Autor Thema: Nur ein Raum  (Gelesen 1173 mal)

Meishere

  • Gast
Nur ein Raum
« am: November 15, 2014, 22:37:33 »
Der warme Schein der Schreibtischlampe
lockt wiedermal die Fliegen,
kleine, schwarze, summende Punkte,
die sich durch die Wärme wiegen.

Ein Mann mit grauem Haar, er sitzt,
er sitzt und scheint zu träumen,
ein Stift liegt neben seiner Hand,
nur einer unter tausend Räumen.

Doch Tage schon sitzt er so da,
trägt immernoch sein gutes Hemd,
und vor ihm liegt ein weißes Blatt,
nur Überschrift: "Mein Testament".

cyparis

Re:Nur ein Raum
« Antwort #1 am: November 18, 2014, 11:31:19 »
Verzeih meine Bequemlichkeit! ;)


Hallo, Meishere -


das k a n n nur von einem jungen Dichter kommen, der ein klassisch-romantisches Bild vor Augen hat.
Haste fein gemacht, auch wenn ich viele Ungeschicklichkeiten (Rechtschreibung, Grammatik) erspähte.


Gruß
vom
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Curd Belesos

Re:Nur ein Raum
« Antwort #2 am: November 18, 2014, 22:54:08 »
moin moin  Meishere,

das k a n n nur von einem jungen Dichter kommen, der ein klassisch-romantisches Bild vor Augen hat.

das hat zwar cyparis geschrieben, aber ich betone das "jung" noch einmal, denn vor fünfzig Jahren hatte ich ähnliche  lyrisch, verträumte Gedanken.

Ich mag es.

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Meishere

  • Gast
Re:Nur ein Raum
« Antwort #3 am: November 20, 2014, 23:01:05 »
Danke euch beiden!

Ich weiß ja gar nicht so richtig, was ihr habt :D
Verliert man die Fähigkeit des Träumens denn so schnell?
Sollten nicht gerae wir Dichter immer dazu in der Lage sein uns alle möglichen Szenen vorszustellen und zu romantisieren?
(Zeugt diese Frage nicht von meiner jugendlich-romantischen Sicht? :D :D)

LG,
Meishere

cyparis

Re:Nur ein Raum
« Antwort #4 am: November 21, 2014, 00:38:14 »

Aber nein, Meishere -


Verliert man die Fähigkeit des Träumens denn so schnell?

deswegen bleibt uns im Herzen die Romantik erhalten.
Und in der Romantik das Herz.


Nachtgruß
vonCyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Curd Belesos

Re:Nur ein Raum
« Antwort #5 am: November 26, 2014, 00:14:07 »
moin moin Meishere,

denn vor fünfzig Jahren hatte ich ähnliche  lyrisch, verträumte Gedanken....

....dass ein alter Mensch schwer grübelnd am Tisch sitzt und überlegt wie er sein Vermögen aufteilen soll.

Doch gewinne ich jetzt bei mehrmaligem Lesen den Eindruck, dass er nur bis zu den Worten "Mein Testament " gekommen ist, da der Tod ihn nicht weiter schreiben ließ.

Auch der Titel lässt meiner Meinung nach mehrere Deutungen zu.

Da  das Testament außer der Überschrift keine Verfügung enthält, kann der einzige Raum für den Bleistift nur neben der Hand des alten Mannes sein, da der Tod den Schreiber abberufen hat in einen anderen Raum.

ein Stift liegt neben seiner Hand,
nur einer unter tausend Räumen.


S2/Z3+4 geben mir sonst Rätsel auf.............. ???

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Meishere

  • Gast
Re:Nur ein Raum
« Antwort #6 am: November 28, 2014, 23:38:56 »
Oh, ihr zwei, ich entschuldige mich für die ordentlich späte Rückmeldung.
Cyparis, deine schöne Antwort muss mir wohl irgendwie entgangen sein. Danke dir :)

Und Curd, dir antworte ich erst jetzt, weil ich in den letzten Tagen etwas "Stress" hatte.
Zum einen: Es freut mich wirklich sehr, dass meine Gedichte auch öfter und eingehend gelesen werden. Danke dir! :)
Zum anderen: Ja, tatsächlch! Du hast hier meine eigentliche Intention erkannt. Zumindest teilweise ;)
Dass der Herr eventuell schon tot ist, so habe ich mir diese Szene vorgestellt.

Die Sache mit dem Raum gibt Rätsel auf, was mich freut, denn das soll sie ruhig.
Deine Interpretation gefällt mir sehr gut.

Ich lockere mal ein weig meine Prinzipien und leuchte ein wenig ins Dunkle hinein.
Ein älterer Herr sitzt tot an seinem Schreibtisch (tagelang gleiche Position, Stift neben der Hand).
Auch die Fliegen deuten auf einen schon länger toten Körper hin.

Was aber eigentlich (nach meiner eigentlichen Intention) noch dazu gehört:
Der Gedanke daran, dass viele Menschen im Alter vereinsamen.

So sitzt der Mann dort vor einem leeren Testament (Symbol für "plötzlichen Tod" und auch für "niemand, der eingetragen werden könte").
Seit Tagen sitzt er schon da, ohne dass es jemandem aufzufallen scheint.
Er trägt sein "gutes Hemd", er ist also "fein gemacht". So wie ein verstorbener im Sarg aufgebahrt wird, sitzt er dort. Allerdings kommt niemand, um sich zu verabschieden.
"nur einer unter tausen Räumen" spielt dann vor allem darauf an, dass es eben viele einsame Menschen gibt und wir nie wissen, was sich hinter verschlossenen Türen alles befindet.

Und:
Die "Wärme", das "wiegen", das "summen" und das "träumen". Alles Dinge, die zumindest für mich, wenig bedrohlich sind. Vielleicht sogar angenehm oder eben "heimelig".
Der Tod also als akzeptierter Begleiter des Lebens. Nicht als ein großes Schreckgespenst, eher als "harmonischer" Übergang.

Dann vielleicht noch, wegen des "Rätsels":
Mir war und ist klar, dass "nur einer" auch auf den Stift bezogen werden kann. Das habe ich absichtlich so gelassen :)
Der Stift steht ja hier im Grunde als Bild für die gesamte Szene. Dieser kleine Unterschied zwischen den Stift fest im Griff haben und den Stift nicht mehr halten/nutzen zu können.
Und so ist es eben der Stift (-> die Situation/das, wofür die Situation steht), der noch tausendfach an anderer Stelle vorkommt/vorkommen kann.

Und hier ende ich jetzt mal. Es kann durchaus sein, dass ich etwas vergessen habe und vor allem kann es sein, dass jemand noch Dinge entdeckt, die mir selbst gar nicht in den Sinn kamen.
Sicherlich sind einige Sachen, die hier im Gedicht zu finden sind, sehr durch meine persönlichen Gedanken/durch meine Lebenseinstellung geprägt. Daher ist es wohl nie leicht, bei meinen Gedichte das zu finden, was ich wirklich im Kern dachte :)
Und daher schreibe ich auch so selten selbst über den Inhalt meiner Gedichte, sondern erfreue mich an dem, was jeder Leser für sich selbst darin finden kann.

Und daher (<- wunderbare Wortwiederholungen <- und Alliteration kann ich auch :p) bedanke ich mich nochmals bei euch für eure wunderbaren Gedanken zum Gedicht.

Ich hoffe, dass mein "Licht-ins-Dunkel-bringen" nicht allzu enttäuschend oder abwegig ist und es euch trotzdem gefällt :)

LG,
Meishere