Autor Thema: Der Docht  (Gelesen 1467 mal)

gummibaum

Der Docht
« am: M?RZ 06, 2014, 20:38:26 »
Ich will ein Docht sein, will mich nähren
von Starrem, das geschmolzen ist,
und ihm die Flüchtigkeit gewähren,
mit der es eine Flamme hisst.

Mit der es leuchtet in den heißen
Gewalten, die es in sich barg,
sodass um mich ein flackernd Gleißen
Gefühle weckt im innern Sarg.

Und wenn ich mich dadurch verzehre
in Schmerz und Lust und nichts mehr bleibt,
so bleibt auch nichts, was ich entbehre,
und was mich zum Verwesen treibt.
« Letzte Änderung: M?RZ 06, 2014, 21:37:08 von gummibaum »

Erich Kykal

Re:Der Docht
« Antwort #1 am: M?RZ 06, 2014, 20:52:02 »
Hi, Gum!

Ein schönes Gedicht. Das Beschwören der Unsterblichkeit durch die Loslösung vom Physischen, Starren, versinnbildlicht durch die Verflüssigung des starren Wachses durch die Hitze der Flamme. Diese steht für das Fühlen, das die Verkrustung wandelt. Die Metamorphose zum reinem Vergeistigten durch den Katalysator intensiven Lebens und ERlebens konterkariert offenbar die fernöstliche, sprich buddhistische These, durch Introspektive und Meditation in solch einen Zustand zu gelangen. Klingt logisch: Das Erleben erst, die Flamme des Lebens, schult den Geist zu Weisheit und Einsicht. Dieser Gang erscheint in der "theoretischen Trockenübung" der buddhistischen Kontemplation eher schwierig zu vollziehen.

Oder du meinst was ganz anderes, und ich liege hier ganz daneben... ;D

Peanuts:

S1Z2 - Komma am Zeilenende.

S2Z2 - Da fehlt ein Wörtchen: "in"

S2Z3 - "sodass" zusammen?

S3Z3 - Komma am Zeilenende.

Zwei stilistische Details:

S1Z4 - Das "Hissen" einer Flamme im Sinne von Anfachen usw. funzt für mich als Bild nicht so gut. Das Wort scheint mir eher dem Reim geschuldet, wirkt etwas bemüht.

S2Z4 - Die Inversion ist nicht so schön, besonders, da zuvor ein normal gestelltes Verb steht.

Gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Der Docht
« Antwort #2 am: M?RZ 06, 2014, 21:19:44 »
Hallo Erich,

du bist ja unglaublich schnell und präzise dabei. Deine Interpretation stimmt schon. Über das "hisst" in der Bedeutung von anzünden war ich ganz froh. Es schien mir mehr als reimgeschuldet ein Bild von der Fahne auf die Flamme zu übertragen. "Sprengt den Sarg" ist mir da mehr ein Dorn im Auge und ich muss wohl das "barg", das mir eigentlich gefällt, drangeben, um die Inversion aufzulösen. Das vergessene "in" habe ich eingefügt, die Kommatar gesetzt. "So dass" schreibt man nicht mehr zusammen?

Danke, danke.
LG gummibaum  
« Letzte Änderung: M?RZ 06, 2014, 21:36:09 von gummibaum »

Erich Kykal

Re:Der Docht
« Antwort #3 am: M?RZ 06, 2014, 21:26:40 »
Hi, Gum!

"Sodass" hast du ja im Gedicht auseinander geschrieben. Ich nahm an, dass die NR das vielleicht fordert (was ich verblödet fände!), deshalb setzte ich ein Fragezeichen dahinter.

Meines Erachtens sollte es zusammen geschrieben werden.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Der Docht
« Antwort #4 am: M?RZ 06, 2014, 21:33:47 »
sodass und so dass sind laut meinem Duden (2001) möglich (sodaß nicht mehr). Die Sarg-Zeile ändere ich jetzt.

Danke. LG g