Hi, Charly!
So wunderbar diese Zeilen auch gewoben sein mögen (- und das sind sie! - Chapeau!), durch die nur vier Heber in der Abschlusszeile der Strophe (Schema: 5-4-5-4) wirkt der Text dadurch irgendwie in der Luft hängend, zu früh beendet. Die kürzere 2. Zeile stört ineressanterweise nicht (sehr), aber in vierten Zeile fehlt mir beim Lesen der gewichtige Schlusspunkt der Versmelodie, der eben nie kommt. Das kratzt irgendwie unangenehm im lyrischen Organ - umso mehr, als die Schlusszeile der mittleren Strophe ja - entgegen deinem Schema - durchaus 5 Heber hat! Wie erklärst du diese Inkonsequenz?
Ich versuche hier mal eine Version mit 5-hebigen Schlusszeilen:
Ganz sachte fällte das weiße Hochzeitskleid
des Apfelbaumes in die Wiese.
Mir ist, als ob es junges Leben schneit,
ein warmer Wind es
zärtlich niederbliese.
Der Nektarrausch wallt immer noch im Blut
doch still verliert sich das Verlangen.
Es regt sich an den Zweigen schon die Brut,
das Reifen, Werden, es hat angefangen.
Wo ist die Kraft, die das Geschehen treibt?
Wer lenkt das immer neue Geben?
Der Schöpferzyklus, der nie stehenbleibt,
die
nie erschöpfte Quelle, sie heißt Leben.
Natürlich kann ich es nicht lassen und präsentiere auch noch eine Version mit durchgängig 5-hebigen Zeilen:
Ganz sachte fällte das weiße Hochzeitskleid
des Apfelbaumes in die
grüne Wiese.
Mir ist, als ob es junges Leben schneit,
ein warmer Wind es
zärlich niederbliese.
Der Nektarrausch wallt immer noch im Blut
doch still verliert sich
endlich das Verlangen.
Es regt sich an den Zweigen schon die Brut,
das Reifen, Werden, es hat angefangen.
Wo ist die Kraft, die das Geschehen treibt?
Wer lenkt
zuletzt das immer neue Geben?
Der Schöpferzyklus, der nie stehenbleibt,
die
nie erschöpfte Quelle, sie heißt Leben.
Sorry - es war stärker als ich!

Aber lies es bitte unvoreingenommen im direkten Vergleich und beurteile selbst, was die erwünschte Stimmung besser trägt.
Sehr gern gelesen und beklugschwafelt!

LG, eKy