Autor Thema: Am Bach  (Gelesen 1889 mal)

cyparis

Am Bach
« am: November 15, 2010, 21:56:07 »
Murmelnd, leise hast Du mich empfangen.
Eilig war Dein frischer, klarer Lauf.
In kleine Kinderhände rannst Du kühl.
Noch heute bannt mich dies Verlangen

quälend süß wie Zeitentrauf'.
Und wie wecktest Du Gefühl!
Emsig quollst Du aus dem Moos,
ließest mich Natur erkennen,
labend mich aus Deinem Schoß.

Drängend sah ich Dich. Und matt.
Ebenmaß war nicht Dein Zwang.
Ruhtest tage-, wochenlang.

Kamst dann wieder - regensatt
in meine Kindertage fließend.
Nie wußte ich mit Namen Dich zu nennen.
Du warst mir Frische, gabst mir Mut.
Emsig auch im Dünnerrieseln
ruhtest nächtens Du in Kieseln,
traut wie altes Kinderlied.
Abends schliefst Du in den Schatten,
gabst den Ufern grüne Matten.
Ewigkeit, von der ich schied.
« Letzte Änderung: November 15, 2010, 22:50:26 von cyparis »
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Guenter Mehlhorn

Re:Am Bach
« Antwort #1 am: November 16, 2010, 16:16:03 »
Haste aber fein jemacht, mit soviel Jefüüühl!

Jern jelesen, Jünta.
Reich ist, wer Zeit zum Vertrödeln hat.Mein 2. bis 22. Buch MENSCH MEIER könnt ihr kostenlos, auch als e-books, über meine eigene Homepage (siehe mein PROFIL) laden.Auf youtube 5 Videos unter: guentermehlhorn.
(GRAF von und zu KOKS von der GASANSTALT-BERLIN-BRANDENBURG-SACHSEN-POMMERN-SPITZBERGEN)

Ingo Baumgartner

Re:Am Bach
« Antwort #2 am: November 22, 2010, 11:16:32 »
Da muss ich Guenter Recht geben. So viel an Gefühl kann nur eine Frau aufbringen - wohl auch nur eine Frau in so schöne Sprache fassen.
Cayparis eben. LG Ingo

Erich Kykal

Re:Am Bach
« Antwort #3 am: November 22, 2010, 13:35:06 »
Murmelnd hast Du mich empfangen,
eilig war Dein klarer Lauf.
In mir fühlte ich Verlangen
nach dem Glitzern deiner Wangen,

quälend süß wie Zeitentrauf.
Ueber Hände rannst du kühl,
emsig quollst Du aus dem Moos,
lebensfroh und voll Gefühl
labte mich Dein weicher Schoß.

Drängend sah ich Dich und matt.
Ebenmaß war nicht Dein Zwang.
Ruhtest tage-, wochenlang.

Kamst dann wieder - regensatt,
ich kannte dich und war dir gut.
Nichts war mir näher als dein Blut,
du warst mir Frische, gabst mir Mut.
Eifrig selbst im dünnsten Rieseln
ruhtest nächtens Du in Kieseln,
traut wie altes Kinderlied.
Abends schliefst Du in den Schatten,
gabst den Ufern grüne Matten.
Ewigkeit, von der ich schied.


Hi, Anne!

"Mein Quell der Kindertage"

Ein wunderbares Stimmungsgedicht! Deshalb habe ich mir die Mühe gemacht - ich hoffe, du verübelst es mir nicht - es metrisch geradezubiegen und Wortwiederholungen sowie Satzkonstrukte zu "bereinigen". Ich weiß, du bist sehr tolerant, was das angeht: Beileibe nicht jeder Dichter wäre mit so tiefgreifenden Änderungen einverstanden, geschweige denn zufrieden! Hab Dank für deine Geduld mit mir armen Klugscheißer, der nicht anders kann, wenn ihm etwas wirklich gefällt - dann möchte er es einfach "perfekt" machen und übersieht dabei leicht, dass nicht alle SEINE Sicht von Perfektion teilen!

Nimm also nur, was dir brauchbar erscheint!

Sehr gern gelesen und mitempfunden! (Ganz vorne in "Sedimente" ist ein uraltes "Bachgedicht" ähnlichen Inhalts von mir!)

LG, eky
« Letzte Änderung: Juli 22, 2020, 23:44:52 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.