Autor Thema: Gleichmut  (Gelesen 1307 mal)

galapapa

Gleichmut
« am: Juli 25, 2013, 12:56:47 »
Drückend liegt die Luft auf den Gedanken,
die in Träume eingesunken sind,
träge an der schweren Schwüle kranken;
scheinbar schleppend, wie die Zeit verrinnt.
Unterm Blätterdach da ist ein Bleiben,
wo die Schatten Müßigkeit vertreiben.

Bleiern fließt die Wärme durch die Gärten,
hüllt das Leben in Behagen ein
und macht Müdigkeit sich zum Gefährten.
Auf dem Weiher vor dem Buchenhain
schwebt der Sommeratem wie ein Frieden,
von des Weltalls Tiefe ausgeschieden.

Still in aufgesogenem Vertrauen
schließ ich meine Augen, lass mich gehn,
kann durch die geschlossnen Lider schauen,
seh den Zauber stumm bewegt geschehn.
Gleichmut ist es, die ich friedvoll zehre.
Wie ich diese, meine Welt verehre!
« Letzte Änderung: August 01, 2013, 08:49:24 von galapapa »

Daisy

Re:Gleichmut
« Antwort #1 am: Juli 25, 2013, 20:14:44 »
Lieber Galapapa,

durch den ruhigen Rhythmus und die äußerst geschickt eingesetzte Wortwahl,
vermittelt das Gedicht auf direktem Weg ein wohliges Behagen, dem man sich auch sogleich hingibt.
Ja, so kommt man unbeschadet durch die heißen Tage und kann die Zeit wunderbar verträumen.

In S3Z1 kann ich mich leider nicht so ganz mit dem "ruhig" anfreunden, da ich an dieser Stelle ins Stolpern komme. Ich denke da ist eine Silbe zu viel.
Da aber in S2Z6 bereits "Stille" im Spiel ist, passt "still" nicht so gut als Ersatz für ruhig.
Mir fällt auf die Schnelle auch gerade nur "ganz" ein, aber du hast sicher noch andere Ideen und wirst das Kind schon schaukeln.  ;)

Ein wunderschönes Gedicht, das ich mit Freude gelesen hab!

Lieben Gruß von
Daisy

galapapa

Re:Gleichmut
« Antwort #2 am: Juli 26, 2013, 09:00:01 »
Liebe Daisy,
hab herzlichen Dank für Deinen Kommentar und das Lob!
Ja, Du hast erkannt, was der Text aussagen sollte: Es gibt Momente, Stunden, in denen man sich in ein Behagen fallen lassen kann und die eigene Welt bewundernd und verehrend genießt.
Mag sein, dass es nicht für alle die schwüle Sommerhitze ist, die solche Gefühle hervorruft, doch bleibt es immer wieder ein Genuss, sich einfach des Lebens zu freuen. :)
Der Stolperer kam dadurch zustande, dass wir das Wort "ruhig" unterschiedlich sprechen, Du zweisilbig "Ru-hig", ich dagegen schludrig einsilbig "ruig", hier bewusst ohne "h" geschrieben.
Dergleichen sollte man in solchen Texten, wo es auf den Rhythmus ankommt, vermeiden. Deshalb ist Dein Hinweis wichtig und ich danke Dir dafür!
Ich habe eine Lösung für dieses Problem gefunden. Ein einsilbiges Synonym für "ruhig" fand ich nicht mehr, da "still" und "stumm" schon im Einsatz sind.
Nochmals danke und liebe Grüße an Dich! :)
Galapapa

Daisy

Re:Gleichmut
« Antwort #3 am: Juli 26, 2013, 15:07:24 »
Lieber Galapapa,

ich wusste, dass du die perfekte Lösung findest!  :)
So gefällt es mir ganz ohne Einschränkung, denn auch mit dem h-losen "ruig" kam ich ins Schlingern.

Deine Sicht der Dinge in Bezug auf die Welt und sich einfach des Lebens zu erfreuen, teile ich ganz und gar.
Die unerfreulichen Geschehnisse aus aller Welt werden uns ohnehin täglich und zu jeder Stunde von den diversen Medien nahe gebracht,
da finde ich es mehr als nur angebracht, sich seine persönlichen "Highlights" nicht auch noch schwarz malen zu lassen.

In diesem Sinn sonnige Grüße von
Daisy

cyparis

Re:Gleichmut
« Antwort #4 am: Juli 31, 2013, 19:51:45 »
Lieber Galapapa -

das ist "ur"-echt, obwohl es mich von weitem an Moerike und Storm erinnert.
Feine Sprachmelodie und ein besonders köstlicher Inhalt, in den ich mich nicht nur einmal sinken lasse.
Hab herzlichen Dank!


Ganz  liebe Grüße
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

galapapa

Re:Gleichmut
« Antwort #5 am: August 01, 2013, 08:48:47 »
Liebe Cyparis,
 hab Du auch herzlichen Dank für Dein schönes Lob!
Ich hab noch eine kleine Änderung am letzten Vers vorgenommen, um das Pathetische etwas herauszunehmen.
Liebe Grüße!
Galapapa