Seins gewöhnen, ohne ihn zu verschrecken, denn es lässt sich durchaus gut leben in einer Welt, die - wie ein Kind - nicht wertet, nur hinnimmt, was wird und ist - vorausgesetzt, man ist seiner selbst sicher genug, um sich dauerhaft darin zu definieren, und das ohne die Hilfe fiktiver, angenommener Konstrukte wie Götter oder deren "höhere Pläne" für uns als "Erschaffene".
Der reife Geist erschafft sich selber, denn er weiß, dass sein Gefährt, der Körper, nur ein zufälliges Ergebnis von Zeit und Anpassung, sprich Evolution ist. Und er, das Bewusstsein, erwuchs diesem Stofflichen als Metaebene ohne göttliches Zutun, einfach, weil so ein Fleischberg
mit Metaebene des eigenen Bewusstseins bessere Selbsterhaltungschancen hatte als einer ohne.

Vielen Dank für deine interessanten Einlassungen!

LG, eKy