Autor Thema: Flucht ohne Zukunft  (Gelesen 1127 mal)

galapapa

Flucht ohne Zukunft
« am: April 26, 2014, 10:38:39 »
Er kam auf morschem Holz mit tausend Fragen
und etwas Hoffnung mitten in der Nacht.
Sein Lächeln wirkte scheu, er schien zu sagen:
„Seht her, ich hab mein Leben mitgebracht.“

Er hatte nichts und nun auch das verloren,
ein Sein in Frieden war ihm unbekannt.
Schon damals war er mit der Angst geboren
und nahm sie mit in das gelobte Land.

„Ich will nicht viel, nur einen Platz zum Leben“,
das war, was ich in seinen Augen las;
„es muss doch irgendwo ein Bleiben geben,
ein Stückchen Heimat, das ich nie besaß.“

Die Ohnmacht, sie verschnürte mir die Kehle,
weil Wut sich in Verzweiflung wild verfing
und das Gewissen schmerzte in der Seele,
als stumm mein Blick voll Scham zu Boden ging.

cyparis

Re:Flucht ohne Zukunft
« Antwort #1 am: April 26, 2014, 11:49:13 »
Lieber Galapapa -

"Worüber man nicht sprechen kann, darüber soll man schweigen".
Ich schweige.



Tiefergriffenen Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

galapapa

Re:Flucht ohne Zukunft
« Antwort #2 am: April 26, 2014, 16:05:12 »
Danke, liebe Cyparis,
schämen wir uns und schweigen wir gemeinsam!
Liebe Grüße!
Charly

cyparis

Re:Flucht ohne Zukunft
« Antwort #3 am: April 26, 2014, 16:27:37 »
Von Scham war nicht die Rede!

Aber oftmals läßt sich etwas nur durch Schweigen beantworten, weil Worte nicht mehr tragen.


Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

galapapa

Re:Flucht ohne Zukunft
« Antwort #4 am: April 26, 2014, 17:25:23 »
Liebe Cyparis,
dann schäm ich mich halt allein dafür, dass in unserer (entschuldige) vollgefressenen Gesellschaft kaum Platz für Menschen ist, die der Hunger und Verfolgung aus ihrer Heimat treiben.
Aber Du hast Recht, da tragen keine Worte, nur Taten.
Liebe Grüße!
Charly

a.c.larin

Re:Flucht ohne Zukunft
« Antwort #5 am: Mai 01, 2014, 20:01:35 »
...weil halt jeder auch fürchet, um das Eckchen Frieden, das er sich selber irgendwo geschaffen hat.

Soll keine Entschuldigung sein - aber man ist auch oft überfordert als einzelner, mit dem, was da anbrandet.
Und wenn man in öffentlichen Verkehrsmitteln tagtäglich auf eine Vielzahl solcher Gestalten trifft - man kann sie sich ja nicht alle umhängen und heimtragen.

Ich hab mal einem einen Fünfer in die Hand gedrückt und dann eine Weile seine kalte Hand gehalten. Aber das war ein Tag , an dem es mir selber sehr gut ging, d.h. , ich war in einer guten Energie, in der ich mich selber sicher fühlte.
(Und am nächsten Tag musste ich früh raus und meinen eigenen Arbeitstag bewältigen - und wenn ich das  kann, bin ich froh!)

In Zeiten wie diesen fühlen sich aber auch schon viele Durchschnittsleute ganz und gar nicht mehr sicher. und froh schon gar nicht.
da gibts bereits leben am Eixistenzminimum und "Working poor", Arbeitslosigkeit  genauso wie burnout und Überlastung.
Und das ist dann der Grund für allerhand Rückzug ins Private.
Die Spielräume werden enger- und man kann nicht vom Kapital nehmen, nur von den Zinsen - aber wo gibts, bitte, heute noch Zinsen?

Die, die mit großer Hoffnung hierherkommen, sehen, dass hier auch nicht das Paradies ist.
Aber die Schlepper versprechen es ihnen und in den "Regierungen" vor Ort sitzen die Verbrecher, die die Quellenländer zugrunde richten.
Und die schämen sich gar nicht!

Dort wäre es aber angesagt.


Ein Trauerspiel , das man nur bedauern kann.
Helfen? Hin und wieder.
Aber wohl nur als Kollektiv, kaum als einzelner.

Seufz. Schwierige Welt, in der wir doch leben!
LG, larin