Oh, ihr zwei, ich entschuldige mich für die ordentlich späte Rückmeldung.
Cyparis, deine schöne Antwort muss mir wohl irgendwie entgangen sein. Danke dir

Und Curd, dir antworte ich erst jetzt, weil ich in den letzten Tagen etwas "Stress" hatte.
Zum einen: Es freut mich wirklich sehr, dass meine Gedichte auch öfter und eingehend gelesen werden. Danke dir!

Zum anderen: Ja, tatsächlch! Du hast hier meine eigentliche Intention erkannt. Zumindest teilweise

Dass der Herr eventuell schon tot ist, so habe ich mir diese Szene vorgestellt.
Die Sache mit dem Raum gibt Rätsel auf, was mich freut, denn das soll sie ruhig.
Deine Interpretation gefällt mir sehr gut.
Ich lockere mal ein weig meine Prinzipien und leuchte ein wenig ins Dunkle hinein.
Ein älterer Herr sitzt tot an seinem Schreibtisch (tagelang gleiche Position, Stift neben der Hand).
Auch die Fliegen deuten auf einen schon länger toten Körper hin.
Was aber eigentlich (nach meiner eigentlichen Intention) noch dazu gehört:
Der Gedanke daran, dass viele Menschen im Alter vereinsamen.
So sitzt der Mann dort vor einem leeren Testament (Symbol für "plötzlichen Tod" und auch für "niemand, der eingetragen werden könte").
Seit Tagen sitzt er schon da, ohne dass es jemandem aufzufallen scheint.
Er trägt sein "gutes Hemd", er ist also "fein gemacht". So wie ein verstorbener im Sarg aufgebahrt wird, sitzt er dort. Allerdings kommt niemand, um sich zu verabschieden.
"nur einer unter tausen Räumen" spielt dann vor allem darauf an, dass es eben viele einsame Menschen gibt und wir nie wissen, was sich hinter verschlossenen Türen alles befindet.
Und:
Die "Wärme", das "wiegen", das "summen" und das "träumen". Alles Dinge, die zumindest für mich, wenig bedrohlich sind. Vielleicht sogar angenehm oder eben "heimelig".
Der Tod also als akzeptierter Begleiter des Lebens. Nicht als ein großes Schreckgespenst, eher als "harmonischer" Übergang.
Dann vielleicht noch, wegen des "Rätsels":
Mir war und ist klar, dass "nur einer" auch auf den Stift bezogen werden kann. Das habe ich absichtlich so gelassen

Der Stift steht ja hier im Grunde als Bild für die gesamte Szene. Dieser kleine Unterschied zwischen den Stift fest im Griff haben und den Stift nicht mehr halten/nutzen zu können.
Und so ist es eben der Stift (-> die Situation/das, wofür die Situation steht), der noch tausendfach an anderer Stelle vorkommt/vorkommen kann.
Und hier ende ich jetzt mal. Es kann durchaus sein, dass ich etwas vergessen habe und vor allem kann es sein, dass jemand noch Dinge entdeckt, die mir selbst gar nicht in den Sinn kamen.
Sicherlich sind einige Sachen, die hier im Gedicht zu finden sind, sehr durch meine persönlichen Gedanken/durch meine Lebenseinstellung geprägt. Daher ist es wohl nie leicht, bei meinen Gedichte das zu finden, was ich wirklich im Kern dachte

Und daher schreibe ich auch so selten selbst über den Inhalt meiner Gedichte, sondern erfreue mich an dem, was jeder Leser für sich selbst darin finden kann.
Und daher (<- wunderbare Wortwiederholungen <- und Alliteration kann ich auch :p) bedanke ich mich nochmals bei euch für eure wunderbaren Gedanken zum Gedicht.
Ich hoffe, dass mein "Licht-ins-Dunkel-bringen" nicht allzu enttäuschend oder abwegig ist und es euch trotzdem gefällt

LG,
Meishere